— 702 — reichtum gewinnen. Das Zeichnen von Karten ist insofern empfehlenswert, als es dazu dient, die Einrichtung und die Ausdrucksfähigkeit der Karte überhaupt zu er— läutern; dagegen ist jedes äußerlich mechanische und gedankenlose Nachzeichnen pon Karten und Skizzen zu vermeiden, während einfache Gedächtnisskizzen ein guter Prüf— stein für den Grad der Beherrschung der topographischen Elemente eines Landes sind. Der Globus, gute Bilder und sonstige Anschauungsmittel, sowie geeignete kurze Land— schaftsschilderungen sollen je nach Bedarf häufig benutzt werden unter Hinweis auf ihre Fähigkeit, die wirklichen Verhältnisse darzustellen: die Umsetzung des Karten— und Landschaftsbildes in die Wirklichkeit ist die Kunst, die gelernt werden soll. 3. Beschränkung des Lernstoffes ist durch die Fülle des Stoffes von selbst ge— boten; die notwendigen Daten sind aber fest einzuprägen, insbesondere auch eine kleine Reihe von Vergleichszahlen aus der nächsten und näheren Umgebung (Größe, Einwohnerzahl, Volksdichtigkeit von Sachsen, Höhenangaben usw.), damit die Schülerinnen daran die Größenverhältnisse fremder Länder und Erdteile messen können. Nicht die gedächtnismäßige Aufnahme des Stoffes, sondern die Mitarbeit der Schüle— rinnen ist in erster Linie zu erstreben, und sie kann um so leichter erreicht werden, als der Unterricht sich zum guten Teil auf Anschauungsmittel stützt. Um den von den Schülerinnen gelegentlich gewonnenen Anschauungsstoff nutzbar zu machen, soll der Lehrer auf allen Stufen bei passender Gelegenheit Anleitung zu richtiger Beobachtung geben, z. B. wie man bei einem Aufenthalt an der See Beobachtungen über Farbe und Salzgehalt, über zerstörende und aufbauende Tätigkeit des Meeres, über Gezeiten, Dünenbildung, über die Eigenart der Bewohner anstellen kann, oder im Gebirge über Erosionserscheinungen, Höhenverbreitung der Vegetationsformen, Gesteinsaufbau, Verwitterung, Stromgeschwindigkeit und Wasserführung der Bäche usw. Aber nicht minder wird die Selbsttätigkeit der Schülerinnen für das geographische Verständnis gefordert, bei Ermittelungen und Vergleichungen von Wechselbeziehungen und beim Aufspüren des ursächlichen Zusammenhangs; die Fähigkeit dazu zu wecken und zu erweitern gehört zu den wesentlichsten Aufgaben des Unterrichts. Die Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit wird anderseits in den obersten Klassen den zusammen— hängenden Vortrag des Lehrers unentbehrlich machen, und dieser wird seinen Zweck erfüllen, wenn er die Schülerinnen zu selbständigem Denken und freiwilliger Weiter— arbeit anregt. Ihr wird die von Jahr zu Jahr zunehmende Erleichterung des Reisens zugute kommen; aber auch die geographische Literatur kann schon durch die Schulbibliotheken den Schülerinnen zugänglich gemacht werden, so daß es ihnen mög- lich wird, in Facharbeiten und freien Vorträgen, die auch dem deutschen Unterricht zufallen, kleinere Aufgaben aus der Erdkunde selbständig zu bearbeiten.