— 708 — wie im Freien zur Selbstbeobachtung der Naturkörper und Naturvorgänge sowie zu planmäßig angelegten Versuchen anzuleiten. Somit sollen in erster Linie mög— lichst die Naturdinge und -Vorgänge selbst und nicht zunächst deren Nachbildungen zur Beobachtung herangezogen werden. Alles gedächtnismäßige Lernen ist auf das Notwendigste zu beschränken. 2. Der Unterricht in Botanik und Zoologie gründet sich auf Beobachtung, Beschreibung und Vergleichung. Er geht vom Einzelwesen (oder einer einzelnen Beobachtung) aus, beschreibt seine Gestaltung, sucht seine Lebenserscheinungen und Lebensbeziehungen zu erkennen, vergleicht es mit verwandten Formen, um zu syste- matischen Begriffen vorzudringen. Von Anfang an ist auf die Beziehungen von Gestalt zur Organisation und Lebensweise Bedacht zu nehmen und sind einfachste physikalische und chemische Versuche (Atmung, kleine pflanzenphysiologische Ver- suche usw.) an geeigneter Stelle einzuschalten. Im botanischen Unterricht sollen, soweit es sich um die heimische Flora handelt, lebende Pflanzen zur Verwendung kommen, es ist möglichst jeder Schülerin ein Stück in die Hand zu geben, so daß sie nicht nur die zu besprechenden Formen genau beobachten, sondern auch die Pflanze zerlegen kann. Außerdem ist die Selbst- tätigkeit durch freiwillige Beobachtungsaufgaben (über das Auftreten von Knospen, ersten Blättern, durch Anstellen von Keimversuchen usw.) anzuregen. Der Behandlung der für die Ernährung und Bekleidung namentlich in Frage kommenden ausländischen Kulturpflanzen gehen die heimischen voran; die ausländischen sind durch geeignete Präparate, Tafelwerke und dergleichen zu veranschaulichen. Ubungen im Bestimmen von Pflanzen sind zu empfehlen, dürfen aber nicht einen zu breiten Raum ein- nehmen. Zur Beschaffung des Pflanzenmaterials wie auch zu Beobachtungen über Ent- wicklungsvorgänge ist die Anlage eines Schulgartens wünschenswert. Lebens- gemeinschaften, Abhängigkeitsbeziehungen von Tier und Pflanze und dergleichen sind auf naturwissenschaftlichen Spaziergängen aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Als weiteres Veranschaulichungsmittel kommt neben Tafelmaterial und Modellen das Zeichnen (Modellieren) in Betracht, das nicht nur von seiten des Lehrenden auszuüben (schematische Bilder an der Tafel), sondern auch von Schülerinnen zu ver- langen ist. Bei Besprechung von Kleinwesen und dem inneren Bau der Pflanze ist das Mikroskop zu benutzen. Das alles gilt auch im allgemeinen vom zoologischen Unterricht, bei dem allerdings der Natur der Sache nach das lebende Wesen nicht in dem Umfange herangezogen werden kann, wie im botanischen. Immerhin können Beobachtungen von Tieren im Käfig, in Terrarien und Aquarien gemacht werden.