— 93 — voll erscheinen besonders physiologische Versuche als Mittel, die Schüler zu genauer, fortgesetzter Beobachtung und begründetem, folgerichtigem Urteile anzuleiten. Wo- Mmöglich sind die Naturgegenstände selbst, sonst gute Modelle und bildliche Darstellungen zu benutzen. Bei Besprechung der Kleinwesen und des inneren Baues der Pflanzen dürfen die erforderlichen Apparate (Lupe, Mikroskop, Projektionsapparat) nicht fehlen. Ein gut angelegter und gepflegter Schulgarten, die Aufstellung von Keim- töpfen, Terrarien, Aquarien usw. an Orten, die eine andauernde Beobachtung er- möglichen, kleine, nach verschiedenen Gesichtspunkten vorgenommene und wechselnde Schulausstellungen (z. B. von Frühlingsblumen, Pilzen, Kernobst, von Roh-, Halb- und Ganzerzeugnissen einer Industrie) dienen der unmittelbaren Anschauung. (6) Wanderungen oder Unterrichtsgänge durch die heimatliche Natur sowie Be- suche von botanischen und zoologischen Gärten und naturgeschichtlichen Museen sind planmäßig vorzubereiten und entsprechend auszuwerten. Es empfiehlt sich, jeder Klasse bestimmte Unterrichtsgänge mit fest umrissenen Zielen zuzuweisen, wie es auch wünschenswert ist, daß die Schüler die Sammlungen des Seminars nach und nach genau kennen lernen. (6) Zugunsten der biologischen Betrachtungsweise sollen genauere Kenntnisse morphologischer Art nicht hintangesetzt werden. Eine sichere Grundlage für die Unter- scheidung der einzelnen Vertreter der Pflanzen= und Tiergattungen und für das Ver- ständnis der Zusammengehörigkeit gewisser Gruppen muß gelegt werden. Be- schreibung einzelner sowie Vergleichung verschiedener Naturkörper und Beobachtung der Lebenserscheinungen sind also gleichmäßig zu betonen. Wenn es gilt, Bau- und Lebensweise der Organismen erkennen zu lassen, so kann mit gleichem Rechte von dem einen wie von dem anderen ausgegangen werden. Die Wahl des Weges im einzelnen Falle wird davon abhängen, welche Vorgänge und Gegenstände sich der Anschauung jeweilig eindrucksvoller darbieten. (:) Die übliche Stoffverteilung, nach der dem Sommerhalbjahre die Botanik und dem Winterhalbjahre die Zoologie zugewiesen wird, ist im allgemeinen aus Zweck- mäßigkeitsgründen beizubehalten. Doch sind das ganze Jahr hindurch Anregungen zur Beobachtung von Pflanzen und Tieren zu geben und nach Bedürfnis auch im Sommer Tiere und im Winter Pflanzen zu behandeln. Der mineralogische und petrographische Stoff wird, wenn nicht Gesichtspunkte besonderer Art, etwa der Kon- zentration, andere Einordnung erfordern, zweckmäßig ans Ende des Schuljahres gelegt. (s) Wie im ganzen Gebiete des naturgeschichtlichen Unterrichtes, so ist auch bei Behandlung der Mineralogie und Geologie nicht systematische Vollständigkeit das Ziel der Unterweisungen. Im Mittelpunkte stehen die heimatlichen Verhältnisse; die sorg-