— 68 — evangelischen Lehre, sondern der Gewissensfreiheit in Deutschland überhaupt, richtig erkannt zu haben, muß — das sei gleich hier vorgegriffen — auch Moritz betrachtet und beurteilt werden. Wie Böttiger in seiner Geschichte von Sachsen, auf Grund des Weimar- schen Archivs bei Droysen II. 2, 152 berichtet, habe Herzog Johann am 4. November 1523 an seinen Bruder, den Kurfürsten Friedrich, unter anderem geschrieben: „das man euer Liebden wyll von der Kur entsetzen, byn ich warlichen sere erschrocken und were warlichen eyn schwynder und eyn erschrecklicher handel“. Der „Dank vom Hause Habsburg“ war mithin schon damals kein leeres Luftgebilde. Eine Außerung Friedrichs, kurz vor seinem Tode, besagt: „Wenn mein lieber Gott will, so gehe ich gern von dieser Welt, denn es ist doch weder Lieb noch Wahrheit, weder Treue noch nichts Gutes hier auf Erden.“ Noch mußte der bereits ernstlich und schwer kranke Kurfürst die Schrecknisse der Bauernkriege erleben und wie derselbe über Ursache wie Beilegung dieser blutigen Wirrnisse gedacht hat, geht aus einem unter Anstrengung und Schmerzen geschriebenen Briefe an seinen Bruder (und Nachfolger) Johann hervor, der mit anderen Fürsten gegen die Aufrührer zu Felde lag; ihn herzlich ermahnend, diese Unruhen soviel als möglich im Guten abzutun, indem er darauf hinwies, „daß die armen Leute von geistlichen wie welt- lichen Obrigkeiten in viele Wege beschwert worden seien“. Der edle Wettiner verschied am 5. Mai 1525 auf seinem Jagdschlosse Lochau bei Torgau, dessen Gefilde — die Lochauer Heide — zweiundzwanzig Jahre später das Schlachtfeld darstellten, von welchem der letzte Ernestinische Kurfürst als verwundeter Gefangener abgeführt wurde. Am frühen Morgen seines Todestages, bevor der Geheimschreiber Hans Veihel die letzten Bestimmungen des Sterbenden niedergeschrieben hatte und der bekannte herzergreifende Abschied zwischen demselben und seiner Umgebung stattfand, nahm Kurfürst Friedrich aus den Händen des Pfarrers Wagner (Pfarrherrn zu Herzberg) das heilige Abendmahl in beiderlei Gestalt; sich hierdurch zu den Grundsätzen der Reformation bekennend. Bezeichnend und schön sind die Worte des Leibarztes Dr. Stromer nach dem Hinscheiden des teueren Fürsten: „Er war ein Sohn des Friedens, darum schied er in Frieden. Gott sei seiner und jeder frommen Seele gnädig.“ Friedrichs des Weisen ihm nachfolgender Bruder, Kurfürst Johann der Beständige (1525.— 1532) schlug in der Schlacht bei Frankenhausen (am 15. Mai 1525) den thüringischen Bauernaufstand, der die Grenzen einer Art Selbsthilfe längst überschritten hatte, blutig zu Boden, protestierte mit den übrigen der Lehre Luthers zugetanen Fürsten und Reichsständen gegen den Reichstagsabschied zu Speyer, beteiligte sich 1530 an der Über- gabe des Augsburgischen Glaubensbekenntnisses und war das Haupt des Schmalkaldischen Bundes.“) 44) Hierbei war es Kurfürst Johann, der es dem Kaiser gegenüber, welcher das Ver- lefen des Bekenntnisses in lateinischer Sprache verlangte, durchsetzte, daß dies gemäß dem