— 242 — unsere östlich der Düna stehenden Armeen, deckt Kurland und bedroht die Russen durch die Freilegung des Weges nach Estland. Den englischen, unerfüllbar ge- bliebenen Hoffnungen, sich in der Ostsee festzusetzen, hat die Eroberung Oesels die letzte Stütze genommen. Für das bei der verwickelten und andersartigen Befehlserteilung stets äußerst schwierige Zusammenwirken von Heer und Flotte war die Unternehmung gegen Oesel ein Schulbeispiel. 143. Die zwölfte Isonzoschlacht. 24. Oktober 1917. Quelle: Amtliche Darstellung aus dem Großen Hauptgquartier. Jundort: Diepholzer Kreiszeitung. Jahrgang 1917. Nr. 271. Elf Schlachten waren am Isonzo geschlagen. Ströme von Blut waren ge- flossen. Geringer Geländegewinn war das mit ungeheuren Blutopfern erkaufte Ergebnis für den Angreifer. Die zwölfte Schlacht sollte den tapferen Ver- teidiger zu Boden werfen, sollte die letzte, die Entscheidungsschlacht werden zum schnellen Siegeszuge nach Triest. Da rütteln Germanenfäuste an Italiens Grenz- mauern. Gewaltige Schläge zerschmettern die Tore. In wenigen Stunden und Tagen stürzt das Werk zweieinhalbjähriger Blutarbeit Italiens in Trümmer. Reste einer vernichteten Armee fluten in die oberitalienische Tiefebene. Deutschland und sein Bundesgenosse hetzen den Feind hinter den Tagliamento. In ehernen Strichen zeichnet die Weltgeschichte das Weltgericht: die Züchtigung und den Zusammenbruch des Verräters am Dreibund! Namen sieggewohnter Führer leuchteten auf: General Otto von Below führt die deutsche 14. Armee über die Alpen; Krafft von Delmensingen, der Schrecken Rumäniens am Roten Turmpaß, ist sein Generalstabschef: Major Freiherr von Willisen ist sein tatkräftiger, unermüdlicher erster Generalstabsoffizier. Angriffsfrohe Divisionen, Preußen, Bayern, Württem- berger, folgen den bewährten Generalen von Stein und von Berrer, brave österreichische Divisionen ihren Generalen von Krauß und von Scotti über die schneebedeckten Gipfel der Julischen Alpgen In den engen Räumen der Becken von Flitsch und Tolmein mußte die ver- sammelte Armeet) zum Angriff aufmarschieren. In diese Becken mußte die Armee vorgeschleust werden. Auf etwa 60 Kilometer langen, schmalen Paßstraßen mit großen Steigungen galt es, teilweise eine ganze Anzahl Divisionen hintereinander und je etwa die Hälfte der Angriffsartillerie und Minenwerfergruppen angesichts der beherrschenden, weiten Uberblick gewährenden feindlichen Stellungen vor- zudrücken. Trotz schlechten, ungünstigen Wetters vollzog sich der Durchmarsch ohne Stocken und ohne Reibung Für die Operationen wurde im Anschluß an den Südflügel der Heeresgruppe Conrad in Gegend des Rombon-Gebietes die aus deutschen und österreichisch- ungarischen Divisionen gebildete 14. Armee Below in Linie Flitsch—Tolmein bereitgestellt. Der Nordflügel der anschließenden Isonzo-Armee (Heeresgruppe Boroevic) hatte sich dem Angriff mit starkem rechten Flügel südlich Selo an- 1) Die Versammlung und Ausrüstung war im Becken von Krainberg nördlich von den Karawanken erfolgt.