1. Die Errichtung des Deutschen Reichs durch Kaiser Wilhelm den Großen. 299 der Riesenstadt, bald darauf war auch sie, ebenso wie Straßburg und Metz, mit eisernem Gürtel umschlossen. Kronprinz Friedrich Wilhelm hatte gleich nach dem Siege bei Wörth die badische Division, die später noch durch preußische Garde-Landwehr und Reserve verstärkt wurde, unter dem Oberbefehl des Generals von Werder zur Belagerung von Straßburg zurückgelassen. Dieser versuchte zunächst, die Stadt durch ein Bombardement rasch zur Uber- gabe zu zwingen; da dies aber den gehofften Erfolg nicht hatte und unersetz- lichen Schaden anrichtete, schritt er zu einer regelrechten Belagerung, der die Festung nur etwa vier Wochen widerstand. Am 30. September zogen die Sieger unter den Klängen der „Wacht am Rhein“ in die alte deutsche, aber dem Reiche so lange entfremdet gewesene Stadt ein; an demselben Tage hatten die Franzosen sie 1681 in Besitz genommen. Leänger verzögerte sich die Ubergabe der Festung Metz. Sie wurde durch mehrere, auf den sie umragenden Höhen erst in den letzten Jahren angelegte Forts geschützt, die bei Straßburg fehlten. Da General Steinmetz als Generalgouverneur nach Posen versetzt war, führte Prinz Fiedrich Karl den Oberbefehl über die 160000 Mann starke Armee, welche die Festung samt der Armee Bazaines in einer 30 km langen Linie umschloß, um sie nicht durch Kampf, sondern durch den Hunger zur Ubergabe zu zwingen. Aber unsägliche Beschwerden hatten die Belagerer auszustehen. Viele kamen wochenlang nicht aus den Kleidern. Ohne Schutz lagen sie in Bretter= oder Laubhütten auf den Leichenseldern von Gravelotte und Vionville und kamen in große Gefahr, als der Regen die Erde von den großen Grabhügeln abschwemmte und die Lagerstätten in wahre Moräste verwandelte. Die Kleider leisteten dem Unwetter nicht genügenden Widerstand; oft fehlte es an Nahrung und Feuer. Bald wurden die Reihen durch Ruhr und Typhus in bedenklicher Weise gelichtet; und doch durfte der beschwerliche und gefährliche Wachtdienst keinen Augenblick versäumt werden. Schon am 31. August und 1. September suchte Bazaine nach Norden durchzubrechen; später wiederholte er den Versuch, ward aber jedesmal zurückgeworfen. Leicht hätte er auf einen Punkt eine bedeutende Ubermacht zusammenziehen können, aber es fehlte ihm der rechte Wagemut; endlich wurde der Hunger unerträglich; Metz kapitulierte am 27. Oktober mit 170000 Mann, 3 Marschällen, 6000 Offizieren und unermeßlichem Kriegsmaterial. Die Gefangenen wurden nach Deutschland befördert, auch die Offi- ziere, weil einige der bei Sedan gefangen genommenen Offiziere ihr Ehrenwort ge- brochen hatten. Bazaine ging zu Napoleon nach Kassel. In der Freude über die Eroberung von Metz erhob König Wilhelm General von Moltke in den Grafenstand und ernannte den Kronprinzen sowie den Prinzen Friedrich Karl zu Feldmarschällen; dieselbe Auszeichnung erfuhr später auch der Kronprinz Albert von Sachsen. Den Truppen aber rief der höchste Kriegsherr zu: „Ihr habt alle Tugenden bewährt, die den Soldaten besonders zieren: den höchsten Mut im Gefecht, Gehorsam, Ausdauer, Selbstverleugnung bei Krankheit und Entbehrung. Was auch die Zukunft bringen möge, ich sehe dem ruhig entgegen; denn ich weiß, daß mit solchen Truppen der Sieg nicht fehlen kann.“ Zur Sec waren die Franzosen uns weit überlegen; dennoch hat ihre Flotte nichts ausgerichtet. Gleich beim Beginn des Krieges lief ein großes Panzergeschwader von Cherbourg aus, und bald darauf folgte ihm ein zweites; aber ihre Absicht, die auf einer Ubungsfahrt im Ozean befindliche deutsche Flotte wegzunehmen, wurde durch den Prinzen Ad|albert von Preußen (S. 247) vereitelt, der sie rechtzeitig nach Wilhelmshaven zurückführte. Auch ihre zweite Aufgabe, eine Landung an der deutschen Küste zu wagen, löste die französische Flotte nicht: es fehlte ihr an Seekarten und genügender Besatzung, dazu er- hielten die Befehlshaber aus Paris fortwährend einander widersprechende