Geschichte Preußens. 31 unter Winrich von Kniprode (1351—1382) ihren Höhepunkt erreichte, aber bald darauf unter Ulrich von Jungingen (1407—1410) ihr Ende nahm. Der Orden besaß damals teils durch Eroberung, teils durch Kauf: 1. Preußen mit der Marien- burg; 2. Pomerellen mit Danzig; 3. Livland mit Riga, dazu Kurland und Esthland: 4. die Neumark (1402—1455). Die kriegerische Tüchtigkeit wurde durch fortwährende, sehr er- bitterte Kämpfe gegen die heidnischen Litauer aufrecht erhalten; sie hörte aber auf, als der Großfürst Jagiello von Litauen (1386) den polnischen Königsthron bestieg und nun sein Volk zum Christentum bekehrte. Denn da es nicht mehr galt, heidnische Völker zu bekriegen, so hörten auch die Zuzüge von Kreuz- rittern aus dem Reiche auf, und der Orden war genötigt, gegen die gewaltige slawische Macht, die sich in seinem Rücken erhoben hatte, Söldner in den Dienst zu nehmen. Es kam hinzu, daß die Ordensritter selbst immer übermütiger und zuchtloser wurden und die Untertanen derartig mit Steuern bedrückten, daß der Land- adel im geheimen schon 1397 den gegen die Übergriffe der Ordens- herrschaft gerichteten „Eidechsenbund“ schloß. Als daher Jagiello (als polnischer König Wladislaw II.) 1410 mit einem großen Heere von Polen, Litauern, Russen und Tataren ins Land einbrach, erlitt der Orden bei Tannenberg eine furchtbare Niederlage; Ulrich von Jungingen und viele Komture fanden ihren Tod 1). Ein Teil der Ritter und Städte huldigte bald darauf dem Polenkönige. In dieser Not eilte Heinrich Reuß von Plauen, Komtur von Schweétz, auf die Marienburg und ver- teidigte sie so lange, bis der König Wladislaw, im eigenen Lande von den Ungarn bedrängt, die Belagerung aufgeben mußte2). [Die letzte Zeit des Ordenslandes 1410—1618.] 17. Der Orden verlor in dem nun folgenden Frieden von Thorn (1411) zwar wenig an Land, aber sein Wohlstand war für immer zerrüttet, sein Ansehen vernichtet. Die Kriege mit Polen hörten 1) Die Angabe, der Orden habe 80 000, die Feinde 150 000 Mann in die Schlacht geführt, ist nachweislich sehr übertrieben. 2) Heinrich von Plauen wurde nach der Schlacht zum Hochmeister gewählt, fand aber für seine Reformpläne kein Verständnis und wurde sogar abgesetzt. Seinen Versuch, durch den Polenkönig sein Amt wieder zu er- halten, büßte er mit langjähriger Kerkerhaft, aus der ihn erst ein späterer Hoch- meister befreite.