man nicht behalten, sondern weggeben; denn damit „hat's etwas“ (J.). Wer an Türen horcht, bekommt böse Ohren (Ehr., Cr., Schl.). Niest man, nachdem man etwas gesagt, so ist das „Benieste“ wahr (allg.; schon bei Homer 309). Menschen, die von Natur verunstaltet sind, gelten fast allgemein als „von Gott gezeichnet“, also daß man sich vor ihrer Bosheit zu hüten hat;“ so besonders Rothaarige. Von ihnen heißt es: „Rote Haar und ehern's Holz wächst auf keinem guten Boden“ (Bä.). „Sommersprossen und rote Haare, — Das ist ganz elende Ware“ (Schw.); „Vogelbeer' und rote Haar' — Wachsen immer zu Paaren gar“ (Zw.). II. Die Fracht. 1. Die alte Bauerntracht. Von der alten Bauerntracht haben sich nur spärliche Reste erhalten; denn leise Andeutungen einer Trachtänderung begannen schon in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts infolge der politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen. Dann aber waren es die beiden Kriege von 1866 und 1870 und die durch beide veranlaßte Verstärkung der Heeresmacht, der Zuzug vom Lande in die Stadt, der Bahnbau und das Anwachsen der Städte, die immer mehr und mehr die ländliche Abgeschlossenheit vernichteten und die Volkstracht zerstörten. Der Bauer fing an, sich seiner Tracht zu schämen. Zuerst erfuhr das Haar eine Veränderung. Schon in den sechziger Jahren trugen nur noch ältere Leute das Haar nach dem Hinterkopf bis in den Nacken gewöhnt, wo es durch einen rundgebogenen Messingkamm zusammengehalten wurde. Dann war es der lange blaue Leinwandkittel, der in Abnahme kam; man zog diesem den Tuchrock vor. Um die Mitte des Jahrhunderts trug der erzgebirgische Bauer schwarze oder gelbe Lederhosen mit schmalem Latz aus Wild= oder Bockleder, die nach der älteren Mode bis unters Knie, nach der neueren aber bis zu den Knöcheln reichten, wo sie gebunden wurden. Außer der Bundtasche für die Uhr und den beiden Seitentaschen hatte jede Hose unter der rechten Seitentasche- noch eine enge für das Gesteckmesser, aus Messer, Gabel und einem Pfriemen bestehend, dessen Heft aus Horn, oft schön verziert, aus dieser hervorstand. Als Fußbekleidung dienten im Sommer derbe Schnallen- oder Schnürschuhe mit überhängender Zunge und im Winter Auf- schlag= und Steifstiefel, sog. Raufzieher, doch wurden letztere, die über die Hose bis zum halben Oberschenkel herauf eng anlagen, nur. von reicheren Bauern getragen, kostete doch das Paar 7—8 Taler. Die Aufschlagstiefel lagen ebenfalls eng an und wurden unter einem 1) Hierzu vgl.: Gurlitt, „Die Zukunft der Volkstrachten“ in Wuttke, Sächs. Volkskunde, S. 497 ff. Seyffert, „Die wendische, vogtländische und altenburgische Volkstracht im 18. und 19. Jahrhundert“, ebenda, S. 487 ff. Meine Arbeit in den Mitt. d. V. f. s. V., Bd. II, S. 8 ff. « -