— 40 — Umschlage über der Hose unterm Knie gebunden. Das Paar kostete 5—6 Taler. Die Stiefel wurden stark eingefettet und mit einem Krautstrunk glänzend gerieben. Den Unterschenkel deckten bei Schnallen= schuhen im Sommer blaue Strümpfe, im Winter weiße oder graue aus Wolle, die bis unter die Hose heraufreichten. Armere trugen auch sogenannte Beinstrümpfe ohne Fuß, die, wie jene aus Wolle gestrickt, oft aber auch nur aus Leinwandstreifen zusammengenäht waren. Ebenso legten Armere in die Stiefel nur Stroh, während Bessergestellte dazu Fußlappen oder solche mit übergezogenen Filzpantoffeln anlegten. Unter dem anliegenden, bis zu den Hüften reichenden, meist offen getragenen und mit großen Metallknöpfen besetzten Koller oder Wams aus schwarzem oder blauem Samtmanchester, blauem Tuch oder Leinwand, deckte den Oberkörper der bis unter die Magengegend reichende Brustlatz, der einer hochgeschlossenen Weste nicht unähnlich, aus blauem Samtman- chester, rotem Wollenstoff oder sonst einem bunten geblumten Stoffe bestand. Der Brustlatz, späterhin Weste genannt, wurde vorn durch eine Reihe blanker Knöpfe aus Zinn, Neusilber oder Messing oder auch durch eine Reihe gehenkelter Silbergeldstücke, wie Zwanzigkreuzer. halbe Gulden, geschlossen. Quer über die Weste zog sich die silberne, stählerne oder messingene Uhrkette mit allerlei Anhängseln, darunter gewöhnlich Uhrschlüssel und Petschaft, oder sie hing unter der Weste herab. Den Ausschnitt des Brustlatzes füllte der breite Hemdkragen, unter dem vorn das rote englische Halstuch zu einer Schleife gebunden oder einfach nur geknotet wurde. Das langärmlige Hemd hatte Rücken- schluß. Jüngere Leute zogen in den 50er Jahren dem Koller oder Wams den Bol vor, ein aus grünem Tuch gefertigtes Kleidungsstück, das vorn auf der Brust verschnürt wurde, bis in die Hüften eng anlag, von hier ab aber in zahllosen Falten die Oberschenkel fast bis zu den Knien lose umfiel. Altere Männer dagegen legten einen bis zu den Knöcheln reichenden Schößenrock an, dessen kurze Taille vorn durch eine Reihe Knöpfe geschlossen wurde und je nach den Verhältnissen aus blauem oder grauem Tuch oder Leinwand gefertigt war. Gegen die Kälte im Winter schützte ein bis über die halbe Wade herunter- reichender schwarzer oder blauer Tuchmantel mit einem überfallenden Kragen. Durch einen inwendig angebrachten Zug wurde der Mantel, der in der Regel 18 Taler kostete, in den Hüften zusammengezogen. Daneben trug man auch sogenannte „Zippelpelze“, d. h. Schafpelze ohne Überzug. Als Kopfbedeckung diente ein 25—30 cm hoher, ein wenig nach innen geschweifter Hut aus ganz starkem Filz mit einem ungefähr 7 cm breiten Sammetbande, das vorn — wie es in Frohnau, Großrückers- walde üblich war — durch eine aufklappbare Schnalle zusammengehalten wurde, in die man den „Eilegpfeng“ für den Klingelbeutel legte. Diese hohen Filzhüte, die mancherorts auch „6e bissel gefirlicher“, d. h. etwas weniger hoch, getragen wurden, kamen im allgemeinen schon in den 50er Jahren ab, blieben aber bei einzelnen noch lange in Gebrauch. Außer dem Hute deckte den Kopf im Sommer noch ein „Käppel“, im