— 75 — IV. Die Hochzeit. Die Tiebe der heiden Geschlechter. (Vgl. M. 152 ff.) Eins der angebautesten Gebiete des Aberglaubens ist die Liebe der beiden Geschlechter zueinander. Eine wie große Rolle die Liebe und die Erforschung des Zukünftigen im Leben des Mädchens spielt, beweisen all die Bräuche an den Lostagen, wo aus den verschiedensten Anzeigen und Orakeln auf den Stand, den Charakter, die Gestalt des Zukünftigen geschlossen wird (s. Absch. VII). In dieses Kapitel gehören noch folgende Meinungen: Das Mädchen wird Braut, wenn am h. Abend zufällig drei Lichter auf dem Tische brennen (v. 2967), das vor ihr auf den Tisch gestellte Streichhölzchen langsam niederbrennt (Th), die an die flache Hand angedrückten Zündhölzchen bis zur Berührung des Körpers hängen bleiben (Th.), der Stoff zu einem Kleide aufgeht (Th., A.), mit dem letzten Stich bei der Anfertigung desselben der Zwirnsfaden alle wird (Th.), beim Wäschelegen das erste Stück aufgeht (Aug.). Es bleibt ledig, wenn es mit einem Spazierstock geht (A., Gey.), einen Ehering ansteckt (A. 6257), einen Herrenhut aufsetzt (A., B.), ihm in eine Tasse aufgegossen wird, „was die Liebe ausgießt“ (A.). Anderswo läßt der Freiersmann in diesem Falle noch sieben Jahre auf sich warten, wie auch dann, wenn das Mädchen Brot oder Butter an- schneidet (v. 547.). Nur ein Jahr bleibt er noch außen, wenn beim Wäschelegen keins der ersten Stücke aufgeht (Aug.). Ein geknüpftes Liebesverhältnis löst sich, wenn das Mädchen eine Haarnadel aus dem Haare verliert (A.), als Brautjungfer mit ihrem Bräutigam im Arm zum Altar schreitet (Nd., Ge.), mit ihm Gevatter steht (A. 553), Liebende sich schneidende und stechende Dinge, wie Scheren und Nadeln (A. 553) oder Glas (A.), Seife (Th.) schenken. Perlen bedeuten Tränen (A. 553). Hat sich ein junges Mädchen mit seinem Schatz gezankt, so steckt es Messer und Gabel ins Salz, damit er wieder gut werde (Gd.). Der Schatz gedenkt seines Mädchens, wenn diesem das Schürzenband aufgeht (A. 3117), die Schürze herunterfällt (Gey. 311), herunterhängt; denn: „die Schürze hängt, der Schatz denkt“ (A.), das linke Auge tränt (Schl.). Macht sich das Mädchen beim Waschen die Schürze naß, so bekommt es einen Trunkenbold (A. 311, 547). Er kommt ins Haus oder es kommt ein Brief von ihm, wenn früh vor dem Bett der Verliebten zwei Strohhalme kreuzweis über, einanderliegen (B.). „Wäscht sich 's Kätzchen, so treff ich 's Schätzchen (A.). Aber: „Schäfchen zu Gesicht, du siehst „Ihn“ heute Eur (A.). Folgt das Mädchen am h. Abend einer Einladung ihres Schatzes, so kann jenem im folgenden Jahre nichts Böses widerfahren (Wo.). Hängen Spinnweben in einem Hause, so haben die Freiersmänner das Taschen- tuch hängen lassen, d. h. sie gehen aus und ein (B.). Freier, die