— 140 — Andreas (30. November). Mit dem Andreasabend beginnt die Zeit der allgemeinen Prophetie in der Weihnachtszeit. Deshalb gehört die Andreasnacht (ebenso wie die Thomas-, Christ= und Silvesternacht) zu den sogen. Losnächten, in denen man durch mancherlei Beginnen das dunkle Kommende zu ent- hüllen versucht, ein Zug, der tief im deutschen Volkstume wurzelt und vor allem dem weiblichen Geschlechte eigen ist. Insbesondere werden in der Andreasnacht Fragen gestellt, ob das Mädchen sein Lebensziel, die Verheiratung, im kommenden Jahr erreichen werde, und was für ein Mann ihm bestimmt sei. Allgemein verbreitet ist das Bleigießen (vgl. W. 346), das auch am H. Abende geübt wird. „Heit is dr heilge Olmd! Ihr Mäd, Kummt rei, mr gießen Blei. —“ Aus den wunderlichen Figuren, die durch den Erbschlüssel ge- gossenes Blei bildet, sucht das Mädchen Stand und Beschäftigung ihres Zukünftigen zu erfahren. Das „Heiling O'mdlied“ läßt das Mädchen sagen: „Do gieß iech mei Blei — Durch dann aArbschlissel nei. — Will sah, was menn Maa — Fier e Handwark ward sei!“ „Jech gieß fei erscht! Wann krieg iech dä? Satt här! — — en Zwackenschmied! De Kaarlin lacht: die denkt gewieß, Jech meen ihr'n Richter-Fried!“ Doch geben die verschiedenen Figuren des Bleis wie auch die, die ein ausgeschlagenes Ei im Wasser bildet, nicht bloß Aufschluß über den zukünftigen Ehegatten; denn ähnelt das Gebilde z. B. einem Sarg, so stirbt der wißbegierige Mensch das kommende Jahr (v.). Nächst dem Bleigießen übt man fleißig das Schuhwerfen. Mit dem Rücken gegen die Tür gewendet oder in der Mitte der Stube liegend, wirft die Heiratslustige ihren Pantoffel hinter sich mit den Worten: „Schukel aus, Schukel ei, Wo werd' ich ibers Gahr sei?“" (v.) Liegt er mit seiner Spitze nach der Stube zu, so kommt im nächsten Jahr der Erwartete (332°). Zugleich weist die Spitze des Schuhes auf die Gegend, woher er kommt, wo man nächstens sein wird (v.). Vgl. W. 332. Kranz= und Straußwerfen. Bleibt der auf einen Baum unter dem Sieben= oder Zwölfuhrläuten geworfene Strohkranz, Strohwisch oder Holzspan beim ersten Wurfe hängen, so heiratet die Werferin im selbigen Jahr, sie bleibt aber noch so viele Jahre ledig, so oft das Geworfene herunterfällt (I., A., Schl., M., Ob. 332). Die vom Stroh- wisch heruntergefallenen Halme geben die Zahl der Kinder an (Mtt.). Lichtchen setzen. Nähern sich von drei ins Wasser gesetzten Nußschalen mit darein gesetzten Lichtchen diejenigen zwei, die die Harrende und ihr Ideal bedeuten, — das dritte stellt immer den Geistlichen vor —