Kursachsen in Verbindung mit Polen. 101 in Zittau (1678—1708) mit großem Erfolge versuchte. Bahn- brechend in der Wissenschaft wirkten drei Kursachsen, Gottfried Wilhelm Leibniz (1646—1716), der größte Philosoph der Zeit und einer der umfassendsten Geister aller Zeiten, Samuel Pufendorf (1632—94), der Begründer des Naturrechts in Deutschland, Christian Thomasius (1655—1728), sein Schüler, der es 1687 zuerst wagte, an der Universität Leipzig Vor- lesungen in deutscher Sprache zu halten; aber keiner von ihnen. konnte sich in Sachsen behaupten. Auch die Begründer des Pietismus, A. Hermann Francke (1663—1727) *7 Ph. Jakob Spener (1635—1705), waren nur kurze Zeit in Sachsen tätig. So erwuchs die 1694 neu gegründete brandenburgisch-preußische Universität Halle zum Hauptsitz der freien Wissenschaft und überflügelte bald weitaus die kursächsischen Hochschulen. Auch der neuen Dichtung führte Sachsen bedeutende Kräfte zu. Paul Fleming (# 1640) war einer der tiefstempfindenden Lyriker der Zeit, 98 Gerhardt (7 1676) der größte geistliche Dichter nach Luther, Christian Weise der fruchtbarste Dramatiker, wenn auch nur in der bescheidenen Form der modernisierten Schulkomödie. In Sachsen entstand 1669 auch eine der ersten deutschen Schau- sdielergesellschaften durch Johann Veltheim, und der Kapellmeister Johann Georgs I., Heinrich Schütz (#1 1072), machte Dresden zu einem Hauptsitze der deutschen Oper, bis sie durch die Vor- liebe des Hofes für die italienische verdrängt wurde. Dritter Zeitraum. Europäische Verwicklungen und Fortschritte der Kultur 1694—1830. Kursachsen in Verbindung mit Polen 1694—1763. Aus der Stellung eines deutschen Binnenstaats riß der Ehrgeiz eines hochbegabten und hochstrebenden Fürsten Kur- sachsen auf den sturmbewegten Schauplatz der großen euro- päischen Politik hinaus. Friedrich August I. (1694 bis 1733), der Bruder Johann Georgs 1V., überraschend und sehr jung (geb. 1670) zur Regierung gelangt, von riesiger Körperkraft (daher im Volksmund der Starke) und majestäti- 1694 bis 1733