Die Ausbildung des Verfassungs= u. Industriestaats. 125 auf die Kritik der ländlichen Abhängigkeitsverhältnisse. So bedurfte es eines starken Anstoßes von außen, um Sachsen in neue Bahnen zu drängen und es wieder in engere Ver- bindung mit dem gesamtdeutschen Leben zu bringen. Vierter Zeitraum. Der sächsische Versassungsstaat als Glied der deutschen Wirtschafts= und Reichsgenossenschaft seit 1830. Die Ausbildung des Verfassungs= und Industrie- staats 1830—1866. Den Anstoß gab die politische Bewegung, die von der französischen Julirevolution 1830 ausging. Ihre Träger waren in Sachsen einerseits das wirtschaftlich aufstrebende Bürgertum, andererseits das jüngere Beamtentum und die jüngeren Mitglieder des königlichen Hauses, vor allem die Söhne des trefflichen Prinzen Maximilian, eines jüngeren Bruders König Friedrich Augusts (1759—1838), Fried- rich August (geb. 18. Mai 1797) und Johann (geb. 12. Dezember 180 1), die, inmitten eines edlen, reinen, herz- lichen Familienlebens und in engster Gemeinschaft erzogen, mit dem vielseitigsten geistigen Interesse einen offenen Blick für die Bedürfnisse ihrer Zeit und eine durch schwere Er- fahrungen nicht erschütterte deutsche Gesinnung verbanden. Daher genügten die Bewegungen in Leipzig und Dresden (September 1830) gegen die verrottete Stadtverwaltung, um den König zur Entlassung des Grafen Einsiedel (13. Sep- tember) und zur Ernennung des Prinzen Friedrich August zum Mitregenten zu bewegen. Die neue Regierung (Bern- hard von Lindenau) befriedigte die nächsten Bedürfnisse durch Errichtung von „Kommune-Repräsentanten“ aus der Bürgerschaft neben den alten Stadträten und einer „Kom- munalgarde"“ zum innern Sicherheitsdienst und setzte dann 1830