Gesundheilszustand der Deutschen Schutztruppe für Ost-Afrika. Ueber den Gesundheitszustand der Deutschen Schutztruppe für Ost-Afrika in der Zeit vom 21. März bis 20. April d. J. sind folgende Nachrichten eingegangen. Das Verhältniß der Erkrankungen zur Ge- sammtstärke der Truppentheile war am günstigsten bei der Garnison in Zanzibar. Demnächst folgen die Besatzung der Schiffe des Reichs- kommissars, die Stationen Bagamoyo und Pan- gani, die beiden Expeditionskorps und die Stationen Tanga, Saadani, Mkwadja und Darres-Salaam. An Malaria litten in Pangani 1,8 pCt. der Gesammtstärke, bei der Besatzung der Schiffe des Reichskommissars 3,4 pCt., in Baga- moyo 3,6 pCt., in Zanzibar 4,2 pCt., beim Expeditionskorps 11 4,7 pCt., in Tanga 7,6 pCt., in Saadani 8,1 pCt., beim Expeditionskorps 1 8,4 pCt., in Mkwadja 11,5 pCt., in Dar-es- Salaam 13,6 pCt. Unter den Weißen sind gar keine Fieber- erkrankungen vorgekommen in Saadani. Bei der Besatzung der Schiffe des Reichskommissars hatten von Weißen Malaria-Anfällc 5 pCt., in Pangani 6,6 pCt., in Zanzibar 9,1 pCt., in Tanga 11,1 pCt., in Bagamoyo 11,8 pCt., in Dar-es-Salaam 13,3 pCt., beim Expeditions- korps II 20 pCt., beim Expeditionskorps I 25 pCt. und in Mkwadja 33,3 pCt. Die Malarigerkrankungen sind hiernach bei den Weißen etwas zahlreicher gewesen als im vorhergehenden Berichtsmonat (Nr. 3 des „Deutschen Kolonialblattes“), was auf die un- günstigeren Witterungsverhältnisse zurückzuführen sein dürfte. Auf der Station Mpuapua war, soweit die zuletzt nach Zanzibar gelangten Nachrichten erkennen ließen, der Gesundheitszustand ein leidlicher. Malariafieber kommt daselbst nur selten vor, dagegen ist Dysenterie häufig auf- getreten. Die Ursache derselben scheint in den Wasserverhältnissen zu liegen. Die Station entnimmt ihr Wasser aus einem nahe vorbei- fließenden, einige Meilen oberhalb in den Bergen entspringenden Bach. Das Wasser desselben ist ganz klar und von angenehmem Geschmack. Dennoch erfolgt nach dem Genuß desselben in vielen Fällen eine mehr oder weniger starke Dysenterie. Durch Filtriren wird eine Ver- besserung des Wassers nicht erzielt, doch soll dasselbe durch Kochen verbessert werden. Die Anwendung eines Destillirapparates hat sich gut bewährt; die Europäer bleiben seitdem von Dysenterie verschont, sofern dieselben nicht, der Anordnung zuwider, anderes als destillirtes Wasser trinken. Zur Zeit ist man mit der Anlage eines Brunnens beschäftigt, dessen Her- stellung bei dem felsigen Untergrund der hoch- gelegenen Station mit großen Schwierigkeiten verbunden ist. Deutsche Schutztruppe für Südwest-Afrika. Ueber die Thätigkeit der Deutschen Schutz- truppe für Südwest-Afrika ist bereits in Nr. 5 des „Deutschen Kolonialblattes“ vom 1. Juni 1890 kurz berichtet worden. Nach inzwischen eingegangenen ausführ- licheren Nachrichten brach Lieutenant v. Fran- cois am 5. März d. J. mit 12 Berittenen, 2 Ochsenwagen, einem kleineren Fuhrwerk und den aus Deutschland gesandten Leiter= und Wasserwagen von Tsaobis (Wilhelmsfeste) nach Otjimbingue auf. Die Pferde wurden wegen der um diese Zeit im größten Theil des Landes regelmäßig herrschenden Pferdekrankheit später von Otjimbingue aus mit fünf Mann nach Tsaobis zurückgesandt, woselbst gleich anfangs weitere fünf Mann verblieben waren. Die Deutschen Otjimbingues waren der Schutztruppe eine halbe Stunde entgegen- gekommen und begrüßten dieselbe mit freudigem Hurrah. Im Orte selbst schien, als die Truppe am 6. März anlangte, alles ausgestorben. Nur einige hier und da aus den Werften hervor- schauende Köpfe zeigten, daß noch Menschen daselbst weilten. In Folge des Auftretens der Truppe faßten die Eingeborenen jedoch bald Zutrauen, und als am 11. März der Weiter- marsch von Otjimbingue erfolgte, wurde Liente- nant v. Frangois eine ganze Strecke lang von der jauchzenden Menge begleitet. Die Truppe marschirte auf Okahandja. Der Weg dorthin steigt ganz allmälig in mehr oder weniger kurzen, von Nord nach Süd streichenden Wellen nach Okahandja an. Die weiten Flächen. sind mit dichten Dorubüschen und üppiger Weide, die Flußthäler mit schönem Baumwuchs bestanden. Der Bodenuntergrund besteht zum grüßten Theil aus humösem Sandboden. An vielen Stellen, wie auch in Otjimbingue, Bar- men und Okahandja, ist der Sand mit grau- farbigem Lehm untermischt, der sich zur Her- stellung von Ziegeln, die ungebraunt in Gebrauch genommen werden, vorzüglich eignet. Okahandia, woselbst die Truppe am 24. März eintraf, liegt am Nordhange der rechtsseitigen Erhebungen des Tsoachanb, inmitten schöner Gärten. Der untere Theil wird von christ- lichen, der obere, größere, von heidnischen Hereros bewohnt. Etwa 40 Lehmhäuser und 400 Lehmhütten, die auf einer 3 Km langen Strecke zerstreut liegen, gewähren etwa 2000 Maenuschen Unterkunft.