— 183 — Diese fortgesetzten Belästigungen, sowie eine anstrengende Reise, welche Harders in Folge derselben während der Regenzeit hatte unternehmen müssen, hatten auf dessen körper- lichen und geistigen Zustand so ungünstig ein- gewirkt, daß er am 11. April 1886 einem Fieberanfall erlag. Kurz nach Harders Ableben und noch vor Eintreffen des neubestellten Hermann Giesecke wurde ein frecher Ein- bruch in die deutsche Niederlassung durch Untergrabung der Mauern ausgeführt und dabei eine bedeutende Quantität Elephanten- zähne im Werthe von 4000 Dollars geraubt. Durch die Aussagen der Wächter und anderer Zeugen ist festgestellt worden, daß dieser Dieb- stahl von dem Araber Mohammed ben Kassim ausgeführt worden ist. — Schon am vierten Tage nach Gieseckes Ankunft in Tabora, als derselbe Abends bei Lampenscheine vor seinem Hause mit Lektüre beschäftigt war, wurde auf wenige Schritte Entfernung ein Schuß auf ihn abgefeuert. Die Ladung, aus einer Kugel und mehr als 30 Bleistückchen bestehend, zertrümmerte die Lampe und schlug in die Mauer ein, während Giesecke wunder- barer Weise unverletzt blieb. Die angestellten Nachforschungen machten es wahrscheinlich, daß Mohammed ben Kassim den Mordversuch ins Werk gesetzt hatte, um der Verfolgung seines Diebstahls vorzubengen. Im September desselben Jahres fand ein wiederholtes Attentat auf Gieseckes Leben statt, welches leider dessen Tod zur Folge hatte. Der Afrikareisende Dr. Junker, welcher sich damals in Tabora befand, hat dem Kaiserlichen Konsulat in Zanzibar hierüber folgende Mittheilungen ge- macht. Er und Giesecke schlossen sich Mitte September der Karawane des bekannten Arabers Mohammed ben Mohammed, genannt Tippo-Tip, an, um unter dessen Schutz sicher nach der Küste zu gelangen. Am 24. September hatten sic in einer dem letzteren gehörigen Tembe, d. h. verpallisadirten Wohnung, unweit Tabora, ihr Lager aufs#geschlagen, während Tippo-Tip, der diesen Platz als Sammel- ort der vereinigten Karawanen benutzte, sich noch zwischen der Tembe und Tabora hin- und herbewegte. Im äußersten Theil der Umfriedigung, welche ziemlich schadhaft war, hatten Giesecke und Dr. Junker ihre Zelte aufgeschlagen. Am 26. September, etwa um 10/ Uhr Abends, hörte Dr. Junker vier bis sechs Gewehrschüsse fallen und sofort Giesecke um Hülfe rufen. Dr. Junker be— gab sich nach dem einige Schritte entfernten Zelt des Genannten, welches die Spuren von Flintenschüssen an sich trug, deren Ränder Vertreters noch glimmten. Zugleich sah er mehrere Männer mit Flinten davon eilen. Giesecke lag vor der Thür seines Zeltes auf dem Rücken, an beiden Füßen schwer verwundet, mit zwei Schußwunden am linken Oberschenlel und der linken Schulter. In der Nähe des Zeltes fand man einen unbekannten Neger, der noch ein Licht in der Hand hielt, erschossen; er gehörte offenbar zur Mordbande und war aus Versehen mit erschossen worden. Ein zur Gieseckeschen Karawane gehöriger Neger war durch einen Schuß ins Bein verwundet worden. Tippo-Tip, welcher inzwischen angekommen war, versuchte die Thäter zu verfolgen, konnte dieselben indessen nicht ergreifen. Giesecke wurde nach der in der Nähe befindlichen fran- zösischen Missionsstation gebracht und starb vier Tage darauf an den erhaltenen Wunden. — Es ist zweifellos festgestellt worden, daß Mo- hammed ben Kassim an der Mordthat als Anstifter oder Thäter betheiligt gewesen ist. Seine Festnahme konnte jedoch nicht erfolgen, weil er sich nach dem westlich vom Tanganjika- See belegenen Manyema zu retten gewußt hatte. Alles, was bisher geschehen konnte, war die Beschlagnahme cines dem Mohammed ben Kassim gehörigen Landgutes auf der Insel Pemba sowie eines von Seth ben Juma nach der Küste gesandten Elfenbein- transportes. Der verhältnißmäßig geringe Erlös ist der Firma H. A. Meyer zur theil- weisen Deckung des ihr durch den Elfenbein- diebstahl und die Belästigungen Seth ben Jumas zugefügten bedeutenden Schadens üNberwiesen worden. Nunmehr ist es gelungen, den Mohammed ben Kassim in Saadani, wohin er mit ge- ringen Habseligkeiten gekommen war, gefangen zu nehmen. Er ist durch kriegsgerichtliches Urtheil vom 6. Juni d. J. in Bagamoyo wegen Theilnahme an der Ermordung des deutschen Reichsangehörigen Hermann Gie- secke und wegen versuchten Ueberfalles der Station der Schutztruppe in Mpuapua zum Tode verurtheilt und am 25, desselben Monats hingerichtet worden. Die englische Universitäten-Rission in GOst-Afrika. In dem Augustheft der von der englischen Universitäten-Mission herausgegebenen monat- lichen Berichte über ihre Thätigkeit in Central= Afrika wird auch das deutschenglische Ab- kommen einer Besprechung vom Standpunkte der Mission aus unterzogen. Der Verfasser derselben giebt zwar seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß die Missionsstationen Magila