— 186 — mehrere Säcke tadellosen Salzes gesehen, welches ein Bastard aus dem Kalaharibecken geholt und verkauft hatte. Die Entfernungen sind aber ungeheuer und der Transport theuer. Ich habe vergessen, was für das Pfund be- zahlt wurde. Ich habe mir Mühe gegeben, gesalzene Felle zu erhalten und bin auch einigermaßen erfolgreich gewesen und zwar lieferte ich dazu das Salz in der Bai zum Soelbstkostenpreis. Missionare und Bastards haben mir tadellose Felle gebracht, die Eingeborenen dagegen nur ungesalzene und sehr schlecht behandelte, sie begnügen sich eben lieber mit einem geringen Preis, ehe sie Sorgfalt anwenden, und das Salz essen sie lieber selbst oder vertauschen es zu seinem landesüblich hohen Preise. Schaffelle haben nur geringen Werth. Dies ist so ziemlich alles, was sich über den Handel des Landes sagen läßt, so wie er heute liegt. Was aus demselben noch in Zu- kunft werden kann, wer will das voraussehen? Das Land ist produktionsfähig in mancher Beziehung. Als ich die Weinrebe in Klein- Windhvek sah, die vor 11 bis 12 Jahren dort gepflanzt war und die das ganze Haus buch- stäblich bedeckte, 11 Jahren selbst überlassen war; als ich im schönen Garten zu Bethanien saß, und Reben und Fruchtbäume voll von Früchten sah; als ich den tadellosen Weizen sah, den die Leute eben in Bethanien geerntet und mit dessen Er- trag sie überaus zufrieden waren; als ich da- gegen die traurigen verwilderten großen Gärten in Groß-Fontain sah, in deren noch kenntlichen Wasserleitungen das Wasser munter rieselte; die vielen Quellen in ganz unbewohnten Landestheilen, iumitten der grasreichsten Steppen; die zerstampften und verschmutzten Quellen in den bewohnten Dörfern, da stellte ich mir die Frage: was könnte eine fleißige, gesunde, glückliche Bevölkerung alles aus diesem Lande machen, wenn sie sich des Segens ge- ordneter staatlicher Verhältnisse erfreute ? Ich blieb mir die Antwort schuldig, hoffentlich giebt sie die nächste Zukunft. Noch einige Worte über die Viehzucht. Sie bildet heute den vornehmsten und fast aus- schließlichen Erwerbszweig, und wird, mag aus dem Lande werden was da will, stets der wichtigste Faktor bleiben. Zu derselben eignet sich das Land ganz vortrefflich so wie es heute schon ist, ohne alles Hinzuthun des Menschen. Ich sage nicht zu viel, wenn ich behaupte, daß wohl auf dem ganzen Erdenrund für dieses Geschäft kein besseres Land gefunden werden kann. In erster Linie trägt hierzu das schöne gleichmäßige Klima mit erträglichem Sommer nachdem sie sich während gualand leben. tend wärmer, die Trockenzeit und sehr mildem Winter bei. Alles Vieh kann, ohne jede Beschwerde, das ganze Jahr im Freien sein Futter suchen, die theure Stall- fütterung, die kostspieligen Gebände sind hier ganz überflüssig. Krankheiten oder Seuchen treten ebenso wie bei den Menschen, auch bei den Thieren äußerst selten auf. Die Steppen sind reich an trefflichem Gras und zahlreichen Futterbüschen. Selbst die so trostlos aussehenden Tafelberge tragen ein treff- liches Futtergras und Büsche, sie bilden einen bevorzugten Weidegrund für Schafe und Ziegen. Salzbüsche und Kräuter kommen fast überall im Lande vor, ebenso wie brackige Quellen, man denkt nicht daran, den Thieren Salz zu reichen. Kein Insekt plagt die Heerden und, wenn auch der Leopard dann und wann ein Füllen oder einen Bock zerreißt, — was so gar häufig nicht vorkommt, — so möge man ihm mehr nachstellen, er liefert außerdem noch ein wunderschönes Fell. In Transvaal sollen die Verhältnisse ähnlich sein, aber nicht an Vortrefflichkeit den hiesigen gleichkommen, wie mir verständige Leute versicherten, die, dort als Burensöhne geboren und groß geworden, jetzt hier in Groß-Nama- Der Sommer ist dort bedeu- empfindlicher, starke Viehfeuchen, besonders die Lungensenche, sind dort eine häufige Erscheinung, während hier diese furchtbare Krankheit, die nachweislich stets nur eingeschleppt ist, bald von selbst erlischt. Die Kapkolonie hat viel zu extreme Witte- rungswechsel in den verschiedenen Jahreszeiten, um sich mit Groß-Namaqualand messen zu können. Der Winter ist dort empfindlich kalt, in ihn fällt die Regenzeit, der Sommer ist daher außerordentlich dürr. Der Vorwurf des Wassermangels hier in Groß-Namaqualand (ich nehme den Wüstenstrich der Küste entlang stets aus) ist übertrieben. Ich frage einfach, wie viele Hausthiere er- halten ihren Wasserbedarf in Europa aus Brunnen und wie viele aus natürlichen Wasser- stellen? Ich besaß ein kleineres Gut in Hinter- pommern, in niedriger Lage zum Meeres- spiegel. Im Sommer war dort auch nicht 1 Liter natürlich zu Tage liegendes Wasser vorhanden, obgleich der Boden drainirt werden mußte, um überhaupt etwas anderes wie Erila und Holz zu tragen, Teiche, alles war künst- lich durch Menschenhand geschaffen, ein 33 Fuß tiefer Brunnen versagte oft im Sommer bei einem Viehstand, dessen Zahl hier nicht der Rede werth wäre. Aehnlich ging es vielen Nachbarn von mir. Die sehr hohe Lage des Landes, bedeutend über 1000 m über dem Meeresspiegel, der