236 — anwerbung jetzt als durchaus geordnete und gesetzliche bezeichuet werden kann. Wenn hier und da noch einzelne Ungerechtigkeiten vor— kämen, so sind sie unvermeidlich; es giebt da— gegen nur ein Mittel: gänzliche Unterdrückung der Arbeiteranwerbungen. Wesentlich un— günstiger als über die von den Fidschi-Infeln aus betriebenen Werbungen urtheilt der Ver— fasser über diejenigen von Oucensland aus, wo heute noch schlimme Zustände zu herrschen scheinen. Der Verfasser hat sich meist im englischen Theil der Inselgruppe aufgchalten, hat aber auch die deutsche Shortland-Insel und die ebenfalls deutschen Inseln Fauro und PMsabel besucht. Er schildert die sämmtlichen Inseln als meist mit Urwald bedeckt und fruchtbar. Der höchste von ihm gesehene Berg ist 10 000 Fuß hoch. Er erwähnt einen noch thätigen und mehrere erloschene Vulkanec. Die Eingeborenen werden als mißtrauisch und den Weißen fast durchweg feindlich gesinnt geschildert. Einzelne Ortschaften sind berüchtigt wegen ihrer vielen erfolgreichen Anfälle auf Werbeschiffe, wobei dann stets die ganze Mann- schaft ermordet und verspeist wurde. — Auch die Ortschaft Alu auf der Shortland-Insel, wo der Verfsasser seinen ersten Aufenthalt nehmen wollte, war früher sehr verrufen, in- dessen sollte sich das Einvernehmen zwischen Eingeborenen und Weißen durch entgegen- kommendes Auftreten der in der Gegend an- sässigen Händler gebessert haben, weshalb der Verfasser sich zur Landung daselbst entschloß. Er hat zwei Monate dort zugebracht und seinen Aufenthalt daselbst nicht zu bereuen gehabt. Auf seiner zweiten Reise hat der Verfasser deutsches Gebiet nicht berührt, dagegen besuchte er 1888 die Insel Rsabel und war im Stande, den Hafen wiederzufinden, in welchem die Spanier etwa 300 Jahre vorher zuerst Anker geworfen hatten. Wir haben hierüber früher bereits Einiges mitgetheilt. « Die Küste, welcher viele und für größere Schiffe sehr gefährliche Riffe vorgelagert sind, fand der Verfasser von Eingeborenen fast ganz verlassen. aus ihre Streifzüge häufig bis hierher aus- dehnten, ihre Wohnsitze tief in die Berge im Innern der Insel verlegt. An manchen Stellen kamen jedoch Eingeborene, welche das Schiff von ihren Bergen aus gesehen hatten, an die Küste und einzelne wünschten sich für die Fidschi-Inseln oder Queensland anwerben zu lassen, während andere bereits dort gewesen Sie erwähnten, daß seit einiger Zeit waren. Dieselben hatten aus Furcht vor den Menschenjägern, welche von New-Georgia kein Werbeschiff mehr an der Küste gewesen sei, und es wurde ihnen bedeutet, daß sie auch keine Aussicht haben würden, ihre Wünsche erfüllt zu sehen, da, seitdem die Insel deutsch geworden, die Arbeiteranwerbungen für die genannten englischen Besitzungen verboten seien. Weiße leben auf den Salomons-Inseln noch wenige; nur vier oder fünf Händler, meist Engländer, haben sich daselbst niedergelassen. Der Verfasser rühmt deren verständiges Auf- treten den Eingeborenen gegenüber und widmet einem derselben, welcher trotz seiner Beliebtheit bei den Eingeborenen ermordet wurde, einen warmen Nachruf, in welchem er hervorhebt, daß die Mörder nur solche gewesen sein konnten, welche den Ermordeten nicht kannten. Die gesammten Verhältnisse, namentlich auch die fortwährenden Feindseligkeiten der nächstbenachbarten Dörfer untereinander, haben außerordentlich viel Aehnlichkeit mit den aus dem Bismarck-Archipel bekannt gewordenen. Das Buch darf als eine schätzenswerthe Bereicherung unserer Kenntniß der neuer- worbenen deutschen Schutzgebiete betrachtet werden. V. Tiklteratur-Verzeichnik. 74. Kettlers Handkarte von Deutsch-ÖOst- Afrika. 1:3.000 000. Chromolilh. gr. Fol. 1.— M. Verlag des geographischen Instituts Weimar. 75. Knochenhauer, B., Die Goldfelder in Transvaal mit besonderer Berürcksichti- gung der de Kaap-Goldfelder. 1,— M. Verlag von Walther & Apolant, Berlin. 76. Stanley, H. M., Im dunkelsten Afrika. Aufsuchung, Rettung und Rückzug Emin Paschas, Gouverneurs der Aeguatorial- provinz. Aus dem Englischen von H. v. Wo- beser. Mit 150 Abbildungen und 3 Karten. 2 Bände. 3. Aufl. 20,— M., gebunden 22,— M. Verlag von F. A. Brockhaus, Leipzig. 77. Wissmann, H. v., Antwort auf den offenen Brief des Herrn Dr. Warneck über die Thätigkeit der Missionen beider christ— lichen Konfessionen. 0,60 M. Verlag von Walther & Apolant, Berlin. 78. Wissmann, H., L. Wolff, C. v. Frangois, H. Müller, Im Innern Afrikas. Die Er- forschung des Kassai während der Jahre 1883, 1884 und 1885. Mit über 100 Abbildungen und 3 Karten. 2. Aufl. 12,— M., gebd. 14,.— M. Verlag von F. A. Brockhaus, Leipzig.