Der gegenwärtige Stand des Afrika-Fonds bezw. dessen Lage am Schlusse des Etatsjahres 1890/91 läßt sich mit Sicherheit nicht übersehen, da die Expeditions-Abrech- nungen in der Hauptsache noch ausstehen. Wenn auch der Fonds ausreichen wird, so ist doch nach den gemachten Erfahrungen keineswegs auf einen Bestand zu rechnen. Berlin, den 15. Jannar 1891. Denkschrift, betreffend die Verwendung des Afrika-Fonds. Die wissenschaftliche Ersorschung Afrikas ruhte bis zum Jahre 1886 im Wesentlichen in den Händen der „Afrilanischen Gesellschaft in Deutschland“, welche die Kosten theils aus den Beiträgen ihrer Mitglieder, theils aus Zuschüssen aus dem der Verwaltung des Reichs- amts des Innern unterstehenden Afrila-Fonds deckte. Beträge aus letzterem wurden auch ein- zelnen Reisenden unmittelbar zur Verfügung gestellt. Mit dem Eintreten des Deutschen Reiches in loloniale Bestrebungen erschien es an- gezeigt, die Verwaltung des Afrika-Fonds und die Entsendung wissenschaftlicher Expeditionen vorzugsweise auf die Erforschung unserer afrikanischen Schutzgebiete zu erstrecken und deshalb die Verwaltung des Fonds dem Auswärtigen Amte zu übertragen. Das Auswärtige Amt machte die Schutzgebiete von Kamerun und Togo zum Gegen- stand der näheren Erforschung. Im nördlichen Theile von Kamernn war seit dem Jahre 1886 der durch seine For- schungen am Kongo bewährte D#r. Zintgraff thätig. Nachdem derselbe in den Jahren 1886 und 1887 verschiedene kleinere Expeditionen zur Erforschung des Wuri-, Abo und Nio del Neuy-Gebictes unternommen hatte, erforschte er im Jahre 1888 den Mungo-Fluß und gründete im Verein mit Hauptmann Zeuner die Barombi-Station, welche nun zum Ausgangspunkt ausgedehnter Beobachtungen in dem weiteren Hinterlande (nach Norden und Nordosten) diente. Nachdem auf diese Weise genügende Ersahrungen für ein größeres wissenschaftliches Unternehmen in der Richtung auf Adamang gesammelt waren, unternahm Dr. Zintgraff im Jahre 1889 seine bekannte Neise durch das Land der Baniang und Bali nach dem Benuc, von der er nach einjähriger Abwesenheit, zum Theil auf wiederum neuen Wegen, nach Kamerun zurückgelangte. Mit dieser Leistung war ein Ergebniß ergielt, welches bereits Barth und auch Flegel ver- geblich angestrebt hatten; sie bildete ein Hauptereigniß auf dem Gebiete der Afrikasorschung des Jahres 1889. Gegenwärtig befindet sich der Reisende wiederum auf seinem alten Forschungs- selde, um von der durch ihn begründeten Bali-Station die weitere geographische Erschließung des tieferen Innern zu sördern. Ihm zur Seite stehen Lieutenant v. Spangenberg, welcher aus eigenen Mitteln und ohne Unterstützung des Reichs hauptsächlich mit kartographischen Auf- gaben betrant ist, und der Botaniker Dr. Preuß, welcher während der Abwesenheit des Dr. Zintgraff die Barombi-Station verwaltet hatte. Hand in Hand mit der Erschließung des nördlichen Kamerun-Gebietes ging diejenige des südlichen Theiles. Hier begannen die früher im Dienst der Asrikanischen Gesellschaft erprobten Forscher Hauptmamnm Kund und Lieutenant Tappenbeck im Verein mit dem Zoo- logen Dr. Weißenborn und dem Botaniker Braun im Jahre 1887 ihre Forschungen. Nach. dem durch kleinere Vorstöße die nöthige Erfahrung gesammelt war, gelang es, den etwa 200 km breiten Urwald zu durchbrechen, welcher bisher das Innerc von der Küste sast hermetisch ab- geschlossen hatte. Das Ergebniß dieses ersten Vorstoßes war die Klarlegung der bis dahin gänzlich unbekannten hydrographischen Verhältnisse dieses Gebietes, die Entdeckung des Sannaga- oder Mbam-Flusses und die Feststellung der aussälligen Thatsache, daß die Grenze der Ver-