Kolouiales Jahrbuch. Gustav Meinecke. Dritter Jahrgang. Das Jahr 1890. Mit einer politischen Uebersichtstarte von Afrila. Berlin, Carl Heymanns Verlag. 18y1. □— Das von dem Redatteur der „Deutschen Kolonialzeitung“ und Herausgeber des „Deut schen Kolonialkalenders“ Herrn Gustav Mei necke herausgegebene Lolonialc Jahrbuch hat sich seit seinem ersten Erscheinen eine bevor zugte Stellung in der deutschen Kolonial- litteratur erworben. Auch der vorliegende Jahrgang zeichnet sich durch Reichhaltigleit und Sorgfalt der Bearbeilung aus. Er beginm mit einem Aussatz über „die Vertheilung Afrilas“, in welchem der Verfasser einen Rückblick auf die im vergangenen Jahre stattgehabten Ver Cinbarungen wirft. Die Sprachverhällnisse in den deutschen Schutzgebieten bespricht in einem längeren Artilel A. Seidel, der Versasser der lürzlich von uns besprochenen Grammatit der ZSuaheli Sprache. Paul Reichard hat einen Beitrag über „Asrilanische Jagd“ geliesert. E. Wallroth giebt eine Rundschau über die Missionsthätigleit in den deutschen Schutge- bieten. Nachdem der Versasser serner die Kolonialdebatten im Reichslage während des vergangenen Jahres einer Erörterung unter zogen hat, bespricht er die Bildung der Kolonial Abtheilung und des Kolonial-Rathes und geht sodann auf die Entwickelung der einzelnen Schutzgebiete im Jahre 1890 näher ein. Die Dentschrift über die Beweggründe zu dem deutsch-zenglischen Ablommen, sowie Mit theilungen über die Verwaltung, Jollpolitil und Statistil der Schutzgebiete sind dem Jahr buche beigefügt. I. Wilhelm Innkers Reisen in Afrila 1875 bis 1886. Nach seinen Tagebüchern unter der Mitwirkung von Richard Buchta herausgegeben von dem Reisenden. 35 Vollbildern, 130 Illustrationen im Text und 6 Karten. Wien und Olmüt, Ednard Hölzel, 1889 bis 1891. Die Beschreibung der Reisen Ior. Junkers nimmt unser Interesse in geographischer Hin- sicht sowohl wie ganz besonders deshalb in An- spruch, weil der unermüdliche Forscher während seines langjährigen Ausenthalles in Central= Afrila sast mit allen denjenigen Männern in Berührung gekommen ist, welche durch ihre Thätigkeit in jenen Gebicten sich ausgezeichnet haben, und weil er über die dortigen Verhält- nisse einen Ueberblick wie kaum ein Anderer gewonnen hat. I 1 Herausgegeben von Von seinem Werke liegen unnmehr die ersten beiden Bände vollendet vor. Der erste Band umfaßt die Reisen während der Jahre 1875 bis einschließlich 1878 auf egyptischem Gebiet, in einem Theil der libyschen Wüste, durch die arabischen Länder des egyptischen Sndan und in den äquatorialen Negerländern, die sich an den Quellflüssen des oberen Nils ausbreiten. Von besonderem Interesse ist die Schilderung des Aufenthaltes in Chartum, wohin er zu besonders günstiger Zeit gelangte, da dort kurz vorher Ismael Ejüb Pascha eingetroffen war, nachdem er im Auftrage der egyptischen Mit Regierung im Verein mit dem späteren Nebellen Ziber Pascha Där-För unterworfen hatte. Das Leben der Europäer und Eingeborcnen in der damals noch ausstrebenden Stadt, welche im Jannar 1885 den Schaaren des Mahdi zum Opfer siel und den tapferen Gordon Pascha fallen sah, die Festlichkeiten, welche dort geseiert wurden, werden in anschaulicher Weise geschildert. Verfasser führt uns darauf nach den verschiedenen Verwaltungs- behirten (Mudiriehs) der ägquatorialen Pro- vinzen, Ladö, Mäiickaralei, Rohl und Bahr el- Ghazal, und wir besuchen mit ihm eine große Zahl der innerhalb dieser Bezirke gelegenen Stationen (zeriben), von welchen aus die nubo- arabischen Beamten der Regierung (Holuma) das Elfenbein einhandelten und die Herrschaft über die umliegenden Negerstämme ausibten. Sie hausten dabei häufig als wahre Räuber mit schrankenloser Willkür und vernichteten insbesondere den meist so großen Diehreichthum der Negerländer fast bis zum letzten Stück. Da, wo sich der Neger durch irgend eine in dustrielle Thätigleit einen bescheidenen Luxus geschafssen, raubte ihm der „Ab#n Turk“, was sein Herz erfreut hatie. So schwand die Lust am Schassen, und Innler fand vielfach da, wo frühere Reisende noch volles Nationalleben angetrosfsen hatten, gänzliche Veränderung. Der zweite Band umfaßt die ersten Jahre der siebenjährigen Reise (Ende 1879 bis An- fang 1887) und zwar den Zeitraum von 1879 bis zur Jahreswende von 1881 auf 1882. Die Krenz und Querzüge während dieser Periode überschreiten die Nil-Kongo-Wasser- scheide gegen Süden und bewegen sich sast aus- Der schließlich in dem nordöstlichen Theil des Ent- wässerungsgebiets des Kongo, speziell seines größten nördlichen Zuflusses, des Uôlle Mülua. Er hielt sich dabei in den der Verwaltung Emins unterstellten Gebieten auf, in welchen erst durch diesen geregeltere Verhältnisse ange- bahnt wurden. Wir können leider hier nicht näher auf Dasjenige eingehen, was r. Junker über die egyptische Herrschaft ausführt, deren