29 putirtenkammer in Betreff des in den Kolonien anzuwendenden Zollsystems gemachten Vorschläge einer Berathung unterzogen. Diese Vorschläge bezwecken den allgemeinen Zolltarif, wie er in Frankreich besteht, mit geringsügigen Aus- nahmen auch auf die Kolonien zu über- tragen. Die Berathung ging vor sich auf Grund eines von einem Mitgliede der Kommission erstatlelen schriftlichen Berichtes. Zur Unter- slützung der gemachten Vorschläge wurde her- vorgehoben, es lomme darauf an, die zwischen dem Mutterlande und den Kolonien stehenden Vande fester zu ziehen und die Ko- lonien zu einem Absatzmarll für die fran- zösischen Produlte zu machen. In Algier gelle der allgemeine Zolltaris bereits seit 188.1 und seit dieser Zeit habe der Export von Frank reich nach Algier erheblich zugenommen. An- dererseits habe sich in den anderen Kolonien seit dem Senatsbeschluß von 1806, durch welchen den Kolonien volle Freiheit gegeben be- worden, die französischen Produlie ebenso wie fremde zu bestenern, reich aus vermindert. Im Jahre 1860 z. B. habe Fraulreich nach Reunion, Guadeloupe und Martinique für 64 Millionen Francs impor= tirt, während der gegemvärtige Werth der der Erport von Frank- Einfuhr nur 32 Millionen Francs betrage. Von mehreren Seiten wurde auch betont, daß, wenn die Kolonien die Vortheile ge- nössen, die ihnen Frankreich gewähre, sie auch die Lasten tragen müßlen, die die Eigenschast eines Franzosen mit sich bringe. Zu solchen Lasten gehöre auch die Unterwersung unter das Zollsystem Frankreichs. Gegen die Vorlage wurde geltend gemacht, es könnte nicht ein einheitlicher Tarif für alle Kolonien aufgestellt werden, es müßten viel- mehr die wirthschaftlichen Interessen der ein- zelnen Kolonien in Betracht gezogen werden. Die Thatsache, daß seit der Einführung des allgemeinen Zolltarifs in Algier der Export von Frankreich nach dieser Kolonie gestiegen sei, spreche nicht zu Gunsten der Vorlage. Algier nehme eine ganz gesonderte Stellung im Verhältniß zu den übrigen Kolonien ein. Nicht durch die Einführung des allgemeinen olltarifs habe sich der Export Franlreichs nach Algier gesteigert, sondern durch die ver- mehrte Eimvanderung, durch die Bemühungen der Bewohner Algiers und durch die Aus- breitung seiner Kulturen. Ein Mitglied des Kolonialrathes — Vertreter für Indo-China — wies besonders auf die üblen Folgen hin, welche die daselbst 1887 ersolgte Einführung des allgemeinen Zolltariss gehabt habe. Seit dieser Zeit besinde sich die Entwickelung des S— Landes (Cochinchina, Annam und Tongling) in rückläufiger Bewegung. Ziemlich allgemein wurde die Ansicht aus- gesprochen, daß der Kolunialrath in einer so außerordentlich schwierigen Frage sein Gutachten nicht abgeben könne, ohne vorher die Meinung der Kolonien selbst leunen gelernt zu haben. Es wurde daher beschlossen, die Berathung zu vertagen, bis von der Regierung die seitens. der lolalen Berathungslörper in den Kolonien gelrossenen Entscheidungen vorgelegt worden eien. Bericht des Administrators für walsisch-Bai. Das dem Kap-Parlamente in seiner dies- jährigen Tagung vorgelegte Blaubuch über Angelegenheiten der Eingeborenen (Blue W on XNative Allairs 1891) enthält einen Be- richt des Administrators für Walsisch Bai, John J. Cleverly, vom 6. Jannar d. J., welchem wir Folgendes entnehmen: Während des Jahres 1890 hat sich die Bevölterungsisser nicht wesentlich verändert; sie setzt sich zusammen aus etwa 20 Europäern, etwa 100 Hottentolten, einer Bastardfamilie und einigen Bergdamaras und Buschmännern. Schwerere Vergehen sind nicht vorgekommen, die Fälle von Trunlenheil haben in Folge der zur Belämpsung derselben erlassenen Bestim- mungen bedeutend abgenommen. Die den Hottentotten eigenthümliche Verschwendungssucht und Trägheit aber verhindern jede dauernde Besserung ihrer Lage; das wenige Geld, welches sie sich verdienen, wird nach wie vor sofort vergeudet, mit dem einzigen Unterschied, daß es früher für Branniwein ausgegeben wurde, jetzt jür Kassee, Zucker oder Kleidungsstücke. Arbeitsgelegenheit ist selten, und vom Mai bis Dezember, der „Hungerzeit“, zu welcher es keine Narafrüchte') giebt, herrscht, wie immer, Noth. Glücklicherweise verspricht die bevorstehende Nara-Ernte eine gute zu werden. Versuchs- weise ist während des vergangenen Jahres ein Fischereibetrieb mittelst des Schooners „Crystal Wave“ aus Kapstadt und vier Booten ein- gerichtel worden. Derselbe giebt einem Theil der Eingeborenen Verdieust, welche nach Schließung der Fischerei und Fleischtonservensabrik in Sand- wich Hasen nach Walsisch--Bai gekommen sind. *) Botanische Erläuterungen und gute Ab- bildungen von Friüchten und Samen dieser für Südwest-Afrika so wichtigen Pflanze sind in den „natürlichen Pflanzensamilien“ von A. Engler K. Prant# enthalten (Cncurbilnceac von 6. O. Müller und F. R. Par S. 23 und 24). Die sehr lange Wurzel des Baumes wird in Süd- west-Afrika als Heilmittel benugt.