unsere Sulus in Mozambique bezw. den Stationsplätzen des portugiesischen Ost-Afrika kennen gelernt. Auch bei den Eingeborenen Deutsch-Ost-Afrikas ist ein Widerstreben gegen Impfungen ausgeschlossen. Reisebriefe aus Oftl- Afrika. (Fortsetzung u. Schluß.) Ugneno-Berge, den 19. Juli 1891. Von Gondja aus marschirte meine Kara- wanc mit der des Kaiserlichen Kommissars Dr. Peters zusammen. Derselbe war am 10. Juli in Gondja eingetroffen und sein Ziel war, wie das meinige, der Kilimandscharo. Ein schwacher Fieberanfall machte für mich die letzten Marschtage etwas beschwerlicher als die früheren, zumal die Landschaft bis zum Jipe-See hin nichts Anziehendes bietet. Auch den vielge- nannten See selbst fand ich mit seinen voll- kommen verschilften Ufern wenig großartig. Von seiner Südspitze aus bogen wir ab, um das Ugueno-Gebirge zu überschreiten. Letz- teres ist auf seinen kleinen Hochplateaus äußerst fruchtbar und gut angebaut mit Bananen, Maniok, Mais, Bohnen und süßen Kartoffeln. Sogar die Wege sind hier von den Einge- borenen gebessert und von Dornen und Schling pflanzen befreit. Die Bewohner zeigten sich uns nicht immer entgegenkommend. Ob aus Schen oder aus Trot und Uebermuth habe ich nicht entscheiden können. Moschi am Kilimandscharo, den 23. Juli 1891. Der Marsch vom Ugucno-Gebirge bis hier- her nach Moschi, der vielgenannten Residenz des Häuptlings Mandara, brachte uns manches Neue und Genußreiche. Der Kilimandscharo kam in Sicht und zeigte sich uns in solcher Großartigleit, wie wir uns nie hätten träumen lassen. Es giebt wohl auch kaum auf der Erde eine Stelle, wo sich ein Berg unmittelbar aus der Ebenc heraus erhebt, ohne Gebirge und bis zu einer Höhe von 6000 m. Die beiden Kuppen, der Kibo mit der Kaiser Wilhelm-Spitze und der Mawenzi, lagen klar vor uns, nur ein leichter Wollenring darunter. Wir konnten uns zu diesem Anublick Glück wünschen, denn meistens verhüllen Wolken die Verge, und Viele bekommen die Spitzen gar nicht zu sehen. Der Weg führte oft über Wasserläufe, Nebenflüsse des Nufu, deren Ueber- schreiten auf schwanken Baumstämmen viel Zeit kostete, dafür aber dem Marsch seine Ein- 461 Aunschauung gewinnen lönnen. tönigkeit benahm. Vor Moschi wurde die fruchtbare Landschaft Kahe passirt, die voll- kommen labyrinthartig gebaut ist und dem Feinde, aber auch dem friedlichen Besucher den Eintritt beinahe unmöglich macht. Der Häupt- ling brachte Honig und bat um cine denutsche Flagge. Heute früh vollzog sich langsam der Aufstieg in die Dschagga-Länder, d. h. den- jenigen Landstrich am Fuße des Kilimandscharo, der kultivirt ist und mit seiner dichten Be- völkerung beinahe einen Gürtel um den Berg herum bildet. In einem dieser Staaten, Moschi, wo seit von der Decken Beziehungen zur Küste bestehen, liegt eine englische Mission und die deutsche Station. Der dort stationirte Feld- webel salutirte die Peters sche Flagge mit drei Kanonenschüssen und meldete den Bestand der Station. Die Zelte wurden für meine Ex- pedition vor dem Stationsgebände ausgeschlagen, während Peters in demselben Ouartier bezog. Noch am selben Tage bin ich über meine weiteren Schritte schlüssig geworden. Die im Süden des Verges gelegene Landschaft Unter- Aruscha ist mir als gutes Jagdgebiet bezeichnet worden und ich will in vier Tagen dahin auf- brechen, um einige Tage zu jagen. Von ränbe- rischen Massais soll dort lange nichts mehr zu bemerken sein; um sie kennen zu lernen, muß man weiter nach Westen gehen. Vom Kilima- ndscharo selbst und seinen Bewohnern werde ich in den vier Tagen nur eine vberflächliche Im nächsten Briese werden daher nur kurze Eindrücke folgen; überdies ist der Kilimandscharo das am meisten geschilderte Gebiet Ost-Afrikas; daß dasselbe wissenschaftlich erschöpft sei, soll damit nicht gesagt sein. Im Gegentheil: gerade dieses Gebiet mil seinem noch thätigen vulkanischen Boden, mit seiner reichen Flora und Fauna, mit seiner Dornensteppe in der Ebenc, seinen tropischen Wäldern auf halber Höhe, seinen Gletschern hoch oben, sollte weit mehr das Ziel naturwissenschaftlicher Forschungen bilden, als es bisher geschieht. Lager am Weri-Weri-Fluß, den 27. Juli 1891. Die vier Ruhetage am Kilimandscharo in Moschi sind vorüber und ein neuer Abschnitt meiner Reise hat begonnen. Ich habe die Peterssche Expedition verlassen und bin eigentlich schon auf dem Rückmarsche, denn das gute Jagdrevier, das ich jetzt aufsuche, liegt schon südlich des Kilimandscharo. In Moschi war inzwischen eine Kompagnie der Schutztruppe eingetroffen, zur Versügung des Koaiserlichen Kommissars Dr. Peters. Das Beherrschen der Eingeborenen wird hier nicht schwer fallen,