465 — am Nachmittag noch weiter über einen Flusß, den Luengera, der von Krokodilen wimmelt. Die Thiere ließen uns unbehelligt, vermuthlich war ihnen der an diesem Nachmittag sehr starke Karawanenverkehr zu ungemüthlich. Schr er- müdet schlugen wir noch kurz vor Sonnen= untergang Lager. Die Tage sind hier kurz. Der ewiggleiche Wechsel von Tag und Nacht ohne Dämmerung und der Umstand, daß die Sonne stets um 6 Uhr auf und um 6 Uhr untergeht, trägt viel dazu bei, den länger hier lebenden Europäern das Leben eintönig zu machen. Von der Unmöglichkeit, den Pangani- Fluß zu befahren, hatten wir uns heute unter- wegs überzeugen können. Wir passirten eine Menge landschaftlich sehr schöner Stromschnellen, an denen der Weg dicht vorüberführt. Pangani, den 20. August 1891. Die beiden letzten Marschtage verliesen in- sofern anders als bisher, als wir uns mit drei Mann von der Karawane trennten und in be- schleunigtem Tempo vorausmarschirten. Am 16. Abends langten wir in Lewa an und bezogen nach langer Zeit zum ersten Male wieder Nachtquartier in einem europäischen Hause. Lewa ist große Tabaksplantage, und der Vertreter der Plantagengesellschaft, Herr Schroeder, nahm uns in liebenswürdigster Weise auf. Am anderen Morgen fand große Besichtigung der Plantage statt. Die Aus- sichten bezüglich ihrer Ertragsfähigleit sind gute. Von Lewa bis Pangani ist ein starker Tage- marsch. Ich kürzte ihn dadurch ab, daß ich den Bezirkslieutenant von Pangani bitten ließ, mir auf halbem Wege ein Boot auf dem nahen Fluß entgegenzuschicken. Die Karawane ging unter Führung des Somali Mohamed den Landweg. Die Fahrt auf dem Pangani-Fluß bot wieder manches Neue, an seinen Ufern kann man fast alle Arten Palmen sehen, das Land ist äußerst fruchtbar und anbaufähig. Der Fluß wimmelt von Flußpferden. Bei Monden- schein erreichten wir das Fort und die Herren, dic uns schon einmal ausgenommen hatten. Die Gesellschaft vermehrte sich noch durch das Offizierkorps von S. M. Kreuzer „Schwalbe“, und wir haben bis zum Abgang des Küsten- dampfers angenehme Tage verlebt. Die Träger sind heute abgelohnt und auf einer Dhau nach Sansibar zurückgeschickt worden. Dr. Erhardt und ich werden uns über Bagamoyo ebendorthin begeben und uns in acht Tagen nach Neapel einschiffen. Ernennung eines neuen Gouverneurs für ragos. Der neuernannte Gouverneur für Lagos Gilbert T. Carter ist am 20. September d. J. in Lagos eingetrosfen und hat die Ver- waltung der Kolonie übernommen. Schutztruppe in Sierra Leone. Einem Bericht über die Kolonie Sierra Leone für das Jahr 1890 entnehmen wir Folgendes. Durch eine Verordnung vom Januar 1890 ist daselbst eine Grenzschutztruppe errichtet worden. Dieselbe besteht aus einem Generalinspektor, drei Inspektoren, vier ein: geborenen Unterinspektoren und 280 Unter- ossizieren und Gemeinen. Die Truppe ist innerhalb eines kurzen Zeitraumes von dem Generalinspeltor Major A. Mec. Donnell Moore organisirt worden. Jeder Stamm ist in der Truppe vertreten, was wegen der in der Kolonie herrschenden Vielsprachigkeit von großem Werth bei Expeditionen ist. Dic Truppe ist in etwa 30 Abtheilungen längs der Straße, welche sich von Kambia am Slarries Fluß im Norden bis zum Maneca= Fluß im Süd Osten in einer Länge von un- gefähr 200 englischen Meilen erstreckt, stationirt. Sie hat eine gute Wirkung ausgeübt in Bezug auf die Sicherung des Friedens und der Zu- juhr zu den einzelnen Marktplätzen. Die Mitglieder der Truppe sind im Durchschnitt 32 Jahr alt, 5 Fuß 9½ Zoll groß und von kräftigem Körperbau. Ihre Unisorm bestehl aus einer leichten Jacke mit Messinglnöpfen und kurzen Hosen, beide von blauer Serge, sowie einem rothen Fez. Diese Uniform ist durchaus zweckdienlich und koslet jährlich nur 23 Schilling. Ein schwarzer lederner Gurt, Sniderbüchse, Säbel, eine zu- sammengerollte Decke, sowie ein Tornister ver- vollständigen die Ausrüstung. Dandelsverkehr des RKongo-Staales. Dem „Balletin Olliciel“ des Kongo- Staates Nr. 9 vom September d. Is. ent- nehmen wir folgende Angaben: Nach der vorläufigen Aufstellung betrugen die Eimahmen im ersten Halbjahre 1891 655 711,51 Francs, und hat hiervon die bereils für das ganze Jahr erhobene Lizenz- steuer für den Spiritushandel, welche vom