— 486 — Guinea. Nachdem durch ihre Ermordung die Anlage in Franklinbai unmöglich geworden ist, wird nunmehr seitens der Missionare vorgeschlagen, eine vierte Station einige Tage- reisen südöstlich von Bogadjim, in der Gegend von NRai oder Sai, anzulegen. Vor Abgang von Verstärkungen aus Europa will man sich jedoch auf dic drei bestehenden Stationen, für welche noch vicer Missionare zur Ver- fügung sichen, beschränken. In Siar kommen die Eingeborenen dem Misstonar Bergmann mit Vertrauen ent- gegen. Auch auf Dampier ist, obwohl dort- hin die Nachricht von der Ermordung ge- drungen war, Alles ruhig geblieben. Die Missionsanstalt von Neu-Dettelsan hat außer Simbang uoch eine weitere Station auf der Insel Tami gegründet. Die Londoner Methodisten-Kommission hat durch die von ihr gecharterte Brigg „Lord of the Isles“ eine Anzahl eingeborener Prediger von Aunstralien nach Neu-Guinca und dem Bismarck-Archipel übergeführt. von der Jaundc-Station. (Südliches Hinterland von Kamerun.) Von der Jaunde-Station berichtet Herr G. Zenker unter dem 1. Juli d. J. Folgendes:) Seit dem Abmarsche der Expedikon (Morgen) im Juli 1890, als auch seit dem Abmarsche der Herren Weiler und Kessel, bin ich ohne Verkehr mit der Küste. Ein Jahr ist nun verflossen, und der hier gelassene Vorrath an Waaren zum Eintausch von Lebensmitteln ist mit Ausnahme des rothen und weißen Zeuges, das man nicht an den Mann bringen kann, sehr zusammengeschmolzen. Seit letztem Januar bin ich gezwungen, jede Woche zweimal zu den Voghe, Velinghe, Bibombos, Jedute, Bana, Bante r2c. zu gehen, um Lebens mittel zu kaufen, da die näher wohnenden Häuptlinge Knöpfe nicht mehr nehmen wollen. Ich versuche durch Entsendung eines Batanga- Mannes (Ibea) und zweier Jaundeleutc einen Verkehr zwischen der Küste und der Station anzubahnen. Ich selbst befinde mich bei allerbester Ge- sundheit, Gott sei Dank, und habe trotz meines langen Aufenthaltes hier an Nichts zu leiden gehabt. In der letzten Zeit war ich gezwungen, größere Hausbauten auszuführen, verursacht im Ausang März durch einen orkanartigen 5)2 Vergl. „Mittheilungen“ 1891, Heit 3, Nr. 138 ff. Sturm, und Ende April durch eine aus un- erklärliche Weise ausgebrochene Feuersbrunst, die dank des darauf eintretenden Regens keine größeren Dimensionen annahm und bloß die auf der Westseite befindlichen Arbeitshäuser und das auf einer Erhöhung befindliche Haus zerstört hat. Um einem solchen Unfall vorzu- beugen, habe ich die Arbeiterhäuser kleiner gebaut, und zwar zu 20 m Länge und 8 m Breite, und habe die Seiten und Breit- seiten gemauert; zweidavon flankiren die Westtseite, cins die Nordseite, während das Wohnhaus die Ostseite flankirt, die Südseite mit dem Markt- platz offen ist. Auf dem Platze des großen Schuppens steht der Flaggmast. Ein neuer Werklplatzschuppen ist nach der SO-Seite gebaut, und dient sowohl dem Zimmermann als auch den Nagelschmieden zum Arbeitsplatze. Am Thore habe ich ein Wachhaus errichtet, wo auch der Hornist seinen Raum hat. Die Ernte ist jetzt nahe, mein Durrah und Mais sind bald reif und in genügender Menge vorhanden, ebenso die Bohnen, von denen ich wiederum 10 Sack geerntet habe, ein großes Feld weißer Buschbohnen ist noch ab zuräumen. Ich habe an der SO-Seite ein Stück Busch niederschlagen lassen und dort circa 2000 Planten gepflanzt, weiterhin habe ich die Plantenplantage des durch Sonolte zerstörten Dorfes Capeludici's mittelst 2 Stück Zeug nebst dem Grunde angcekauft und durch einen Weg mit der Station verbunden; die Entfernung beträgt 5 Minuten. Auf der Nord- seite, wo der Busch ebenfalls niedergelegt ist, bin ich gesonnen, eine Ziegelei einzurichten, da der Boden sich zu Backsteinen eignet und Wasser ebenfalls mittelst einer einfachen Pumpvorrich- tung leicht aus dem Bache hinzuleiten ist. Die Ziegeln sollen dazu dienen, etwaige Neubauten wie z. V. eine Mauer um die Station, auszuführen. Trotz allen Suchens habe ich nirgend Kalkstein gefunden und muß mich daher mit anderem Material begnügen. Thue ich einen Rückblick auf das vergangene Jahr, so sind, abgesehen von den Sono Malo und Yangepeti Uelle Palavern, solche mit den Jaunde nicht vorgekommen, bloß zweimal war ich gezwungen, um Menschenopfer zu verhüten, einzuschreiten: bei dem Tode des Häuptlings Mossu, 7/4 Stunden von der Station, und dem des Häuptlings Schumbama von Quandubeie: beide wurden in Güte geschlichtet. Bei letzterem war ich indeß eine halbe Stunde zu spät gekommen, und sie hatten schon einen alten Mann mittelst Beilhiebs in die Stirn und Aufhängens getödtet; der Arme lag unter einem Baume, während vier Weiber Gift trinken sollten, was aber durch mein Einschreiten ver-