— 79 zurück, daß sie die Spuren eines starken Ochsentrupps in östlicher Richtung einige Stunden weit verfolgt hätten. Am Mittwoch brach ich bei Tagesanbruch mit 32 Reitern (darunter den Herren v. Uechtritz, v. Döry, Mertens, Schlimm, 16 Reitern der Truppe, 12 Eingeborenen), den Spuren folgend, auf. Meine Absicht war, festzustellen, wohin die Ochsenspuren verliefen und ihnen gegebenen- falls bis in die Herero-Werften nachzugehen. Im scharfen Marschtempo mit einigen Ruhe- pausen erreichte ich am Abend eine Wasserstelle im Elephanten-Fluß, 10 km nördlich Sceis. Die Spuren der Ochsen verloren sich in der Nähe dieses Platzes unter vielen anderen des Herero-Viehes. Unterwegs hatte ich fest- gestellt, daß die Diebe sich der Reitochsen be- dient haben mußten, denn wir fanden nur an einigen Stellen, wo sie abgesessen waren, Menschenspuren. Einige Berg-Damaras, die wir aufgriffen, gaben in der ersten Angst an, daß sic mit einigen der Diebe zusammengetroffen seien. Zwei Herero-Frauen, denen wir begegucten, sagten anfangs, daß sie auf ihrer zwei Tage- reisen entfernt liegenden Werft gehört hätten, der Truppe seien viele Ochsen gestohlen worden. Später sagten sie jedoch aus, sie hälten nur die Spuren des Rindviehs gesehen. Die am Elephanten-Fluß liegenden Spuren der Herero-Ochsen waren höchstens zwei Tage alt. Herr v. Uechtritz hatte noch eine Woche vorher hier Hereros angetroffen; sie wohnten damals noch bis Seeis; von ihnen war jetzt weit und breit nichts mehr zu sehen. Sie hatten sich wohl infolge des schlechten Gewissens weiter nördlich gezogen. Schon am Nachmittag des Tages unseres Ausmarsches hatte es stark zu regnen begonnen, und auch die ganze Nacht hindurch hielt der Regen an, was mich zwang, meine Absicht aufzugeben, da die Ochsenspuren verwischt waren. Ich trat infolge dessen den Rückmarsch nach Windhoek an, welches ich Donnerstag bei Ein- brechen der Nacht wieder erreichte. Hier an- gekommen, erfuhr ich, daß Tags zuvor am Abend sieben Kühe und zwei Ochsen, welchc ge- wohnt waren, im Verein mit ungefähr 30 anderen täglich in nordwestlicher Richtung am Swachaub entlang zu weiden und von selbst jeden Abend hierher zum Wasser zu kommen, fehlten. Ich richtete nunmehr ein Schreiben an den Ober- häuptling der Herero, Samnel Maharero zu Okahandja, indem ich unter Angabe des Sach- verhalts und der eingeborenen Zeugen die Forderung stellte, daß bis zum 15. Dezember Abends 6 Uhr sämmtliches gestohlene Vieh mit der landesüblichen Strase nach Windhoek gebracht werden sollte. Samuel Maharero erwiderte sofort, daß er nach Kräften sich be- mühen werde, nach dem vermißten Vieh unter dem Vieh seines Stammes zu forschen, bat um eine längere Frist und meinte endlich, daß es sich um eine so große Zahl handelte, die von Dieben nicht fortgetrieben sein könnte, daß möglicherweise das vermißte Vieh, das ja von den Hereros gelauft sei, von selbst den alten Leide= und Wasserplätzen zugelaufen sei. Die Hereros haben augenscheinlich sofort von unserem Zuge Nachricht erhalten und scheinen durch denselben beängstigt worden zu sein; denn schon zwei Tage nach meiner Nück- kehr kehrten am Abend plötzlich aus östlicher Richtung die vermißten sieben Kühe, sowie etwa 60 Ochsen zurück. Allem Anscheinc nach sind dieselben von einigen der Diebe wieder heimlich nach dem Windhocker Felde getrieben, hier laufen gelassen worden und haben dann die gewohnte Wasserstelle aufgesucht. Hente Morgen trafen dann noch 43 Ochsen hier ein, die bei einer Herero-Werst in Otjutueju mit dem Stempel der Truppe versehen aufgesunden und von Samuel Maharero zurückgeschickt worden sind. Es sehlen nun noch 11 Ochsen. Hendrik Wittbooi ist Sonntag den 15.No- vember mit 200 Mann östlich Okahandja in das Herero-Land eingebrochen. Er hat sich darauf beschränkt, in aller Eile einige Viehposten zu rauben und ist hierauf schleunigst wieder nach Hornkranz zurückgekehrt. Seine Beute besteht aus etwa 2000 Stück Rindvieh und ist meist Eigenthum der Hereros von Okahandja. Samnel Maharero hat keine Verfolgung eintreien lassen, um dic Hereros die seinen Befehl, die Viehposten mehr nach dem Innern des Landes zurückzuziehen, nicht befolgt hatlen, zu bestrafen. Auch dem Missionar Viehe waren, wahr- scheinlich nur irrthümlich, ungefähr 60 Sticck Nindvieh von Wittbooi weggeführt worden. Letzterer wurde von mir ausgefordert, das Eigenthum des Missionars wieder zurückzu- schaffen. Er hat darauf auch sofort Anstalten dazu getroffen. Die Thiere waren aber schon an die auf Bezahlung wartenden weißen Händler verkauft, und diese hatten mit ihrer Habe bereits Horn- kranz verlassen. Nachgesandte Boten konnten nur noch 22 Stück Rindvieh (ein Drittel des Verlustes) wiederbringen, welche dem Eigenthümer zurück- gesandt wurden. Witbooi entschuldigte sich damit, daß das Vieh des Missionars nicht gestempelt gewesen sei, sonst würde er es überhaupt nicht