und Wichtigkeit des Plantagenbaues im großen Stil und mit curopäischem Kapital für die Zukunft des Schutzgebietes; man denke nur an die Erfolge der Portugiesen in Sab Thom und die ihnen nachstrebenden Anlagen der Kamerun-Land= und Plantagen-Gesellschaft. Er unterschätzt serner bei seinen Ideen über Plau- tagenzwang, Abarbeiten von Strafurtheilen u. dgl. das hierzu erforderliche gewaltige Auf- sichtspersonal und vergißt, daß die Beitreibung von Kopf= oder Familiensteuern von den Ein- geborenen nur denkbar wäre, wenn durch ge- eignete militärische Maßregeln die Vollstreckung mit Sicherheit und Ordnung wirklich gewähr- leistet ist; höchst bedenklich ist sein Vor- schlag, die so dringend nothwendige Polizei= truppe, deren Anfänge jetzt gerade in der Vil- dung begriffen sind, durch gelegentliche Exe- lutionen seiner Bali's zu ersetzen, wie denn überhaupt in Folge seines langen Aufenthaltes unter den Stämmen des Graslandes ein über- großes Vertrauen in die Zuverlässigkeit und scheint. Endlich ist es wohl ein Rechensehler, wenn der Verfasser glaubt, die von ihm vorgeschlagenen umfassenden landwirthschaftlic Maßregeln mit einem jährlichen Kostenaufwande von 50 000 Mk. bestreiten zu können. Immerhin jedoch liegt hier die beachtens- werthe Arbeit eines gründlichen Kenners der dortigen Verhältnisse vor, welche, wenn sie auch in Einzelheiten Widerspruch herausfordert, nicht versehlen wird, Interesse zu erregen. Denkschrift. Fast gleichzeitig mit dem Erwerb Kameruns als deutsches Schutzgebiet vollzog sich am Kongo die Gründung eines internationalen Freistaates. Beide Staatengebilde kamen unter ziemlich ähn- lichen Bedingungen und Verhöältnissen zu Stande, nur daß dieselben beim Kongostaate, was deren finanzielle Seite betrifft, besser waren, wie beim deutschen Schutzgebiete, wäh- rend wieder letzteres, sofern es auf die offen daliegenden Hüliskräfte des Landes selbst an- kam, in dieser Hinsicht für den Anjang jeden- falls besser gestellt war und ist. Schon im Jahre 1885 schrieb ich in einem Aussatze vom Kongo aus, daß die Zu- lunft Afrikas der auf Plantagenbau sich gründende Handel sei. Hervorgerufen wurde diese Bemerkung durch die Beobachtungen, welche ich während eines sast zweijährigen Ansenthaltes am unteren Kongo zu machen Gelegenheit hatle und die ich kurz nachstehender Abhandlung voraus- schicke, da sie bei der großen Aehnlichkeit in der 105 Gestallung und Entwicklung beider, räumlich nur durch wenige Breitengrade getrennten Interessensphären uns für Kamerun werth- volle Fingerzeige zu geben sehr wohl im Stande sein dürften. Der neu gegründete Kongostaat, der sich in den damaligen Jahren in der bemerkens- werthen Periode eines Umschwunges zum Bessern befand, indem an Stelle eines inter- nationalen Beamtenpersonales mit meist inter- nationaler Vergangenheit das einheitliche Ele- ment der Belgier trat, hatte einen grossen Aufschwung des Handels zur Folge: zum mindesten entwickelte sich gerade in jener Zeit eine recht lebhafte Konkurrenz des Handels, und der untere Kongo war übermäßig mit Faltoreien holländischer, englischer, französischer, portugiesischer, ja selbst spanischer und belgischer Flagge besetzt. Auf die Preise blieb dieses natürlich nichi ohne Einsluß. Die durch erhöhte Nachfrage und den Wettbewerb der einzelnen Firmen verwöhnten Eingeborenen gingen mit den Forderungen für ihre Produkte in die Höhe; für die Europäer aber blieben die Ausgaben nicht nur die gleichen, vielmehr stiegen dieselben, und überdies wurde der Handel durch den neuen Staat mit bis dahin noch nicht empfun- denen Steuern belastet. Damals waren die Klagen der afrikanischen Kaufleute über schlechte Zeiten vielleicht nicht so unbegründet, und nur kapitalkräftige Häuser konnten diesen Wettlauf eine Zeit lang aushalten. Der untere Kongo wurde bei dieser Ge- legenheit aber immer mehr und mehr ausge- pumpt und schonungslos im Sinne des tradi- tionellen Ranbbausystems ausgebentet, so daß der Bau einer kostspieligen Eisenbahn von Vivi nach Stanleypool ebenso sehr eine handels- wirthschaftliche wie politische Nothwendigkeit wurde, um zu neuen Produkten, zu neuen Ein- nahmen zu gelangen. Jene alten silberhaarigen Kaufleute des Kongo, welche im verbotenen Sklavenhandel mit Be- dauern eine gule Einnahmequelle hatten da- hinscheiden sehen, noch jetzt träumend von den entflohenen goldenen Zeiten sprechen und den für einen unpraltischen Idealisten erklärten, der sich mißbilligend über diese Art des Handels zu äußern wagte, sie waren am meisten durch die Neugeslaltung der Dinge betroffen, und das um so mehr, als gerade damals die nach dem Sklavenhandel zur Geltung gekommene Aera des „legitimen“ Handels, der immer noch seine erklecklichen Prozente abwarf, sich ebensalls dem Untergange zuzuneigen schien. Diese Männer der alten Schule saßen hrollend über die Welt und die neue Regierung, welch letztere ihnen