ein Gesetz verfügen würden, welches mangels geeigneter Ueberwachung einfach auf dem Pa- pier stände und zur Förderung unserer Anto- rität nicht beitragen würde. Nur allmälig wird man die Eingeborenen, etwa familien- weise, ermuntern und ihnen gestatten, die an- fänglich baar zu entrichtende Familiensteuer abzuarbeiten; ist dieser Modus gefunden, dann erst wird eine Kopfsteuer ohne Unterschied einzuführen sein, die Jeden trifft und ihm im Unvermögensfalle die Aupflanzung einer gewissen Anzahl von näher anzugebenden Objekten auserlegt. Der Neger ist von Natur aus bekanntlich habgierig und direkte Leistungen aus seinem Beutel, ohne dafür ein Aequivalent mit einigen Hundert Prozent Verdienst zu erhalten, sind ihm sehr unangenehm, namentlich nachdem die große Masse der Küstenbevölkerung die Nütz- lichkeit, um nicht zu sagen Nothwendigkeit, einer Negierung nicht nur nicht einsieht, sondern ihr ablehnend gegenüber sieht: das kann für den, welcher die Negerart studirt, keinem Zweifel unterliegen, ganz abgesehen von den dieses bestätigenden Thatsachen. Aus diesem Grunde ist es wahrscheinlich, daß die Familienväter, welche für ihre zahlrcichen Weiber und Sklaven eine baare Steuer be- zahlen sollen, mit Freuden die Gelegenhcit ergreisen werden, dieselbe durch ihre Familien- mitglieder abarbeilen zu lassen. Dadurch wird ihr Säckel nicht in Anspruch genommen, und sie haben die Aussicht, später obenein an ihren Plantagen zu verdienen. Ja, dieselben werden dem Staat noch dankbar sein, daß er sie, das heißt ihre sonst so faulen Sklaven, zwingt, für sie die Farmen anzulegen, wozu sie die- selben aus sich in dem Maßstabe, wie wir es wollen und sie es auch nicht ungern sehen, niemals bringen werden. Oder hätten die Häuptlinge in Kamerun, diese großen Kings, jemals auch nur einen Spatenstich thun lassen, wenn das Gonvernement es wollte? Die durch die Dualladörfer führende große Landstraße, die großen Landungswege, alle diese Arbeiten mußte das Gonvernement mit großen Kosten und eigenen Leuten aus- führen, trotz der ernstlichsten Versuche, die Eingeborenen dafür zu gewinnen. Direkt be- sohlener Plantagenbau wird zu zahllosen Pa- lavern Anlaß geben. Anders aber, wenn der- selbe an Stelle einer andern, noch unangenehmer empfundenen Leistung tritt. Die baare Steuer wird sich eintreiben lassen; der einzelne zur Zahlung verpflichtete Hausvorstand ist bald hesaßt. Als echter Händler aber wird er die beiden Uebel, Steuer und Plantagen- arbeit, miteinander abwägen und sich freuen, 183 — zur Abarbeitung zugelassen zu werden, denn darin liegt der Gewinn für ihn. Schließlich bemerke ich noch, daß der Neger nicht in dem Sinne faul ist, wie man gewöhn- lich behauptet. Ein Dualla wäre thöricht, wenn er zur Zeit etwas anderes thun wollte, wie den einträglichen Zwischenhandel treiben, jeder Mensch strebt eben danach, auf schnellste und bequemste Weise seine Interessen, nament- lich wenn es sich im Handel um das liebe Geld handelt, zu erreichen. Hat aber erst einmal der mit so überaus billigen Arbeits- krästen — Sklaven, Weiber! — arbeitende Neger den für ihn bedeutenden Werth einer rationell angelegten Plantage begrisfen, dann werden sich, wie erst einer, alsbald Hunderte dazu drängen, ohne Prämien und dergleichen. Zudem sollen ja dic einzelnen Plantagen nicht so übermäßig groß angelegt werden, daß die- selben die Kräfte einer Familie vollständig ab- sorbiren. Hier heißt cs auch wieder: Die Menge muß es bringen und wofern sie es nur bringt, ist dem Staatsinteresse vollkommen Genüge gethan. Man muß übrigens nicht denken, daß die durch die Neger verrichteten Arbeiten wenig Mühe verursachen. Die Farmen nehmen einen ansehnlichen Theil der Arbeits- kraft der Bevölkerung in Anspruch. Die Oel- bereitung erfordert einheitliches Zusammen= arbeiten ganzer Verbände, die Gummibereitung ist überhaupt nur möglich, wenn sich viele billige Hände regen, ein Beweis, daß der Neger nur erst wissen muß, wo der Profit steckt, dann geht er schon heran an ihm vorher fremde Beschäftigungen. Oder haben wir hier oben nicht schon die Eingeborenen in militä- rischem Drill geübt, eine Arbeit für sic, deren späteren Nutzen sie vielleicht noch weniger schnell begreifen, wie den Anbau von Kakao. Wie schon bemerkt, soll die Plantagen- wirthschaft der Schwarzen unter staatlicher Auf- sicht und mit staatlicher Unterstützung betrieben werden, insofern die Regierung Saalpflanzen unentgeltlich hergiebt oder Werlzeuge zur leih- weisen Benußung überläßt. Plantageninspektoren haben sich von dem Gang und Stand der Plantagen der Einge- borenen zu überzeugen, nachdem ihre Belehrung und Anordnungen in dieser Hinsicht voraus- gegangen sind. Um stets die erforderlichen Saatpflanzen vorräthig haben zu können, sind an geeigneten Stellen Baumschulen von Kalao, Kassee und anderen geeignet erscheinenden Kolonialprodukten anzulegen, wobei zu gleicher Zeit die Aufmerksamkeit auf Ausbildung schwarzer Gehülsen zu richten ist. Der um- fassende und vorausschauende Geist eines Soden hat auch in dieser Hinsicht schon der noch fern