— 308 — Stunden in Anspruch. Während des ganzen Tages regnete es in Strömen, der Weg war zum großen Theil unter Wasser gesetzt. Abends um 5 Uhr wurde zwischen den Dörfern Poli und Luhamba Lager bezogen. Die Träger, welche mit ihren Lasten nicht hatten folgen können, nächtigten in Poli oder unterwegs. Auch am nächsten Tage mußte bei starkem Regen durch eine überschwemmte Grasebene marschirt werden, und wurde nach siebenstündi- gem Marsche Luhamba erreicht. Dieses Dorf ist eines der vielen zu Tununguno gehörigen Dörsfer. In der Nacht vom 6. auf den 7. März hatte es wieder stark geregnet, so daß der Kinganifluß die hier befindliche Brücke (Baum- stamm) weggerissen hatte. Ich mußte daher den anderen Weg einschlagen, der nach der französischen Mission führt, woselbst eine Furth vorhanden ist. Dieser Weg führt durch zwei kleine Bäche, den Mgobeta und Mtschemesi, welche gewöhnlich nur sehr wenig Wasser haben, an diesem Tage aber, infolge der starken Nie- derschläge, stark angeschwollen waren. Ueber den ersteren ließ ich mit Baumstämmen einen Steg bauen, auf welchem der Ucbergang rasch erfolgte. Dagegen war der Uebergang über den Mtschemesi sehr schwierig und zeitraubend. Ein Steg konnte über denselben nicht gelegt werden, da in der Nähe keine geeigneten Bäume vorhanden sind; der schon vorhandene Baum- stamm aber lag unter Wasser, und schoß dieses mit großer Gewalt darüber hinweg. Beim Uebergang ertrank ein Sudanese. Die von mehreren Seiten unternommenen Rettungsver- suche blieben erfolglos, und wäre Lientenant Johannes hierbei beinahe selbst ertrunken, auch konnte der Leichnam des Sndanesen nicht ge- sunden werden. Nachmittags um 2 Uhr bezog ich am linken User des Kinganiflusses in der Nähe des Dorfes Mhalaka, gegenüber der französischen Mission Lager. Der Marsch von Luhamba bis dahin, welcher unter normalen Verhälktnissen eine Stunde dauert, hatte an diesem Tage sieben Stunden in Anspruch genommen. Tununguo, eine kleinc Landschaft, liegt in einem fruchtbaren, reich bewässerten Thale, die Bewohner sind fleißig und zutraulich, die Felder sind in gutem, wohlgepflegten Zustande. Man sollte meinen, hier müßte Wohlhabenheit herr- schen. Doch hat bis jetzt hier, in Folge der häufigen Mafiti-Einfälle, keine Sicherheit des Besitzes bestanden, die Bewohner waren meist veranlaßt, ihre Ernten preiszugeben, um ihr nacktes Leben zu retten, und wenn sie zurück- kamen, fanden sie ihre Ernten entweder zerstört oder verdorben. So kommt es, daß hier, trotz# der schönen Mais= und Mtamafelder Hungers- noth herrscht. Es ist daher begreiflich, daß die Leute sich freuten, als ich ihnen mittheilte, daß in Kisaki eine Station angelegt werde und daß sie von den Mafitis nicht mehr belästigt wer- den würden. Am Morgen des 8. März war der Wasser- stand des Kingani um drei bis vier Meter höher, wie am vorhergehenden Tage, da es während der ganzen Nacht stark geregnet hatte. Da cs eine andere Uebergangsstelle nicht giebt, so war ich gezwungen, das Fallen des Flusses hier abzuwarten. Ich wollte ein Floß zimmern lassen, um auf diesem überzusetzen, doch er- wiesen sich sämmtliche vorhandenen Holzarten als zu schwer und sanken im Wasser unter; auch versuchte ich es mit dem Bau einer noth- dürftigen Bockbrücke, derselbe gelang bis auf 25 m, doch erwies er sich in seiner leßten Strecke, wegen der großen Stromgeschwindigkeit als mit den vorhandenen Mitteln unausführbar. Erst am 15. März war das Wasser so weit gefallen, daß der Uebergang am Nach- mittag diceses Tages ausgeführt werden konnte. Das Wasser reichte noch bis an die Brust. Am andern Ufer wurde Lager bezogen. Das lange Lagern in der durch die Regen- güsse vollständig versumpften Flußniederung hatte zahlreiche Erkrankungen zur Folge. Von den farbigen Mannschaften mußten drei als nicht transportfähig in der französischen Mission in Tununguo zurückgelassen werden. Viele Andere konnten nur mit Mühe und langsam folgen. Von den Trägern entliefen von Tu- nunguo aus, des langen Wartens müde, viel- leicht auch, weil es nicht viel zu essen gab oder weil sie Angst vor einem etwaigen Zusammen- treffen mit den Mafitis hatten, der größte Theil. Nur 30 blieben übrig, welche sofort in Ge- wahrsam genommen wurden. Das Anwerben neuer Träger fiel jedoch hier nicht schwer, da die Gegend überhaupt sehr bevölkert ist, vielc Leute ohnedies gern nach Kisaki mitgingen, um bei dieser Gelegenheit wieder in den Besitz ihrer von den Mafitis geraubten Verwandten zu kommen; auch waren die Lasten durch Ver- brauch und durch Verderben infolge des vielen Regens bedentend zusammengeschmolzen. Der in der Kiepert'schen Karte punktirt ge- zeichnete Nufu (Kingani) ist, sowohl was Breite wie Tiefe anbelangt, weit bedeutender als die Flüsse Mgeta, Ngasi und Dutumi; nach der Karte könnie leicht der Mgcta als Hauptfluß angesehen werden. Am 16. März marschirte ich Morgens mit Tagesanbruch von Tunungno ab. Der nächste Weg nach Kisaki führt von da über Tulo nach Kisaki, doch konnte dieser wegen Ueberschwem-