mit 10 Mann; auch stellte der Wali sofort 40 Bewaffnete in die Nähe der Station. Wir hatten außer den Regulären noch etwa 20 mit Mausergewehren bewaffnete zuverlässige Leute. In Ipuli angekommen, schwärmten wir vor der einen Front der etwa 100 m im Quadrat messenden Tembe aus und eröffneten das Gefecht mit Geschützfeuer auf verschiedene Theile der Tembe. Hierauf stürmten wir von der rechten Flanke, indem wir uns einzeln auf das Dach heben ließen, von wo wir ein wirk- sames Feuer auf die im ersten Dorfring befind- lichen Waniamwezi eröffneten, die sich in die innere Tembe zurückzogen. In diesem Moment wurden wir von einem Schwarme von 100 Ge- wehrlrägern von außen angegriffen, welche aus den benachbarten Ortschaften kamen, doch er- hielten dieselben ein derartiges Kreuzfeuer von uns vom Dache und von den Bedeckungs- mannschaften des Geschützes, daß sie mit be- deutendem Verluste flohen. Die Vertheidiger des zweiten Ringes, durch die im ersten Ring angezündeten Hütten belästigt, flohen nun ebenfalls in die Felder, so daß nach zwei- stündigem Gefecht das ganze Dorf in unseren Händen war. Einzelne Waniamwezi-Schützen hatten sich noch in den Häusern versieckt, wurden aber herausgestöbert. Unsere Verluste sind nur gering: es wurden im Ganzen vier Sudanesen und einige Ir- reguläre durch Schüsse und Speerstiche ver- wundet. Als dem Sudanesen Faragallah Dia durch einen Schuß zwei Finger der linlen Hand zerschmettert wurden, schwenkte er die zerschossene Hand in der Lust und rief auf deutsch: „Schadet nichts, ich bin deutscher Soldat!“ Die Haltung der Soldaten war gut, sie lnallten nicht sinnlos herum, sondern sparten Munition, so daß durchschnittlich pro Kopf 30 Patronen verschossen wurden. Ueber die Sklavenausfuhr in GOstafrika und die Behandlung befreiter Sklaven entnehmen wir einem Berichte des Freiherrn v. Soden Folgendes: Die Sklavenausfuhr ist in letzter Zeit, be- sonders im Süden unseres Schutzgebictes, wieder mit ganz besonderer Frechheit betrieben worden. Die Länge und nakürliche Beschaffenheit unserer Küste machen ihre Beaussichtigung an sich 359 schon schwicrig; diese Schwierigleiten werden erhöht durch die Knappheit der für eine wirk- same Ueberwachung zu Gebote slehenden Mittel. | Trohdem ist es schon mehrfach gelungen, sowohl! Karawanen wie auch Dhaus abzufassen, die mitgeführten Sklaven zu befreien und die Führer zur Verantwortung zu ziehen. Besondere Schwierigkeiten verursacht die Unterbringung und Beschäftigung der in Frei- heit gesetzten Sklaven. Für die Kinder findet sich bislang noch eine Unterkunft in den Missio- nen; ob dies auf die Dauer der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls fallen die Erwachsenen schon zur Zeil dem Gouvernement zur Last, dem für Befreiung von Sklaven nicht mehr als 30 000 Mk. zur Verfügung stehen. Daß mit dieser Summe nicht viel erreicht werden kann, bedarf wohl keiner weiteren Aus- führung. Aus den befreiten Sklaven irgend einen nennenswerthen Nutzen zu ziehen, woraus die Unterbringungs= und Unterhaltungskosten gedeckt werden könnten, ist nicht angängig. Denn erstens sind die Leute körperlich meist wenig leistungsfähig, sodann haben sie weder arbeiten gelernt noch haben sie Lust dazu. Es bedarf also europäischer Beaufsichtigung und Auleilung, deren Kosten mit den Leistungen dieser Leute wieder in keinem Verhältniß siehen. Endlich sind derarlige Arbeiten, wo- bei elwa befreite Sklaven zu verwenden wären, wie beispielshalber Straßenbauten, doch immer noch mit anderem Aufwand als dem bloß physischer Kräfte verbunden, und zu diesem Aufwande sind gleichfalls keine Mittel vorge- sehen. Dabei sind solche Sklaven mit Vorsicht zu behandeln, d. h. es darf von ihnen zunächst überhaupt nicht zu viel verlangt werden, damit sie die arabische Knechtschaft nicht der euro- päischen Freiheit vorziehen. Sie einfach zu befreien und dann laufen zu lassen, hat ande- rerseits auch keinen Sinn, denn sie würden dann bloß von Neuem den Sklavenhändlern in die Hände fallen und das nächste Mal am Ende gar nicht mehr befreit werden wollen. Eines der wirksamsten Mittel, dem Sklaven- raub zu slteuern, muß darin liegen, dem Handel mit Stklaven die Absaßgebiete zu nehmen. Der Absatz innerhalb unserer Grenzen ist doch immerhin beschränkt, und an der Küste wenigstens der damit verbundene Gewinn schon heut bei der bestehenden Rechtspraxis, wonach sich jeder Sklave slets ohne besondere Schwierigkeit selbst die Freiheit geben kann, höchst illusorisch. Das Verlockende für den Sklavenjäger ist und bleibt somit die Ausfuhr und die Verwerthung im Auslande. Diese nach Kräften zu verhin- dern, muß das Bestreben einer zugleich pral- tischen und humanen Kolonialpolitik sein.