— 440 — see erforschen und dabei die Möglichleit der Herstellung einer besseren und kürzeren Ver- kehrsstraße zwischen der Küste und dem Viktoria- see als diejenige über Mpwapwa—Tabora ist, ermitteln. Als Entgelt für den geleisteten Zuschuß sollte die Expedition zugleich die Ver- hältisse für die etwaige Fortführung der projektirten Eisenbahn Tanga — Korogwe nach dem Viktoriasee einerseits, nach Tabora anderer- seits klarlegen. Die Vorbereitungen zu dieser Expedition nahmen unter der umsichtigen und sachver- ständigen Leitung des Dr. Baumann einen schnellen Fortgang. Die Anwerbung von Sol- daten und Trägern erfolgte ohne erhebliche Schwierigkeiten, so daß Ir. Baumann am 15. Januar, dem feslgeseßtzten Termin, mit 25 Soldaten und 175 Trägern, 1 Kameecl und einer Anzahl Lasteseln von Tanga ins Imnere abmarschiren konnte. Ungleich schwieriger gestaltete sich die In- gangsetzung der von der Petersstiftung begon- nenen und dem Afsrikareisenden Oscar Bor- chert übertragenen Expedition. Zunächst ließ die nähere Prüfung des Dampferprojekts der Petersstiflung dessen Aus- führbarkeit beziehungsweise Zweckmäßigkeit sehr zweifelhaft erscheinen. Die Petersstiftung hatte beabsichtigt, zu dem Dampfer nur das eiserne Gestell in Deutschland herstellen und zum Viktoriasee transportiren und die Beplankung und Ausbauung erst mit Holz am See vor- nehmen zu lassen. welcher Art das am Sce vorkommende Holz ist, diese Kenntmiß aber für die Konstruktion des Schiffskörpers wesentlich ist, so mußte das Prosekt fallen gelassen werden. Die Neube- arbeitung des Projekts, welche in engerer Aus- schreibung erfolgte und dann von einer Sach- verständigenkommission, bestehend aus den Herren Schiffsbauingenieur Timm zu Ham- burg, Schiffswerftdirektor Zimmermann und Marinebauinspektor Rudloff in Kiel begut- achtet wurde, ergab, daß der Dampfer zur Verschickung nach Ostafrika vor dem Frühjahr 1892 nicht fertiggestellt werden konnte. Es wurde deshalb beschlossen, daß Oscar Vorchert zunächst mit einer Vorexpedition nach dem Viktoriasee abgehen, daselbst nach Errichtung einer Schiffswerft mit dem Bau von Segel- schiffen beginnen und dann mit den für den Transport des Dampfers nothwendigen Trä- gern im Sommer 1892 nach der Küste wieder hinuntergehen sollte, um den bis dahin fertig- gestellten Dampfer abzuholen. Oscar Borchert wurde Ende August 1891 beauftragt, die Vorbereitungen für diese Vor- . truppe der Expedition anzuwerben. Da nicht bekannt war, expedition so schleunig zu treffen, daß dieselbe mit dem im Anfang Oktober fälligen Dampfer der deutschen Ostafrikalinie nach Ostafrika abgehen konnte. Dort die erforderlichen Träger anzuwerben, wurde Kurt Toeppen von Oscar Borchert bereits mit dem September-Dampfer der deutschen Linie nach Ostafrika gesendet, die Fertigstellung der Aus- rüstung gelang ihm bis zum Oktober jedoch nicht. Nur Graf Schweiniß, der erste Osfizier seiner Expedition, ging im Oktober hinaus, um in Aden Somalis für die Schutz- Die Aus- rüstung folgte mit fünf Schiffshandwerkern, welche beim Schiffsbau am Viktoriasee Ver- wendung finden sollten, und dem zweiten Offi- zier der Expedition, Lieutenant Lutteroth, welch' letzterer zugleich den Auftrag hatte, noch eine Anzahl Sudanesen in Massauah für die Schutztruppe anzuwerben, mit dem November= Dampfer, während Oscar Borchert Deutsch- land erst Aufang Dezember verließ. Er ver- mochte jedoch mit den Vorbereitungen zum Aufbruch seiner Expedition nicht rechtzeitig fertig zu werden, so daß der Abmarsch von Baga- moyo erst am 2. März 1892 erfolgte, als der Beginn der großen Regenzeit unmittelbar vor der Thür stand. Da Lieutenant Lutteroth infolge einer Augenverletzung aus der Expe- dition ausgeschieden war, hatte Oscar Bor- chert bei der Expedition den Grasen Schweinitz als einzigen Offizier; außerdem an Europäern den mit den ostafrikanischen Verhältnissen be- reits vertrauten Rechnungsführer Wiegand und fünf Schiffshandwerker. Seine Schut- truppe umfaßte, nachdem mehrere Entlassungen stattgefunden hatten, beim Abmarsch noch 41 So- malis und 21 Sudanesen, welche sämmtlich mit Repetirgewehren bewaffnet waren. Außerdem führte er ein der Expedition von Herrn Friedrich Krupp in Essen geschenktes 3,7 cm Schnell- senergeschütz mit sich. Die Wiederaufnahme des Wissmann-Dampfer- unternehmens, welche nach Rückkehr des Majors v. Wissmann mit den Ersatzmannschaften für die Schutztruppe nach Ostafrika in Aussicht genommen war, hatte durch die schwere Erkrankung des Majors in Aegypten einen unerwarteten mehrmonatlichen Aufschub erfahren. Der Zug Emin Paschas durch das Hinterland des Viktoriasees und die Anlage der Stationen des Reichs an diesem See hatten unterdessen den Sklavenjagden und dem Sklavenhandel in jenen Gebieten so erfolgreich entgegengearbeitet, während das Unwesen der Sllavenjäger am Tanganyika und Nyassa in so erschreckender Weise zunahm, daß die Aus- führungskommission des deutschen Antisklaverei=