Ueber seine in Begleitung Emin paschas unternommene Expedition berichtet Dr. Stuhlmann Folgendes: Am 1. April 1891 verließ ich Kafuro in Karagne, um auf Befehl des Expeditionschefs diesem nach Nordwest zu folgen, und traf am 6. April abends in Kavingo am Kagera bei ihm ein. Am folgenden Tage bheilte er mir mit, daß er Verbindungen mit Mpöroro an- geknüpft habe und bereit sei, den Kagera zu überschreiten. Er habe zwar Nachrichten von der Küste erhalten, wonach gewünscht würde, daß er am Südende des Victoria Nyansas eine Station baue und daß er später, wenn er mit allen Chefs Freund schaft geschlossen, zur Küste komme. Er sei aber der Meinung, daß wir jetzt, wo wir vor Schwierigkeiten ständen, des Ansehens der Flagge wegen nicht zurückgehen dürsten, da alles schon angeordnet sei, daß zweitens er 522 von dem Südende des Sees aus keine Freund- schaft schließen könne, sondern daß er die Stämme selbst besuchen müsse, daß endlich er fast sichere Nachrichten hätte, seine alten Su- danesen scien im Süden des Albert Edward- Es handelte sich demnach zunächst um einen Westmarsch in der Nähe unserer Nordgrenze, da die Königin von Mpöroro, Njavingi, welche wir aufsuchen mußten, damals vorüber- gehend nördlich vom 1. Grad nördl. Br. wohnte. (Jetzt wohnt sie auf deutschem Gebiet.) Se. Exc. Dr. Emin Pascha wollte, wenn irgend möglich, an der Nordwestecke des deutschen Gebietes eine Station errichten. Als wir jedoch dort in der Nähe, an der Südwestecke des Albert Edward-Sees angekommen waren, stellte es sich heraus, daß die „Fremden“ zu einer Razzia der Manyema-Sklavenjäger gehört hatten und daß die Sudanesen nördlich von hier sein sollten. Der Pascha fragte mich, ob ich bereit sei, ihm nach Norden zu folgen, er selbst ginge jedensalls. Da ich nun an der Küste speziell für die Expedition des Paschas engagirt war, da mir ferner Herr Major v. Wissmann bei meinem Engagement mündlich gesagt hatte, ich würde wahrscheinlich an den Ruwenzori-Schnee- berg und in die großen Wälder kommen, und da ich selbst endlich niemals, weder mündlich noch schriftlich, andere Instruktionen erhalten hatte, als daß ich zur Expedition des Paschas gehöre, so glaubte ich ihm unbedingt folgen zu müssen, zumal mir seine Pläne, nach meinem Begriffe, im Interesse der Kolonie zu liegen schienen. Er wollte möglichst sich eine Anzahl Sudanesen sichern, um dann, wenn die Um- stände günstig waren, nach Westen vorzustoßen. Niemals ist die Rede davon gewesen, in die Aequatorialprovinz zu gehen. Auf dem Rückmarsch erreichte ich den Süd- wesipunkt des Albert Edward-Sees am 26. Ja- nuar 1892, die noch nicht festgelegte Nord- westecke des deutschen Gebietes 2 bis 3 Tage später. Ich war demnach 8⅛½ Monate ab- wesend. Die Verbindung mit der Küste war, wie Dr. Stuhlmann bemerkt, während der ganzen Expedition nur sehr schwer aufrecht zu erhalten. Namentlich war es während des letzten Theils derselben kaum möglich, Briese zur Küste gelangen zu lassen oder solche von dort zu bekommen. Mit Bezug auf die Verwendbarkeit der Dromedare für den Postdienst im deutschen Schutzgebiete von LSüdwestafrika berichtet Hauptmann v. Frangois: Die der Truppe im Juni 1891 übersandten 10 Dromedare sind von mir auf Reisen in den verschiedensten Theilen des Schutgebietes zur Beförderung des Gepäcks der Mannschaften und für den Postpacketdienst zwischen Walfisch- bai und Windhoek verwandt worden. In den trockensten wie in den feuchtesten Klimaten blieben sie gleich leistungsfähig. Von Krank- heiten der Rinder, wie Lungenseuche, Blut- seuche und Gallenentzündung, sind sie verschont geblieben, ebenso von der in der Zeit des jungen Grases grassirenden Pferdekrankheit. Im Ertragen von Durst und Hunger über- trafen sie selbst das Damara-Rind. Auf dem Wege von Lehntitang nach Geinab blieben sie sechs Tage ohne Wasser und zeigten am siebenten Tage in Geinab keinc besondere Gier danach. Die Marschgeschwindigkeit entspricht bei einer Belastung von 250 Pfund der des Ochsenwagens, also etwa 4000 bis 4200 m in der Stunde. Sie bleibt danernd dieselbe, während man bei dem Ochsenwagen nach den ersten Stunden eine Verlangsamung feststellen kann. In der steinigen Randerhebung des südlichen Namalandes waren die sechs von mir mitgenommenen Dromedare die cinzigen Thiere, die nicht fußkrank wurden. Die unbe- schlagenen Pferde mußten geführt und den Zugochsen mußten, um den Wagen weiter zu befördern, Schuhe angelegt werden. In Gegenden, wo es an Wasser und Weide fehlt, wo ausgedehnte Dünen oder tief eingeschnittene Wasserrinnen die Gegend durch-