— 542 durchzog, in dem reichen Gebiet von Buiti, in Kibindo (Daluni) und in der Ebene von Kitiwa, unterhalb Mlalo. Die Haltung der Bevöllerung in den sämmtlichen Gebieten war, nachdem die erste Schen überwunden, eine durchaus ent- gegenkommende und bescheidene. Diese Stämme hier sind von jeher den Naubzügen der Massais und Wateita ausgesetzt gewesen, welche auch in diesem Monat noch in der Umgebung von Moa- geplündert haben, und sie heißen demnach, wie mir scheint, mit aufrichtiger Freude die deutsche Schutherrschaft willkommen. Ethnographisch ist die Bevölkerung in diesen nördlichen Grenzgebielen aus sehr verschieden- artigen Stämmen zusammengesetzt. Die Wa- digo sind, glaube ich, mit den Wapokomo am Tana nahe verwandt. In Buiti besteht die vorherrschende Nasse aus den intelligenten und auch lulturell höher stehenden Wasegeju, mit deren Häuptling Vege ich vornehmlich freund- schaftliche Beziehung angelnüpst habe. Dancben sitzen Wadigo, Wasambara (oder wie sie sich selbst neunen Washambaa) und Wateita. In der Ebene von Kitiwo, besonders in Makan- gala und Mgalo, wo ich unsere Flagge hißte, befindet sich eine Kolonie von Walamba, wäh- rend hier oben in Mlalo wiederum Wasambara unter dem Häuplling Sikinyasi sitzen. Was die wirthschaftliche Eigenart dieses nördlichen Grenzgebietes anbetrifft, so besteht der größere Theil desselben aus der trockenen unfruchtbaren Nyika, welche vom Umba durch- flossen wird, und in welche die Ausläuser des Usambarablocks fransenartig hinabsallen. Diese Nyila wird durchwegs aus einem rothen Laterit geformt und stellt größtentheils Vuschsteppe dar, welche nur hin und wieder in Baumsteppe übergeht. Am mittleren Umba sollen, wie ich hier ersahre, sich einige armselige Wadigo- ansiedelungen befinden; im übrigen ist die Nyila unbewohnt. Von ihr aus gesehen, heben sich die Gipfel von Usambara schrosf und pittoresk hervor, indeß können sie sich in Bezug aus ihre Kulturfähigkeit sicherlich mit den südlichen Abhängen von Usambara nicht vergleichen. Sie sind trocken und kahl und infolge dessen auch sast durchweg ohne Anpflanzungen. Wie eine üppige Oase in diesem Gebiet slicht die breite Bucht von Buiti mit ihren Bergabhängen her- vor. Ich schäbe dieselbe auf drei bis vier Quadratmeilen Flächeninhalt. Hier gelangen zahlreiche Bäche von den Abhängen in die Ebene, und der Boden stellt einen schwarzen, üppigen Humus dar. Hier ist demnach die ganze Landschaft auch gut angebaut. Bohnen- felder wechseln mit Mtama, Mais, Zuckerrohr, Tabak, Bataten und Mhogo ab, und in der ganzen breiten Senkung sieht man von der Höhe aus auf die malerischen Wipfel der Kokosnußpalmen. Auch die Abhänge sind feucht und fruchtbar und demgemäß gut bevölkert. Insbesondere beehre ich mich, ganz gehorsamst auf das kleine Bergland von Tshaua hinzu- weisen, welches Buiti im Osten vorgelagert ist, und welches ich Anfang April d. J. durchzog. Hier und in der breiten Thalsenkung zwischen Maramba und Tshaua findet man einen in Ostafrika sonst seltenen herrlichen Hochwald, der stets als das Zeichen guten Vodens be- trachtet werden darf. Die Erde ist schwarz und feucht, und die Abhänge des Tshaua- gebirgsstocks bieten Gelegenheit für kühle und wohl auch gesunde Wohnungsanlagen. Dabei ist dies Gebiet merkwürdigerweise noch fast gar nicht besiedelt — nur am Westabhange von Tshana befindet sich seit mehreren Jahren einc kleine Washambaaansiedelung. Da man in diesen Landstrich von Amboni aus, den Sige- fluß aufwärts, in einem starken Tagemarsch gelangen kann, so glaube ich, denselben für deutsche Plantagenunternehmungen empfehlen zu können. Als zweites fruchtbares Gebiet in diesen Grenzgegenden muß Mlalo genannt werden. Dasselbe mag 1½⅛ bis 2 Quadratmeilen um- fassen. Mlalo, wenn man den schwierigen Aufstieg von der Kitiwoebene aus vollzogen hat, erinnert in seiner geschwungenen Higel- formation und seiner reichen Bewässerung an das üppige Kiluju, wiewohl es erheblich nie- driger liegt — es ist im Durchschnitt chwa 1000 m über dem Meeresspiegel, nicht 1400 m, wie man nach der Baumannschen Karte anzu- nehmen gencigt sein lönnte. Mlalo ist das eigentliche Quellgebiet des Umbaflusses. Hier bringt der Boden, nach der Aussage der hie- sigen Missionarc, schlechterdings Alles. Das Thermometer sinkt des Nachts bis auf 10° C., und ich glaube mit den Missionaren, daß das Land auch fieberfrei ist. Die Anlage der evangelischen Missionsgesellschaft für Ostafrilu hier, welche unter der Leitung des Herrn Pastors Wohlrab steht, macht einen sehr guten Ein- druck. Trotzdem hier erst ein Jahr gearbeitet ist, sind vom Herrn Gärtner Holst tüchtige, praktische Ergebnisse erzielt worden, und ich bin überzeugt, daß die Station sehr bald den An- lagen der katholischen Mission in Mrogo eben- bürtig sein wird. Dabei ist die Bevölkerung durchaus friedlich, und, wie die Missionare mittheilen, auch zur Arbeit geneigt. Einer Planutagenanlage deutscherseits wird allerdings für lange, absehbare Zeit die Transportfrage nach der Küste entgegenstehen. ier in Mlalo erwarte ich nunmehr meinen britischen Kollegen, um mit ihm gemeinschaftlich