— 596 — bestehen, nimmt dauernd einen großen Theil der Arbeitszeit der Beamten des botanischen Museums und Gartens in Anspruch. Von lebenden Pflauzen oder Samen sind seil dem Bestehen der botanischen Centralstelle nur unbedentende Sendungen aus Ost= und Südwestafrika eingetroffen. Es ist dies um so mehr zu bedauern, als den botanischen Gärten zu Kew, Paris, Coimbra aus den englischen, französischen und portugiesischen Kolonien fortdauernd neue Pflanzen zugeführt werden. Solange aber der Berliner bolanische Garten nicht mit zweckmäßigen Gewächs häusern ausgestattet wird, ist derselbe auch kaum in der Lage, neue Einführungen in größerer Zahl aufzunehmen. Reichen doch die vorhandenen Gewächshäuser nicht einmal aus, um die so werthvollen ktropischen Nutz- pflanzen, deren Kenntniß für alle in die Tropen gehenden Beamten von Wichtigkeit ist, zu kräftiger Entwickelung zu bringen. Bei dem Einsammeln von Sämereien wird von vielen Sammlern, soweit sie nicht botanisch geschult sind, immer noch unter- lassen, die Pflanzen, von denen dieselben stammen, mit aufzunehmen und im getrockneten Zustande einzusenden. Sämercien, ohne die dazu gehörigen Stammpstanzen, wenn nicht der Sammler den Namen derselben kennt, sind fast werthlos. Wenn auch der Same in der Kultur sich entwickelt hat und die Pflanze gut gedeiht, so vergehen doch oft viele Jahre, ehe dieselbe zum Blühen kommt, und solange dies nicht der Fall ist, ist es aus- geschlossen, den Namen der Pstanzen festzustellen, bezw. zu erkennen, ob es sich um eine neue Art handelt, und folglich ist es dann auch nicht möglich, über den Werth und die Nutzbarkeit des Objektes ein Urtheil abzugeben. Ueber die in den letzten Jahren, zum Theil noch vor Gründung der Centralstelle, an den botanischen Garten gelangten lebenden Pflanzen und Sämereien giebt Anlage □ Auskunft. An getrocknetem oder in Alkohol konservirtem Pflanzenmaterial sind seit dem Beslehen der botanischen Centralstelle hauptsächlich nur von I)#r. Preuß und Dr. Büttner Sendungen eingegangen, während die reichhaltigen und werthvollen Herbarsammlungen Dr. Stuhl= manns zunächst an Professor Schweinfurth gelangt find und von diesem dem botanischen Museum behufs wissenschaftlicher Verwerthung zur Verfügung gestellt werden. Aus Anlage D ist die Anzahl der eingegangenen und im botanischen Museum auf- bewahrten Pflanzen bezw. einzelner Theile derselben ersichtlich. Leider ist diese Anzahl im Vergleich zu der von Sammlern in anderen Tropengegenden ausgenommenen oder z. B. zu den dem Herbarium zu Kew aus den englischen Kolonicn gesandten Pflanzen eine äußerst geringe. Es kann nicht genug betont werden, daß die Grundlage aller Thätigkeit der botanischen Centralstelle reichhaltige Pflanzensammlungen sind. Es handelt sich dabei nicht nur darum, daß möglichst verschiedene Arten aus verschiedenen Gegenden zusammengebracht werden, sondern fast ebenso wichtig ist es, daß jede Art in einer möglichst großen Anzahl ausgenommen wird; diese letztere Forderung ist leider von den Sammlern bisher nur in ganz geringem Maße besolgt worden. Nur durch reichliche Doubletten ist es für die botanische Centralstelle möglich, sich auf dem Wege des Tausches mit den botanischen Instituten anderer Staaten in den Besitz des zu den wissenschaftlichen Untersuchungen durchaus nothwendigen Vergleichsmaterials zu setzen. Besonders ist es das Herbarium zu Kew, welches durch seine reichen Pflanzenschälze aus dem tropischen Afrika von hervorragender Bedentung ist; dasselbe giebt bereitwillig Doubletten auch an die botanische Centralstelle ab in der Erwartung, daß es dafür Pflanzen aus den Deutschen Kolonien erhält. Ein anderer Uebelstand, der den Werth der eingesandten Pflanzen stark beeinträchtigt, liegt darin, daß die Mehrzahl der Sammler botanisch nicht genügend geschult ist, um die Anforderungen zu kennen, welche an ein wissenschaftlich verwerthbares pflanzliches Objekt geslellt werden müssen. Meist werden die Pflanzen in zu kleinen und dürstigen Fragmenten ausgenommen, häufig ohne Blüthen und Früchte, so daß die wissenschaftliche Bestlimmung entweder sehr erschwert oder