Es scheint sich dadurch leider zu bestätigen, daß die Sulus, deren Brauchbarkeit sicts eine sehr streitige Frage war, sich nicht bewährt haben. Sie werden jeßt, zumal ihr ursprüng- licher Kontrakt zu Ende ist, wieder nach Hause geschickt werden. Ich bemerke, daß indessen weitere im Uebrigen aber noch nicht beglaubigte Berichte aus dem Innern eingetroffen sind, wonach Lieutenant Prince oder Dr. Arning die abziehenden Wahehe eingcholt und ihnen einen Theil der geraubten Güter abgenommen habe; sobald Näheres und Genaueres hierüber bekannt ist, werde ich nicht versehlen, eine tele- graphische Meldung abzusenden: zur Zeit bin ich nicht in der Lage, meinem früheren Tele- gramme irgend etwas beizufügen, wodurch die erste Nachricht wesentlich ergänzt würde. gez. Soden. Kilossa, den 16. Oktober 1892. Ew. Excellenz berichte ich ganz gehorsamst Folgendes: Am 4. d. Mts. Mittags 11 Uhr erhielt die Station die Nachricht, daß die Wahehe in der Nacht vom 3. zum 1. d. M. in Mjombo bei dem Häuptling Mangatug eingefallen, dort alles niedergebrannt und nun sengend und plün- dernd vordringen. Auf Besehl des Herrn Lieutenant Brüning ging ich mit 10 Sulus dahin ab, um zu rekognosziren. Ungefähr in Wigunga (muasi moja) am Miombofluß, hörke ich von flüchtenden Einwohnern, daß die Wahehe auf dem Wege nach hier in einem Dorfe des Arabers Hassan sind, drei Stunden vor Mangatua. Ich benachrichligte hiervon sofort Herrn Lieutenant Brüning und ging nun vorsichtig weiter. In dem Dorfe des Arabers traf ich um 8 Uhr Abends ein, die Wahehe hatten sich nach Mangatua zurück- gezogen und hier nur Lebensmittel und Vieh weggeschleppt. Um 9 Uhr Abends erschien Herr Lientenant Brüning mit 15 Sulus, beschloß aber wieder zurückzugehen nach Kilossa, denn die Wahehe hatten auf den Bergen drei große Lager be- zogen. Es wurde aber eine Patrouille von drei Mann zurückgelassen, welche den Aufbruch und die Richtung, die die Wahehe einschlagen, melden sollten. Am 5. Abends kehrte die Patrouille zurück und meldete, daß die Wahehe in zwei Kolonnen, eine nordwestlich, die andere nordöstlich, ab- gezogen sind. Am 6. Mittags 11 Uhr erschienen Boten von dem Häuptling Cutucutu mit der Nach- 610 1 richt, daß die Wahehe in Wigunga (muasi mosa) seien. Der Lazarethgehülfe Riehl ging mit 16 Sulus sofort hin. Gegen 2 Uhr hörten wir von Kondoa einzelne Schüsse sallen, ein Bote von dem Wali Seff bin Seliman kam auch schon athem- los angelaufen und meldete, daß die Wahehe in Kondoa seien und dort plünderten. Herr Lieutenant Brüning, ich und 35 Sulus marschirten sofort hin und trieben die Wahehe nach tüchtigem Feuer aus Kondoa. Da wir pro Kopf nur noch 15 bis 20 Patronen hatten, schickten wir 6 Waniamwesi von dem Häuptling Hamiß, welcher sich mit 20 Mann uns angeschlossen hatte, nach dem Fort, Patronen zu holen: wir blieben bis dahin ausgeschwärmt im freien Felde liegen. Um den Feind besser beobachten zu können, kletterte ich auf einen Baum: hier sah ich nun, wie die Wahehe in geschlossener Kolonne auf uns loskamen. Salve auf Salve wurde gegeben, kaum waren die Wahehe dicht an uns heran, etliche schon in unserer Reihe, da war auch kein Halten mehr unter den Sulus. Alles im Stiche lassend, rannten sie wie die Wahnsinnigen davon, Hier fielen Herr Lieutenant Brüning und vier Sulu. Von Wahehe umzingelt, nur den Ombascha Peint und Guteboy bei mir, schlugen wir uns durch und gelangten gegen Abend auf Umwegen im Fort an. Hier stellte ich sofort doppelte Posten aus, usm einem Ueberfall der Wahehe vorzubeugen. Dem Lazarethgehülfen Niehl ging es nicht besser, in Wigunga (muasi moja) angekommen, waren die Wahehe, eine breite Spur zurück- lassend, querfeldein in der Richtung auf Kondoa abgezogen. Die Spur verfolgend und im Rücken der Wahehe hörte er von Weitem schon unsere Salven, eilig darauf losmarschirend und an den Feind herangekommen, ließen ihn leider die Sulus im Stich und rückten aus. Nur noch mit drei Mann mußte er sich ebenfalls auf Umwegen nach dem Fort zurückziehen. Da ich jetzt mit den Sulus nichts weiter anfangen konnte, so beschloß ich, im Fort zu bleiben, da es ja nicht ausgeschlossen war, daß die Wahehe das Fort angreifen würden. Ich hatte meine Noth, die Sulus im Fort zu halten, sie wollten in die Berge, hier meinten sie, seien sic sicher vor den Wahehe. Ein Sulu, Mabon, entfernte sich aus Furcht vor den Wahehe vom Fort, erschien aber am vierten Tage wieder, ich steckte ihn sofort in Arrest.