— 611 — Am 8. d. M. entsandte ich den Lazareth= gehülfen Riehl mit einer Abtheilung nach Kondoa, um die Leichen zu holen. Ich ließ sie in der Nähe des Forts mit den üblichen drei Salven beerdigen. Ferner sanden wir die Leichen von dem Wali Seff bin Seliman und verschiedener anderer Araber. Bis zur Mission Lalonga waren die Wahehe nicht. In der Nacht vom 11. zum 12. d. M. entstand plöhlich Fcuer im mittleren, mit Stroh gedeckten Askarihause. Ein Weib eines Askari, welcher gerade auf Wache war, hatte eine kleine Oellampe brennen, durch den großen Wind, der gerade herrschte, kamen die Tücher derselben der Flamme zu nahe, im Nu stand das ganze Haus in Flammen. Das Feuer griff mit solcher Schnelligkeit um sich, daß an ein Retten von Sachen nicht zu denken war. Nur in Hose oder in Decke gehüllt, mußte Jeder suchen, das Freie zu gewinnen. Sämmt- liches Inventar, Lebensmittel, Schreibutensilien, Akten u. s. w., Post für Kisaki, Lusolem und Dar-cs-Saläm, ferner etwa 40 Gewehre und Seitengewehre wurden ein Raub der Flammen. Es wurde nur verschont das noch im Bau befindliche massive Wohnhaus und ein Theil der steinernen Umfassungsmauer nebst Bastion. Am anderen Tage ging ich mit den Askaris sofort daran, das Fort cinzuzäunen und zwar mit Wellblechplatten; 1 m von der Umzäunung und dem Hause zog ich einen Stacheldrahtzaun und lasse ich jetzt die provisorischen Askari- wohnungen bauen und denke bis zur Ankunft des Herrn Lieutenant Fließbach damit fertig zu werden. Am 15. d. M. kam eine Nachricht von Herrn Lientenant Prince, derselbe war, als er von dem Einfall der Wahehe hörte, von Kisaki mit 50 Mann aufgebrochen, kehrte aber von Mbamba am 11. d. M. wieder zurück, da die Wahehe schon am 8. d. M. sich nach Marore zurückzogen. Köhler, Sergeant. Die Expeditionen des Antistlaverei- Komitees. Nachdem der Peters-Dampfer im Mai d. J. zur vertragsmäßigen Zeit in der Schiffswerft und Maschinensabrik (vorm. Jansen & Schmi- linsly) A. G. zu Hamburg fertiggestellt worden, wurde er sammt dem ganzen für die Dampfer- expedition bestimmten weißen Personale nach Ostafrika befördert. Von dem weiteren Trans- port des Dampfers ins Innere sah sich die Ausführungs-Kommission des Antifklaverei- Komites jedoch veranlaßt, vorläufig Abstand zu nehmen. Es wurde vielmehr beschlossen, denselben in dem von der Mission gemietheten geräumigen Lagerhause in Bagamoyo bis auf Weiteres unterzubringen. Der Hauptgrund, weltcher die Kommission bestimmte, ihren ur- sprünglichen Plan aufzugeben, war die über- einstimmende, in Berichten des Dr. Stuhl- mann, der Lieutenants Sigl und Langheld und des Dr. Baumann zur Küste gelangte Meldung, daß die Holzbestände an dem Südost-, Ost= und Westuser des deutschen Theiles des Victoria-Nyansa-Sees zu gering seien, um auch nur für einen Dampfer von der Größe des „Peters“ für Jahre das erforderliche Brenn- material zu liesern. Ueber die Holzverhältnisse des Ostufers speziell, das noch nicht genauer erforscht war, sollten noch eingehendere Berichte des mit oiner Expedition dorthin entsendeten Dr. Baumann abgewartet werden. Um das angeworbene Träger= und Schiffs- personal nun nicht unthätig an der Küste zu lassen, wurde dasselbe zur Verstärkung der früheren Expeditionen in zwei Abtheilungen mit Tauschwaaren, Munition, Waffen und Proviant ins Innerc entsandt. Die erste Abtheilung verließ unker Führung des der Landessprache mächtigen Artilleric= offiziers Lieutenant Werther Ende August die Küste. Sie bestand außer dem Führer aus dem Artillerieofsizier Lieutenant Schloifer, dem praktischen Arzt Dr. Heins, einem Sergeanten, 32 Askaris und 466 Trägern. Die zweite solgte Anfang September unter dem Kapitän Gemmer mit dem Rest der Askari- Truppe und 719 Trägern. Ein inzwischen aus Muansa eingelaufener Bericht des Dr. Baumann bestätigt die frü- heren Nachrichten über die ungenügenden Holz- verhältnisse am Victoria-Nyansa auch für das Ostufer in vollem Umfange. Diesem erfahrenen Afrikaforscher ist es auch im weiteren Verlaufe seiner Expedition gelungen, die ihm gestellte Aufgabe — die Erforschung der östlich vom Victoria-Nyansa gelegenen Geblete — erfolg- reich durchzuführen und unsere Kenntnisse über Land und Leute in dankenswerther Weise zu bereichern. Am 6. Mai d. J. brach die Baumann- sche Erpedition von Katoto am Speke-Golf auf. Nach einem Besuch der holzreichen Jnsel Uterewe, die als der geeignetste Platz zur An- lage einer Schiffswerft bezeichnet wird, und der nördlich von ihr gelegenen kleineren Insel Ukara nach dem Festlande zurückgekehrt, entdeckte