älterer Bruder, welcher Kaufmann und Reserveoffizier ist, begleiten. Kompagnieführer Langheld bleibt gleichzeitig zur Verfügung des Gouverneurs behufs Uebertragung eines Kommissoriums am Victoriasee und wird vor- aussichtlich von einem Offizier und einigen Soldaten der Schutztruppe begleitet werden. Er wird ver- muthlich noch im Monat Januar von der Küste auf- brechen und hofft in diesem Falle bis zum 1. April am See eintreffen zu können. Die beiden Hülfsexpeditionen Werther und Gemmer sind von den Wahehes unbehelligt geblieben. Die Expedition Werther befand sich am 12. Oktober bereits in Msanga, einige Tagemärsche hinter Mpwa- pwa, die Expedition Gemmer am 27. Oktober in Mpwapwa. Leßtere ist nach den neuesten Nach- richten am 14. November v. J. in Nyegesi am Victoria-Nyansa eingetroffen. Die Expedition Werther ist mit den versuchsweise mitgenommenen Karren nicht fortgekommen und hat dieselben einen nach dem anderen liegen lassen, ebenso einzelne Maschinentheile. Die Expedition Gemmer hat die entgegen- stehenden Schwierigkeiten jedoch zu überwinden ge- wußt und nicht nur ihre Karren mit Ausnahme einiger, welcher gebrochen waren, sondern auch die von der Expedition Werther zurückgelassenen bis Mpwapwo geschafft. Ebenso hat sie die zurückgelassenen Maschinentheile (Werkzeugsmaschine) mitgenommen. Indeß auch ihre Berichte ergeben, daß mit der Konstruktion der zweirädrigen Karren das Richtige noch nicht getroffen und die Herstellung eines Weges für die Benußung zweirädriger Karren zunächst un- bedingt erforderlich ist. Dagegen haben sich die von der Expedition Gemmer gleichfalls mitgenommenen eisernen einrädrigen Schubkarren bereits bewährt und den Beifall der Eingeborenen gefunden. Da mit diesen Karren bequem Doppellasten befördert werden können und der Preis der Karren ein sehr niedriger ist, so wird die Expedition Langheld die Versuche mit den Schubkarren in größerem Umfange fortsehen. Ein Vertrag mit dem Sultan Sike von Unyanvembe ist unter dem 2. Oktober v. J. durch den Stations- chef von Tabora, Dr. Schwesinger, abgeschlossen worden. Derselbe lautet wie folgt: 1. Ich Sike bin Mkasiwa, Sultan von Unya- nyembe, unterstelle mich, meine Nachfolger, mein Land und meine Leute Seiner Mojestät dem Deutschen Kaiser Wilhelm II., König von Preußen, und dessen Nachfolgern. 2. Ich gebe die ausschließliche Entscheidung über Krieg und Frieden, das Recht, über Leib und Leben zu entscheiden, in die Hände des deutschen Regierungsvertreters in Tabora. 3. Ich untersage Menschenraub und Straßenraub in meinem ganzen Lande und bringe darin Schuldige zur Bestrafung. 20 — 4. Ich unterstütze die Bestrebungen der deutschen Regierung zur Sicherung des Handels, der Karawanenstraßen und der Post. 5. Ich erkläre das zwischen mir und dem Wali Abdalla bin Nassib, Wali des Sultans Said Bargasch von Sansibar, stipulirte Recht, Hongo zu erheben, für erloschen und verpflichte mich, keinerlei regelmäßige Abgaben von den mein Gebiet durchziehenden Karawanen zu erheben und mich auf das freiwillig gegebene Reise- geschenk (savati) zu beschränken. 6. Ich verpflichte mich, niemals mehr ein Träger- verbot auszusprechen, den Feldbau zu verbieten und die Zufuhr zu dem Markte von Tabora zu untersagen. 7. Ueber meiner Residenz hisse ich zum Zeichen der Freundschaft die deutsche Flagge. Der Vertrag ist von beiden Theilen unterzeichnet und durch mehrere in Tabora ansässige Araber beglaubigt. Wegen des Schicksals der Expeditionen Jacaues, Joubert und Delcomune hat man seit einiger Zeit schlimme Befürchtungen gehegt; glücklicherweise haben sie sich nicht verwirklicht. Nach einem Berichte Delcomunes vom 15. Septbr., welcher am 12. Dezember in Brüssel cingetroffen ist, war derselbe damals wohlbehalten in Rumbi am Tanganyika-See. Der Bericht, welcher in der Extra- Ausgabe des „Mouvement Géographique“ Nr. 31 vom 14. Dezember auszugsweise wiedergegeben ist, giebt über den Verlauf der Expedition seit ihrem Aufbruch von Gongo-Lusele am oberen Lamani (13. Mai 1891) Auskunft, schildert die Erforschung des südlichsten Theiles des Kongostaates, das Zu- sammentreffen mit der Bia'schen Katanga-Expedition, den Zug zum Tanganyika-Sec und die gemeinsam mit Jacques und Joubert durchgeführten Kämpfe gegen die Leute der arabischen Sklavenhändler. Man hofft, daß es Jacques und Joubert gelingen wird, sich am See zu halten. Delcomune selbst beab- sichtigte, vom See aus entweder bei Bena-Kumbn (am Lomami) oder bei Lusambo (am Sankuru) den Anschluß an das für Dampfer schiffbare Kongosystem zu erreichen. Inzwischen ist auch ein Bericht des Kapitäns Jacques aus Albertville (Rutuku) vom 8. Septem- ber v. J. eingetroffen, welcher von schweren Kämpfen desselben in Gemeinschaft mit Joubert und Del- comune gegen Roumaliza und seine Verbündeten, die Wangwanas, Manyamuezis und Manyemas am 26. August zu erzählen weiß. Da diese Kämpsfe mit dem Nückzuge der Expeditionstruppen vor der stark befestigten feindlichen Boma endeten, und die Entsatz- expedition Longs noch nicht eingetroffen war, so schließt der Bericht mit der Bitte um Zusendung eines gezogenen Geschützes. Diesem Wunsche soll so-