— 128 Unter den Säugethierschädeln befinden sich jedoch sieben sehr seltene und daher recht werthvolle west- afrikanische Spezies. Die belgischen RKongo-Gesellschaften und die Evforschung des Ratanga-Gebietes. Die älteste der im Kongo-Gebiet thätigen belgischen Gesellschaften ist die Compagnie du Congo pour le Commerce et U’#Industrie, welche im Anfang des Jahres 1887, etwa ein Jahr nach der Kon- stitunirung des unabhängigen Kongo-Staakes, ihre Thätigkeit mit der Aussendung zweier Expeditionen begann. Der Major Cambier erhielt den Auftrag, die Gegend der Kongo-Katarakte zum Zweck eines späteren Bahnbaues topographisch aufzunehmen. Zur kommerziellen Rekognoszirung des oberen Kongo und seiner Nebenflüsse war der Alexandre Delcommune, der bereits seit anderthalb Jahrzehnten in West- afrika thätig gewesen war, ausgesandt. Die Ergebnisse beider Expeditionen wurden in umfangreichen Berichten niedergelegt, welche die zunächst zu lösenden Aufgaben klar bezeichnelen und die Gesellschaft veranlaßten, die sich nunmehr aufthuenden Gebiete kolonialer Thätigkeit neu zu gründenden Gesellschaften zuzuweisen. Im Zeitraume eines Jahres traten so unter der Aegide der Compagnie pour le Commerce et I’Industrie fünf Tochtergesellschaften ins Leben, welche in engster Fühlung mit der Muttergesellschaft sich die wirth- schaftliche Eutwickelung des Kongo-Gebietes zur Auf- gabe machten. Die am 20. Oktober 1888 mit einem Kapital von 1200 000 Frcs. gegründete Compagnie des Magasins généraux du Congo hatte die Aufgabe, für die am unteren Kongo thätigen Europäer durch Einrichtung von Hötels und Waarenlagern in Banang, Boma und Matadi erträglichere Lebensbedingungen zu schaffen und durch Anlage von Dampfstraßen- bahnen, zunächst von Boma-Rive nach Boma-Plateau, dem Siß des Generalgouverneurs, den örtlichen Ver- kehrsbedürfnissen Nechnung zu tragen. Dieses Ziel ist insofern erreicht, als die drei Hötels und die erste Dampfstraßenbahn in Boma in Betrieb sind. Die Socicte anonyme belge pour le Com- merce du Haut Congo wurde am 10. Dezember 1888 mit einem Kapital von 1 200 000 Frcs. be- gründet, welches später auf 5 Millionen erhöht wurde. Zweck der Gesellschaft sind nach Artikel 1 der Statuten, kaufmännische, gewerbliche und bergbauliche Unter- nehmungen, besonders im Kongo-Staat. Ins Auge gefaßt war als Operationsgebiet der obere Kongo, oberhalb des Stauley Pool. Diese Gesellschaft ist hervorgegangen aus der von dem früheren amerika- nischen Gesandten in Brüssel, General Sandford begründeten „Sandlord Exploring Expedition“, der – ersten belgischen Handelsgesellschaft am oberen Kongo. Dies Unternehmen brachte schon nach zwei Jahren, dank der rastlosen Thätigkeit ihres technischen Leiters am Kongo, des Majors William G. Parminter, eines früheren englischen Offiziers, beträchtlichen Gewinn. Der Wunsch, das aussichtsreiche Geschäft weiter fortzuführen, bewog die Interessenten der „Sandford--- Exploring Expedition“, sich an die Compagnie du Congo pour le Commerce et I’Industrie zu wenden, und Leßtere begründete alsdann unter Ueber- nahme des Inventars der Sandford-Gesellschaft die Socicte du Haut Congo. Die Handelsthätigkeit der Sociécté du Haut Congo mußte sich naturgemäß, so lange die Eisenbahn nicht vollendet ist, bei dem hohen Trägerlohn für die nicht schiffbare Strecke des unteren Kongo auf Elfenbein und Kautschuk, als die einzigen Export- artikel beschränken, welche bei den bestehenden enro- päischen Marltpreisen ein lohnendes Geschäft bieten. Nach dem Jahresabschluß für 1890 betrug der Gewinn aus diesen beiden Artikeln 305 000 Frcs. Der Kautschukhandel ist jedoch erst in der Enui- wickelung begriffen. Am unteren Kongo, wo die Eingeborenen schon lange Erfahrungen im Tausch- handel haben, wird den Fakloreien massenhaft Kaul- schuk zum Kauf angeboten, dagegen war die Kaut- schukgewinnung den Eingeborenen des oberen Kongo- Gebietes noch ganz unbekannt. Neuerdings hat die Gesellschaft 25 mit der Kautschukernte vertraute Indianer aus Honduras kommen lassen, um dieselben am Kasai zu verwenden. Die Ausbeutung der übrigen Naturschätze, wie Kopal, Farbhölzer, Faser- stoffe, sowie die Anlage von Tropenkulturen, wird erst nach Fertigstellung der Kongo-Eisenbahn möglich sein, da alle weniger werthvollen Produkte die Kosten des Trägertrausporkes nicht lohnen. Das schwim- mende Material der Gesellschaft besteht aus 8 Fluß= dampfern, welche zusammen 230 Tonnen Waare aufnehmen können, aus 4 kleinen Dampfbooten, einer Anzahl Stahlboote, 1 Schwimmdock und 2 Schleppern. Die Compagnie du Chemin de fer du Congo ist am 31. Juli 1889 mit einem Aktienkapital von 25 Millionen Frcs. gegründet, von dem, wie bekannt, 10 Millionen von der belgischen Regierung über- nommen sind. Zweck der Gesellschaft ist der Bau und Betrieb einer Eisenbahn vom unteren Kongo zum Stauley Pool und Verwerthung der ihr ver- liehenen Landkonzession, welche eine Zone von 200 m Tiefe zu beiden Seiten der Strecke und je 1500 ha für jeden vollendeten Kilomceter nach freier Wahl der Gesellschaft umfaßt. Die nach der jetzigen Trace etwa 370 km lange Strecke von Matadi nach Kin- shasa wird als eingeleisige Bahn von 75 cm Spur- weite gebaut. Sie umfaßt vier Haltestellen mit Ausweichgeleisen. Der Waarenverkehr auf dieser Strecke beträgt in einem Jahr etwa 150 000 Träger- lasten zu 30 kg. Bisher sind 19 km der Bahn- strecke fertig gestellt. -