— 128 — zeichnet sich unter dieser Literatur durch Reichhaltig- keit des Inhaltes aus. In diesem Buche wird an verschiedenen Stellen behauptet, daß die von dem Hauptmann P. A. Favier mit einem Stammvermögen von vier bis fünf Millionen Fres. gegründete Gesellschaft „La Ramie Française“, welche lange die erste Stelle unter allen Namiehäusern von Paris eingenommen hat, in Ge- schäftsauflösung begriffen sei. Das Pariser Wohnungs= und Geschäftsbuch von Bottin meldete vor zwei Jahren über jenes Haus: n La Ramie Francaise, 14 Rue St. Fiacre (Aktiengesell- schaft, Vermögen 4 300 000 Frcs.). Anfertigung von Zengen, Tischwäsche, Zwillich und Spitzenvorhängen aus Ramie, Mase in Essonnes (Seine- et-Oise)h, Moschinen- Weberei in Voiron (Isere) und Caudry (Nord), landwirthschaftliche Betriebe und Entrindungswerke in Perpignan (P.O.), in Torroella (Spanien), in Zagazig (Aegypten), Vau- anstalten in Entraigues für Entrindungsmaschinen. P. A. Favier, General-Direktor.“ Im vergangenen Jahre ist Perpignan aus der Reihe der Zweiganstalten, in diesem Jahre sind vier weitere Pläte, Essonnes, Caudry, Torroella, Zagazig ausgeschieden und sind nur noch Entraignes und Voiron genannt. Das Geschäftsvermögen wird ebenso wenig erwähnt wie der Name des Oberleiters. Daneben zeigt sich ein neues Haus an: „Favier (P. A.) & Co. Gesellschaft der Hütten der Ramie Frangaise, allgemeine Ausbeute der Ramie, Entrindung, Bleiche, Spinnerei, Weberei, Nue de Sentier 39.“ Im Lause dieses Sommers ist das Faviersche Geschäst nach 10 Nue d'Haukteville verlegt, wo es viel bescheidener eingerichtet ist. Auch die Ramie Française hat ihren bisherigen Sitz verlassen und scheint sich thatsächlich aufgelöst zu haben. In Perpignan waren nach Faviers eigener Aeußerung die Pflanzungen nicht lohnend genng. In Zagazig bei Port Said hatten dortige Be- sißer Ramiefelder in einer Ausdehnung von 200 Heltar im Jahre 1885 angelegt. Die Pflanzungen gingen ein, weil trotz künstlicher Trocknung in einer riesigen Darre, die Entrindung nicht gelang und der Boden schlecht gewählt war. Bei der im vorigen Herbst veranstalteten Preis- bewerbung um Entrindungsmaschinen war weder die Faviersche noch die von Michotte in seinem Buche angepriesene „Frangaise“ vertreten, und zwei andere Maschinen von Faure, Ingenieur in Limoges und von Norbert de Landtsheer ktrugen goldene Medaillen davon. Vor Kurzem, Ende Juli und Ansang W hat die Société agricole de la Ramie, 7 Rue de Londres, welche ein Grundstück von 1½/ Hektar in Asniêres auf den städtischen Rieselfeldern der Halb- insel Gennevilliers mit Namie bebaut, den ersten Schnitt in diesem Jahre geerntet. Sie hat die Ent- rindung auf dem Felde selbst durch Faure mit seiner preisgekrönten Maschine ausführen lassen. Er war der Einzige, der sich infolge einer allgemeinen Aufforderung gemeldet hatte. Favier hat diese Gelegenheit, seine Maschine in größeren Leistungen zu zeigen, nicht wahrgenommen. Allen diesen ungünstigen Anzeichen gegenüber kann das Urtheil der Bewohner von Entraigues, welche den Betrieb auf dem Favierschen Werke sehr rühmten, nicht ins Gewicht fallen. Favier selbst hat dort seinen Wohnsiß aufgeschlagen. Wie es heißt, ist es in dieser kleinen, 11 bis 12 km von Avignon an der Sorgues, Nebenfluß der Rhone, gelegenen Stadt von 1900 Einwohnern nicht möglich, Zutritt zu dem Werke zu erlangen. Das in den neuesten Schriften (vergl. Michotte und die Broschüre „Die Ramie“ von Moreau) unter dem Namen Favier erwähnte Verfahren zur Ausscheidung des Pflanzengummis bestand darin, die Stengel der Einwirkung von Dampf fünf bis sechs Minnten lang auszusetzen und sie darauf mit der Hand durch Frauen abrinden zu lassen. Die erforderlichen Geräthe setzten sich aus einem roh gezimmerten Holzkasten und irgend einem dampf- erzeugenden Kessel zusammen. Trotz der Einfachheit der Mittel hat das Verfahren im Betriebe, der von der Socicte du crédit à D’industrie in Algier und Indien versucht wurde, vollständig versagt und ist zur Zeit aufgegeben. Andere Wege, den Pflanzenleim zu beseitigen, haben Frcmy, Marthenot, Masse und Vial angegeben. Frcmmy hat auf Grund seines Verfahrens im Einvernehmen mit dem ehemaligen Minister Barbe ein Werk in Louviers in Betrieb gesetzt, das aber nach mehreren Jahren wieder geschlossen worden ist. Ob die anderen Behandlungen, welche in dem Buche von Michotte auch ausführlich beschrieben sind, in größerem Maßstabe angewandt worden sind, ist nicht bekannt. Das neneste Verfahren, welches gegenwärtig bei der auf dem Felde von Gennevilliers mit der Faureschen Maschine entrindeten Ramie vorgenommen wird, stammt von dem Vorsteher der städtischen Ver- suchsanstalt, Girard. Es wird in Poissy von der neu gegründeten Gesellschaft „Namie“ ausgeführt und beruht nach dem „Matin“ auf Verwendung von kieselsaurer und kaustischer Soda. Die Zeitschrift „Monitkeur de la Ramie“, vor 0 Jahren von Favier gegründet und lange Zeit lediglich im Dienste seiner Gesellschaft stehend, er- wähnt übrigens dice bemerkenswerthe Thatsache, daß bis zum heutigen Tage keine so bedeutende Menge Namie in einem Loose verarbeitet worden ist, hin- sichtlich der Gummiausscheidung. Diese Menge ist ein Schnitt auf einer Fläche von 1½ Hektar. Ueber den Ausfall dieses Ver- suches verlautet noch nichts.