Ein Mann von Sungura war unter einem Vorwande über Nacht in der Station zurückgehalten worden, um als Führer zu dienen. Zur befohlenen Zeit war Alles angetreten, ich marschirte in nach- siehender Ordnung ab: Spitze — Lieutenant v. Both- mer — Feldwebel Erttel — Geschüß — 40 Mann — Sergeant Wilhelm — 15 Mann. Dem Sergeanten Wilhelm ertheilte ich den Be- sehl, an einer später von mir zu bestimmenden Stelle, wo ich Aufstellung nehmen werde, links auszubiegen und jenseits der Tembe eine flankirende Aufstellung zu nehmen, von der er die dortige lange Front be- streichen könnte. Falls ich zum Sturm vorginge, sollte er gleichfalls angreisen. Meine Absicht war, unker dem Schuße der Dunkelheit meine Aufstellung zu nehmen, sobald es heller würde, mit meiner Abtheilung und vor Allem dem Geschütz die Tembe zu beschießen und die dann voraussichtlich entfliehenden Bewohner in das Feuer der anderen Abtheilung zu treiben. Ich gelangte bis etwa 50 Mcter heran, schickte dem Sergeanten Wilhelm Befehl, an den angewiesenen Platz zu rücken, und nahm selbst Ausstellung. Sobald die vorgeschrittene Dämmerung ein Richten gestattete, befahl ich dem Feldwebel Erttel, das Geschützfener zu eröffnen. Die ersien Granaten hatten den Erfolg, daß die Abtheilung des Sergeanten Wilhelm sofort ein lebhaftes Feuer auf die dort Ausreißenden begann. Gleichzeitig bekam auch meine Abtheilung, sowie die des Sergeanten Wilhelm aus der Tembe Gewehrfener und Pfeilschüsse, das durch Schützenfener erwidert wurde. Das Zielen war er- schwert, einmal war die Dämmerung noch nicht völlig gewichen, andererseits konnte man vom Feinde selbst nichts sehen, sondern war beschränkt, dahin zu halten, wo die feindlichen Schüsse aufolitzten bezw. der Pulverdampf aufstieg; die Front der Tembe hatte nämlich keinerlei sichtbare Scharten, sondern der Feind schoß aus lleinen Löchern oder Spalten in der Wand. Das Geschützsener blieb ohne jede erkennbare Wirkung, die meisten Granaten waren Blindgänger, ich habe mit Bestimmtheit nur eine krepiren sehen. Mittlerweile war es auch hell geworden, ich ließ nur einen Ombascha und vier Mann bei dem Geschüß zurück und ging mit den Uebrigen mit Marsch, Marsch, Hurrah zum Sturm vor. Oben auf dem Dache der Tembe erhielt ich auf nächste Entfernung einen Gewehrschuß durch den linken Unterschenkel. Ich stürmte noch elwa zehn Schritt vorwärts, brach aber dann zusammen. Dem herankommenden Feld- webel Erttel übergab ich das Kommando; alsdann trugen mich zwei Askaris vom Dach herunter und ich ließ mich neben dem Geschütz niederlegen, wo ich bis zum Schluß des Gefechts verblieb und wo auch die später Gefallenen und Verwundeten hingeschasst wurden. Nach Meldung des Sergeanten Wilhelm ging der Kampf im Innern unterdessen unter starken Verlusten weiter. 250 — Sergeant Wilhelm hatte, als er das Hurrah hörte, gleichfalls gestürmt und sich mit der diesseitigen Abtheilung vereinigt. Die große, aus einer Unmenge von Höfen und einzelnen miteinander in Verbindung stehenden Räumen zusammengesetzte Tembe mußte abschnittsweise genommen werden, indem abwechselnd Salven hineingefeuert und dann weiter vorgedrungen wurde. Dabei vermied es der Feind klüglich, sich in den offenen Höfen zu zeigen, sondern entwich von einem Schlupfwinkel in den anderen, stets im Dun- keln und so aus größter Nähe auf den Eindringenden mit Gewehren, sowie Bogen und Pfeil mit Sicher- heit schießend. Auf diese Weise fiel, etwa ½ Stunde nach meiner Verwundung, Feldwebel Ertlel. In eine Thür hineinstürmend, erhielt er einen sofort ködtlichen Ge- wehrschuß durch die Brust. Der Sergeant Wilhelm, der dicht bei ihm war, übernahm das Kommando und setzte den Kampf in eben beschriebener Weise fort. Ein Versuch seinerseits, Feuer anzulegen, war bei der Bauart der Tembe ohne jeden Erfolg. Die Wände bestanden aus Flechtwerk mit Holzstützen, waren dick mit Lehm beworsen und das flache Dach war fußhoch mit festgestampfter Erde beschüttet. Nach 2½/ stündigem Kampfe war schließlich der feindliche Widerstand gebrochen, die Ueberlebenden waren ausgerissen. Es wurde nunmehr das Vieh, soweit es umverletzt, ausgetrieben. Inzwischen war eine volle Last Petroleum von der Station geholt worden, und cs wurde nochmals der Versuch ge- macht, mit Hülfe desselben Feuer anzulegen, was aber auch nicht gelang. Die Mannschaft wurde gesammelt und der Ab- marsch zur Station angetreten. Nach Aussage der gefangenen Wciber soll Masenta überhaupt in der Tembe gar nicht anwesend gewesen sein. Die Be- wohner seiner übrigen elf Temben in der Nähe waren während des Gefechts entflohen und hatten ihr Vieh in Sicherheit gebracht. Im Laufe des Tages wurden etwa 50 Lasten Brennholz herbei- geschafft, die im Magazin der Station vorhandenen Negerhacken mit Stielen versehen, und am nächsten Tage schickte ich ein Kommandv aus, um mit der Zerstörung der genommenen Tembe zu beginnen, so- wie die dort lagernden Kornvorräthe zu bergen. Ueber Nacht waren Wagogos wieder dort gewesen und hatten die Leichen fortgeschleppt, daher ist der Verlust des Feindes nicht festzustellen gewesen. Diesseitige Verlustliste solgt zum Schluß. Die angeführten Arbeiten wurden 8 bis 14 Tage sortgesetzt und auch auf die übrigen Masenta-Temben ausgedehnt, es sind mindestens 2400 Lasten Korn herbeigeschafft worden. Ueber den Aufenthalt des Masenta ist nur be- kannt geworden, daß er zu den Wahehe geflüchtet sei. Den übrigen Wagogos ist unter Androhung von Krieg verboten worden, ihn aufzunehmen oder ihm Vorschub zu leisten.