268 — u. s. w. in Muhalala ein, die Eingeborenen alar- mirten sofort, bernhigten sich aber wieder; Erklärung für die merkwürdige Aufregung konnte ich mir zur Zeit nicht verschaffen. Am 18. marschirte ich um 4 Uhr morgens ab und stieg gegen 8½ Uhr bei Kilima-Tinde von dem dort etwa 150 m hohen Plateaurande in die Ebene hinab. In der dicht bevölkerten Steppe liefen die Wagogo alsbald unter allgemeinem Alarmruf zahl- reich herbei. Ich hoffte noch wie am vorhergehenden Tage die Leute beschwichtigen zu können, ordncte aber auf alle Fälle die zweigliedrige Marschordnung an und setzte mich mit den Suaheli an die Spigtze, die Sudauesen an die Queue. Als die etwa 200 m lange Kolonne an einem langhingezogenen, schmalen Hügel in die pralle Steppe hinaus defilirte, sah ich 150 m voraus eine Menge Wagogo aufspringen; gleichzeitig hörte ich Geschrei und Schießen hinter mir. An der Spitze warsen wir die Angreifer durch Schnellfeuer rechtzeitig zurück, hinten drängten sich aber die Träger um die Sundanesen und sperrten das Schußfeld, so daß die Wagogo mit ihnen hand- gemein wurden. Bevor ich sie erreichen konnte, gingen die Wagogo zurück; von den Trägern lagen dagegen 21 todt, 2 verwundet am Boden, 15 Lente wurden vermißt. Der Feind rottete sich wieder zu- sammen. Da ich wegen Patronenmangels in Tabora nur 45 Patronen pro Mann mitgenommen und jetzt noch etwa 30 hatte, beschloß ich mich so- fort zur kuapp 7 Stunden entfernten Station durch- zuschlagen. Von jetzt ab marschirte ich mit allen Soldaten geschlossen neben der Karawane, je nach Bedarf rechts oder links durchspringend und hielt die Verfolger durch Einzelschüsse ab. Bei Mtiwe kam es zu einem allgemeinen Angriff, der sich aber schon auf 200 m zerstreute. Zwei Stunden von Unyangwira hatten sich die Wagogo gesammelt und kamen, aus einem lockeren 500 m entfernten Gebüsch heraustretend, in Linie zu zwei Gliedern mil 250 m Frontbreite geschlossen heran. Ich ließ die Karawane weiterziehen und stellte die Soldaten im dreiviertel Kreise bei aufgepflanztem Seitengewehr auf. Auf 300 m löste sich die geschlossene Linie in eine Menge kleiner Trupps auf, die in ungleichen Entfernungen uns fast umzingelnd sehr schnell herbei- rannten. Bei drei Salven, die ich kommandiren konnte, warfen sich die Angreifer auf den Boden, um dann sofort, scheinbar ohne Verluste, wieder aufzu- springen. Einige Trupps waren 50 bis 60 Schritt heran und ich kommandirte als letztes Mittel Schnellfeuer; die Wagogo stockten fast augenblicklich und liefen dann fort, sich sehr schnell im vorerwähnten Busch ver- lierend. Ich schätze ihre Verluste auf 20 Todte, doch konnte ich dieselben zur Zeit nicht feststellen; der nächste lag kaum 30 m von unserem Kreise ab. Wir wurden noch bis dicht an der Station von den Wagogo weitab begleitet. Von der Station her war Salvenfeuer vernehmbar. Als ich gegen 4 Uhr dort anlangte, erfuhr ich, daß dieses von einer Ab- theilung unter Sergeant Wilhelm herrührte, welche die tags zuvor von Lieutenant v. Bothmer ein- genommene Tembe Masentas zerstörte und dabei mit dessen Leuten scharmützelte. Die Soldaten hatten sich während des anstrengenden Marsches alle vor- züglich verhalten. gez. Prince, Kompagnieführer. Anlage 2. Bagamoyo, den 19. April 1893. Bericht über die Einnahme des Kwikurun kwa Muini Mtwana bei Mdaburu in Ugogo am 10. März. d. I (Vergl. die beigegebene Skizze.) Um 8¼ Uhr vormittags des 9. März betrat die Expedition bei Sitta das feindliche Gebiet. Ich übernahm deshalb das Kommando und beschloß das Kwikurn — noch etwa 8 Stunden entfernt — am nächsten Morgen anzugreifen, ließ die Truppe nach Ansertigung der nöthigen Sturmleitern abkochen und trat um 2 Uhr nachmittags den Kriegsmarsch an. Marschordnung: Spitze und Seitendeckung 12 Soldaten Lieutenant Prinee Halbzug 20 - 1 Lazarethgehülfe Gruscza 2 - - 3,7 em Schuellladekanone 4 - Stationschef Sigl 3. 20 - Unteroffizier Fabian 4 20 - Mumition und Leitern. — Serhennt Wilhelm 5 " 15 Sollll 6. - 15 Expeditionslasten .. . .. — — Kapitän Spring 24 Mann der Anti- sklavereilottereee 24 Summe 150 Soldaten Ferner elwa 400 Wagogo und Wanyamwesi. Nach vierstündigem Marsche über hügeliges Terrain machte ich an einer entlegenen Stelle bis 11 Uhr nachts Halt, marschirte dann durch Dorn- busch bis zur Tembe des befreundeten Magongorle, welche gegen 2 Uhr erreicht wurde. Hier erfuhr ich, daß Mtwana sich durch eine Abtheilung Wahehe aus Nondoa verstärkt habe und unseren Angriff für den Morgen erwarte; das Kwikuru sei viel größer und auch höher als die selbst schon sehr große Tembe des Magongorle, habe jedoch keine besondere Boma. Der geplante Angriff in üblicher Weise bei Sonnen- aufgang schien mir nunmehr — namentlich da ein Nückenangriff am Kwikurn durch die Wahehe wahr- scheinlich beabsichtigt war — unseren Erfolg nicht hinreichend zu garantiren. Die Hülssvölker ver- schwanden auch bis auf etwa 30 Leute. Ich beschloß daher den Feind durch nächtlichen Sturm unter Ver- wendung von Magnesiumfackeln zu überraschen, ließ die Lasten hier zurück und trat sofort in aller Stille den Weitermarsch an.