Sicherheit zu siellen war. Selbst für Beurtheilung des Stadiums und des Charakters der Krankheit giebt uns der mikroskopische Blutbefund deutliche Fingerzeige, er läßt uns den Zeitpunkt erkennen, zu welchem von unseren Medikamenten Wirksamkeit zu erwarten ist, und die Zeitdauer, bis zu welcher ihre Anwendung fortgesetzt werden muß, ja wir dürfen hofsfen, daß es uns durch die mikroskopische Unter- suchung gelingen wird, einerseits so manchen bevor- stehenden Fieberanfall rechtzeitig genug zu erkennen, um einen Ausbruch der Krankheit überhaupt zu ver- hüten, und andererseits dem außerordentlichen Miß- brauch wirksam zu begegnen, der in tropischen Fieber- gegenden zu Schaden des Organismus noch so vielfach mit dem Chinin und seinen Ersatzmitteln getrieben wird. Auch aus dem auf das ätiologische Moment gestübten Studium der in einigen Tropenländern ge- sundenen, unter sich übrigens auszerordentlich wider- sprechenden Beziehungen zwischen Tuberkulose, Syphilis und Malaria läst sich ein unmittelbar praktischer Nupzen für die Patienten erhoffen. — Außerordentklich groß ist die Zahl der zunächst lediglich theoretischen Fragen, deren erst in fernerer Zukunft durch rastlose spstematische Arbeit zu erhoffende Lösung eine größere Klarheit in die Tropenpathologie zu bringen bestimmt ist. Zwiesach sind die Einflüsse, welche die Tropen auf den Gesundheitszustand des in sie versehten Enuropäers ausüben und die dadurch für die Akklima- tisation in Betracht kommen, einmal sind es die des veränderten Klimas an sich; sie müssen als nicht zu ändernde Konstante hingenommen werden; dann die Einflüsse der den Tropen eigenthümlichen Infektions- krankheiten; sie lassen sich durch die Thätigkeit des Menschen in mancher Hinsicht beeinflussen und ein- schränken, sowohl in allgemein hygienischer als in speziell klinischer Hinsicht. Unsere Begriffe von dem Einflusse des tropischen Klimas als solchen auf den menschlichen Organismus entbehren einstweilen noch in vieler Hinsicht der feslen Grundlage. Von Bedeutung sind in der Hinsicht zunächst allcin die in gesunden Tropengegenden an- gestellten Beobachtungen, und deren giebt es nicht allzu viele. Singapore, Penang und verschiedene günstig gelegene Orte auf Java kommen in der Hin- sicht am ersten in Betracht. Ergänzend müssen Beob- achtungen in den tropischen Meeren mit ihren den Küstengegenden vielfach sehr ähnlichen klimatologischen Verhältnissen eintreten. Allgemeine Schlüsse über die Akklimatisationsfähigkeit an die klimatologischen Verhältnisse der Tropen haben eine Berechtigung erst, wenn der Einfluß der verschiedenen Tropenklimata auf die Funktionen des Organismus studirt ist. Im Laborakorium lassen sich diese Fragen nicht entscheiden, der Einsluß der Sonnenstrahlung, Luftfeuchtigkeit und des Windes entziehen sich im Experiment naturgemäß fast jeder Kontrole. Die trockene windbewegke Hitze der tropischen Wüste mit häufig fünf Prozent und weniger Feuchtigkeitsgehalt wirkt mit ihrem Einfluß auf die temperaturregulirende Hantthätigkeit und das 315 — Bedürfniß der Wasserzufuhr auf Herz= und Nieren- thätigkeit und Respiration naturgemäß außerordentllich viel anders als die feuchtigkeitsgesättigte Luft einer tropischen Küstengegend bei Windstille, das wird Jedem, der nur einmal den Suezkanal und dann das Rothe Mcer durchfahren, auch ohne jedes Nach- denken über die Gründe praktisch außerordentlich sühlbar. Für danernde Ansiedelung kommen praktisch freilich ausschließlich oder fast ausschließlich die seuch- ten, den Küsten mehr oder weniger nahegelegenen Gegenden der Tropen in Betracht. In ihnen sind die klimatischen Verhällnisse ja im Ganzen überein- stimmend, zeigen aber doch, namentlich was Feuchtig- keitsgehalt und Luftbewegung anlangt, genügende Differenzen, um eine gesonderte Betrachtung durchaus herechtfertigt erscheinen zu lassen, und das um so mehr, als in den Tropen ganz im Allgemeinen ge- ringfügige klimatische Schwankungen einen außerordent- lich viel größeren Einfluß auf den menschlichen Or- ganismus haben, als in unseren Breiten. Ihre genaue Berücksichtigung gehört demnach zu den her- vorragendsten Aufgaben des mit dem Sindium der Bedingungen der Akklimatisation beschäftigten Arztes. In richtiger Erkenntniß der praktisch hygienischen Bedeutung dieser Verhältnisse sind denn auch die regelmäßigen klimatologischen Beobachtungen in den tropischen Kolonien seilens der Kolonial-Abtheilung des Auswärtigen Amtes vorzugsweise den Regierungs- ärzten übertragen worden. Sie beziehen sich, soweit sie ein Interesse in physiologischer Hinsicht bean- spruchen, auf mehrmalige, mindestens dreimal täglich ausgeführte Temperatur= und Feuchtigkeitsbestimmun- gen mit gleichzeitiger Barometerablesung, sowie genaue Angaben über Windstärke und Richtung, Sonnen- strahlung, Bewölkung und Niederschlägc. Mit ihnen Hand in Hand sollten regelmäßige Untersuchungen der wichtigsten und einsachsten physiologischen Körper- funktionen gehen, wie ich sie auf zwei Tropenreisen regelmäßig vorgenommen habe und wie sie sich in der That leicht und ohne großen Zeitverlust ausführen lassen, Körpertemperatur-, Puls= und Blutdruck- bestimmungen, Messungen des Urinquankums und seines spezisischen Gewichtes, Bestimmungen der Ath- mungsfrcquenz und ähnliche. Das ist ein Gebiet, auf dem namentlich die Aerzte der Kriegs= und Handelsmarine eine außerordentlich danlbare Thätig- keit finden und zur Klärung unserer Vorstellungen von der Aeuderung der Körpersunktionen unter dem Einfluß des wechseluden Klimas wesemlich beitragen können. Gemeinsame Arbeit Vieler thut gerade hier um so mehr noth, als sich eine Anzahl der in Frage kommenden Untersuchungen mit der erforderlichen Regelmäßigkeit und Häufigkeit nur ausnahmsweise an einem anderen als am eigenen Körper ausführen lassen. Dabei sind komplizirte-Apparate in der be- zeichneten Umgebung nach Möglichkeit zu vermeiden. Mit einem Fueßschen Reisebarometer, einigen genau kontrolirten Thermometern, einem stets unter genauer Kontrole zu haltenden Haarhygrometer für hygro-