Bericht des zum Ankauf von Pflanzen und Sämereien nach Sansibar entsjandten Forslassessors Krüger an den stellvertretenden Raiserlichen Gouverneur. Auf der von mir unternommenen Tour nach Sansibar sind für den in Dar-es-Saläm anzulegenden Nußgarten folgende Sämereien und Pflanzen mit- gebracht worden: « Tamarindensamen Betelpalmen Dattelpalmen Pembakokospalmen Nelkenpflanzen Zimmetpflanzen Limonenbäume Ziersträucher Kasseesamen Kautschukbaumsamen l l aus den Sultansgärten und Anpflanzungen des Sultans. Kautschukbaumpflanzen Zimmetbaumpflanzen Agavenzwiebel Ziersträucher u. Blumen aus der Schamba der eng- lischen Mission. Gulabibäume Bambus (indisch) Ziergräser Schlinggewächse Blumen Ziersträucher Die Wachsthumsverhältnisse und das ganze Aussehen der Bäume einer von mir be- sichtigten Obstbaumplantage auf der Insel Sansibar sind ein Beweis dafür, daß wir hier ebenso wenig wie anderswo in den Tropen unsere heimischen Obstsorten mit Erfolg kultiviren können. Aehnlich verhält es sich in den Sultansgärten mit den Weinreben, die zwar oft große Tranuben lieserm welche aber fast jedes Wohlgeschmackes ent- ehren. n etwas größerem Maßstabe ist ein Anbau- versuch mit Dattelpalmen gemacht. Von der Hauptwasserleitung, welche von Norden etwa 3 km weit aus einem ziemlich primitiven Reservoir das Wasser eines Baches zuerst in unterirdischen aus Korallenstein gemauerten Gängen, dann in Eisen- röhren der Stadt zuführt, geht ein Nebenstrang zur Plantage. In cemenkirten, oben offenen Rinnen wurde früher das Wasser dem Gelände mitgetheilt; jetzt hat man mit der Bewässerung aufgehört. Die Aufseher behaupten, daß die Datteln hier gute wohl- schmeckende Früchte zeitigen, jedoch vermochten sie über den Ertrag Näheres nicht anzugeben. Jedenfalls wird die Dattelpalme hier wie anderwärts, wo in der Tropenzone Versuche gemacht sind, ke ine des Anbaues werthen Erträge liefern, da sie gerade im Gegensatz zur Kokospalme zum Gedeihen trockene Luft und frischen Boden verlangt, und bisher alle Versuche, an denen es namentlich die Araber selbst- aus der Schamba der Parsengemeinde. 409 verständlich nicht haben fehlen lassen, keine Resultate erzielt haben. Die Nelkenplantagen des Sultaus liefern nach dem Urtheil der indischen Kaufleute das bessere Material der Insel. Außer ihm befassen sich noch viele Araber mit dem Aubau, der die vorzüglichste Einnahmequelle der Insel bietet. Da die Nelkenbäume gegen die direkte Einwirkung der Ostpassate sehr empfindlich sind, befinden sich die Plantagen im Westen oder im Innern der Insel. Die Entfernung der Bäume beträgt zwischen 6 und 7 m im Quadrat und die Höhe bis 10 m. Der Boden besteht seiner Zusammensetzung nach aus 60 bis 70 Prozent Sand, 5 bis 10 Prozent Humus, 10 bis 20 Prozent Thon. Kalk findet sich überall in hinreichender Menge. Die Nelkenbäume nehmen hier mit einem ziemlich trockenen Boden vorlieb, auf nassem Boden versagen sie. Der Anbau geschieht bis 100 m von der Hoch- fluthgrenze, und macht sich, wo Windschirme fehlen, das Einwirken des Seewindes in dem geringeren Höhenwuchs und der Deformation des Stammes an der Seeseite bemerkbar. Obgleich man im Allgemeinen bei Nelken und Muskatnüssen einen gelinden Schirm selbst bis ins pälere Alter für angebracht erachtet, so konnte ich nicht sagen, daß die zerstreut stehenden Palmen auf Wuchs und Blüthenbildung günstig eingewirkt hätten; zumal wo sie den einzelnen Bäumen zu nahe wuchsen, zeigten sie sich mehr schädlich als nützlich. Dasselbe kann man von den Mohogosträuchern, welche als Zwischenfrucht angebaut wurden und den Ertrag durch zu große Seitenbeschattung nicht unwesentlich schmälerten, behaupten, der Zwischenban der süßen Kartoffel zeigte sich gemäß ihres Wachsthums ver- hältnißmäßig weit weniger verderblich. Jedeufalls kann man bei den Nelkenbäumen, wenn dieselben ausgewachsen sind, der Schattenbäume vollständig entbehren, das zeigten die Flächen, auf denen die Kokospalmen fehlten. Zur Ernte benutzt man schon aus rohen Stämmen angefertigte Stehleitern und ent- hält sich meist des so verderblichen Schlagens. Die Bodenproben, welche in Dar-es-Saläm an verschiedenen Stellen entnommen wurden, zeigten meist an Humus einen größeren, an Thon einen etwas geringeren Prozentgehalt, während der Kalk- gehalt ein ziemlich gleicher ist. Da die Luftfeuchtigkeit hier wie auf Sansibar ziemlich gleich ist, jedenfalls für Nelkenbau voll- ständig genügend, so ist es eigentlich sonderbar, daß an der Küste Versuche mit Nelkenbäumen, wenn man nur ihre Empfindlichkeit gegen die direkte Einwirkung der Passate durch An- legung von Windschirmen berücksichtigt, nicht Erfolg haben sollten. Jedenfalls ist es wünschens- werth, daß wirklich methodisch angelegte Versuche die Sache klarstellen, bevor vom Anbau Abstand genommen wird. —