— 471 — Ramernn. Mi#ttheilungen von der Station Vaunde. Nachrichten, welche im Juni d. Is. zur Küste gedrungen waren, besagten, daß die von dem Bota- niker Zenker geleitete Station Yaunde bald, nachdem der Expeditionsmeister Bärmann der v. Stetten- schen Expedition dieselbe verlassen hatte, von dem Stamme der Voghe-Velinghe angegriffen sei. Da hiernach die Lage Zenkers nicht unbedenklich er- schien, beschloß der stellvertretende Kaiserliche Gon- verneur Kanzler Leist, mit thunlichster Beschleunigung eine Expedition nach Yaunde zu entsenden, welche Unterstützung gewähren und zugleich die zur Ergän- zung der Vorräthe der Station Yaunde erforderlichen Tauschwaaren und Munition dorthin überbringen sollte. Die fragliche Expedition setzte sich zusammen aus dem Sergeanten Lewonig als Leiter und dem Gärtner Nette, den 64 besten Leuten der Kameruner Schutztruppe und 87 Trägern. Dem Expeditions- leiter war noch der besondere Auftrag ertheilt wor- den, auf dem Marsche eine Stelle ausfindig zu machen, welche sich zur Anlage einer Regierungs- station eignete. Als günstiger Platz für eine solche war von Ortskundigen Lolodorf (Mlole des Reimer- schen Kolonialatlas), wo sich bereits ein europäischer Faktorist niedergelassen hatte, bezeichnet worden. Der Zweck der Station sollte darin beslehen, die Verbin- dung von Yaunde zur Küste offen zu halten und zu sichern. Die Expedition brach am 7. Juli von Plan- tation auf und erreichte nach 23tägigem Marsche Yaunde. Dem über den Verlauf derselben von dem Sergeanten Lewonig dem Gouvernement erstatteten Berichte entnehmen wir Folgendes: „Am 7. Juli setzte sich die Expedition von Plan- tation auf dem Wege, welchen in der Regel die von der Küste nach dem Innern gehenden Handels- larawanen benutzen, in Nordostrichtung in Marsch. Am 10. Juli erreichte ich Bipindi, der Weg bis dorthin ist, trotzdem so viele Karawanen denselben benutzen, ganz außerordentlich schlecht, nach starkem Regen marschirt man fast immer in dickem Schlamm; die Wasserläufe sind, da nicht überbrückt, Hindernisse für eine größere Karawane; läßt ein Träger seine Last in das Wasser fallen, so ist an ein Wieder- bekommen in den meisten Fällen nicht zu denken. Vor Bipindi mußte die Expedition fast vier Stunden lang durch knietiefen Sumpf und auf- geweichten Boden marschiren. An dem Wege von der Küste bis Bipindi be- finden sich keine Niederlassungen von Eingeborenen. Bei Bipindi wurde die Expedition am 12. Juli in Kanus über den Lokundjefluß gesetzt und um 9 Uhr 30 Minuten wurde weiter marschirt. Ich zog es vor, nicht den Weg durch die Bahoho- und Tungalandschaft zu gehen, sondern wählte den etwas kürzeren, aber weniger begangenen, auf der Karte nicht bezeichneten Weg über Sungo; da der- selbe weniger benutzt wird, mußte stellenweis der Busch ausgeholzt werden. Vom 13. bis 17. Juli marschirten wir durch Sümpfe, Urwald und neuangelegten Farmen, am 17. wurde Lolodorf erreicht. In Lolodorf, am Lokundjeflusse gelegen, fand ich einen Platz, welcher sich besonders für die in Aussicht genommene Stationsaulage eignet. Am rechten User des Flusses gegenüber dem Dorfe liegt eine etwa 50 Meter steil ansteigende Höhe; am Fuße der Höhe zieht sich die Straße hin, welche von fast allen Handelskarawanen, die nach den Ugamba-, Buly= und Pangwe-Ansiedelungen und den Handelsplätzen am Ujong gehen, benutzt wird, wie auch sämmtliche von Osten kommenden Karawanen auf diesem Wege zur Küste gelangen. Die Lololeute sind friedlich, das Klima ist, wie verschiedene Weiße, welche längere Zeit sich hier auf- gehalten haben, behaupten, recht gesund. Da auch eine leichte Verproviantirung von der Küste möglich ist, so steht der Anlage einer Station nichts im Wege, ich habe den Häuptling von Lolo daher verpflichtet, einen Weg auf die Höhe zu schlagen und die Spitze abzuholzen. Allerdings würde die Anlage einer Brücke über den Lokundje nothwendig sein, da die Passage jett bei hohem Wasserstand lebensgefährlich ist und Karawanen oft wochenlang auf einer Seite des Flusses warten müssen, bis das Wasser abläuft, da man die Beförderung mittelst Kanoes hier nicht kennt; tritt der Fall ein, daß Karawanen warten müssen, so giebt es fast stets Palawer mit den Ein- geborenen. Allerdings sind die Baumaterialien die denkbar schlechteten. In Lolo und der ganzen Umgegend werden alle Hänser aus Baumrinde hergestellt und mit großen Blättern eingedeckt; da Palmen hier nur in verkrüppeltem Zustande vorkommen, so ist den Eingeborenen die Verwendung von Makten für den Hausbau unbekannt. Infolge dessen wird der Bau etwas langsam vor sich gehen, und ist es daher nothwendig, daß ich mit der ganzen Expedition einige Zeit in Lolo bleibe, um Herrn Nette bei dem Bau und der Einrichtung der Station zu unterstüßen. Am 19. Juli marschirte ich mit der Expedition weiter auf Yaunde zu und bewirkte am 27. Juli den Uebergang über den hier sehr breiten Ujong, mit Kanoe, bei dem Dorfe Ekudindi. Die Voghe Belinghe-Dörfer waren bei unserer Ankunft verlassen. Am 30. Juli 4 Uhr nachmittags traf ich mit der Expedition in der Station Yaunde ein. Den Leiter der Station, Herrn Zenker, traf ich gesund an. Ein Angriff auf die Station hat nicht statt- gefunden, wohl aber hat Herr Zenker sehr viel mit Palawern zu thun, besonders mit den Voghe Ve- linghes, welche Anfang März d. Is. einen von der