490 Machrichten aus den deutschen Schuhgebieken. Deutsch-Pltafrika. Ueber die Unterwerfung der ausständischen 1— am Kilimandjaro berichtet der Kaiserliche Gouverneur von. Deutsch- Ostafrika aus Moschi, den 21. August, Folgendes: Nach dem bereits früher gemeldeten glücklichen Gefecht bei Moschi am 12. d. Ms. haben sich die seit der Niederlage des Kompagnieführers v. Bülow im Ausstande befindlichen Häuptlinge von Moschi, Kilema und Kirna (Meli, Fumba und Kitongati) vollständig unterworfen und die von mir gestellten Friedensbedingungen angenommen. Zu dieser Unterwerfung werden wesentlich die im Gesecht erlittenen erheblichen Verluste beigetragen haben. Diese Verluste beziffern sich nach eigener Anugabe des Gegners auf 135 Todte. Die Zahl der Verwundeten dürfte entsprechend sein und sollen von denselben noch eine große Anzahl infolge schlechter Pflege ihren Wunden erlegen sein. Die Bedingungen erfolgen in Abschrift anbei. Es war nicht möglich, sich der Person der Häupt- linge zu bemächtigen, da sie in die gänzlich unzu- gänglichen Höhen des Berges flüchteten. Erst nach langen Verhandlungen und dem Versprechen, sie nicht am Leben zu strasen, entschlossen sie sich, persönlich zu kommen. Ich konnte dies Versprechen um so eher geben, als thatsächlich die Häuptlinge selbst nicht die Schuldigsten waren, sondern einige ihrer Akidas; aus Furcht vor diesen glaubten sie nicht anders handeln zu können, ohne befürchten zu müssen, von ihren Unterthanen der Herrschaft entsezt zu werden. Diese Akidas sind im Gefühl ihrer Schuld bis jett sfern geblieben und werden voraussichtlich sich nicht wieder hier sehen lassen. Der Stationschef hat die Weisung, wenn möglich sich ihrer Person zu bemäch- tigen und sie behufs Bestrasung zur Küste zu senden. Zur dauernden Befestigung unserer Herrschaft ist mit dem Bau einer neuen Station in Moschi be- gonnen worden. Die durch den Kaiserlichen Kommissar Dr. Peters seiner Zeit erfolgte Aufgabe dieser Station hat sich als ein Fehler erwiesen. Die bis- herige Station Marangu, welche auf direktem Wege von Moschi in sechs Stunden zu erreichen ist, wird gleichfalls bestehen bleiben, und genügt die hier stationirte 1. Kompagnie zur Besetzung beider Stationen. Ich habe das Erforderliche eingeleitet, um in der neuen Station die für die Europäer nöthigen Wohn- häuser zu bauen. Das verhältnißmäßig rauhe Klima am Kilimandjaro ersordert es, die Wohnungen mög- lichst solide herzustellen. Die Häuser sollen im unteren Stockwerk massiv aus hiesigen Bruchsteinen, im oberen Stockwerk aus Fachwerk von hiesigen Hölzern und hier hergestellten Ziegeln gebaut werden. Die unteren Räume werden zu Magazinzwecken, die oberen als Wohnung für die Europäer benutzt werden. Das Mauerwerk soll in Lehm gelegt werden, so daß von der Küste nur die Heraufschaffung der Wellblech- platten zur Bedachung und des Cemenls zum äußeren Verputz der Mauern, um denselben bei dem sehr feuchten hiesigen Klima die erwünschte Halkbarkeit zu geben, nothwendig wird. Mit der 4. Kompagnie und den von Kisuaki und Masinde mitgenommenen Mannschaften beabsich- tige ich nunmehr zur Küste zurück zu marschiren und denke spätestens am 20. September dort einzutreffen. Die 3. und 5. Kompagnie sowie die beim Expeditions= korps befindliche Abtheilung Manjema bleiben vor- läufig noch zur Disposition des Kompagnieführers Johannes hier, welcher den Auftrag erhalten hat, noch einen Zug nach Ober-Aruscha und Kahe zu machen, um auch dort unsere Macht nachdrücklich zum Ausdruck zu bringen und die dortige Bevöl- kerung von ähnlichen Widerspenstigkeiten abzuschrecken. Ich kann hiernach erfreulicherweise melden, daß das deutsche Kilimandjarogebiet vollständig unter- worsen und die Ruhe in demselben voraussichtlich auf Jahre hinaus, bei richtiger Behandlung seitens des hiesigen Stationschefs, gesichert ist. Was den Werth dieses Gebietes anbetriffl, so glaube ich, daß dasselbe seinen klimatischen und Boden- verhältnissen nach sich sowohl für die Ansiedelung deutscher Ackerbauer und Viehzüchter, als auch für den Plantagenbau gewisser Kolonialprodukte eignet. Indessen erscheint irgend welche Rentabilität derarti- ger Unternehmungen so lange ausgeschlossen, als nicht durch billigere Transportkmittel der lohnende Absatz hier gewonnener Produkte an der Küste ermöglicht ist. Nach der jeßt eingetretenen Beruhigung und Scherhen des hiesigen Gebietes werden zu den schon in Marangu vorhandenen zwei griechischen Klein- händlern sehr bald mehrere kommen, so daß ein kleines Gebiet für den vermehrten Absah europäischer Industrieprodukte gewonnen sein dürfte. Doch wird sich dieser Handel zunächst nur in beschränkten Grenzen bewegen und für das deutsche Kapital vorläufig von geringer Bedentung sein. Die in Tabora angeworbenen Manjema haben sich auf dem Marsche sowohl als im Gefecht als ein recht brauchbares Soldatenmaterial erwiesen, so daß zu hoffen ist, daß in ihnen ein ebenso gutes, aber bedeutend billigeres Soldatenmaterial als das suda- nesische für künftige Anwerbungen gefunden ist. Bedingungen, unter welchen am 15. August 1893 der Friede mit dem Häuptling Meli geschlossen worden ist. 81. Meli erkennt die deutsche Oberhoheit bedingungs- los an.