Der Akida von Samanga ordnete darauf an, daß die Küstenleute den Wamatumbi die Töpfe ersetzen und 2 Säcke Salz geben sollten, womit sich beide Parteien einverstanden erklärten. Wenige Tage später erschienen die Wamatumbi in großer Masse, griffen Kiaju an und zerstörten die dortigen Siedereien. Was die Veraulassung hierzu war, konnte ich in der kurzen Zeit nicht feststellen, da die Wamatumbi- Oberen von Kitope, zu einer Verathung abwesend, vorläufig nicht herbeizuschaffen waren. Meiner An- sicht nach liegt die Schuld wiederum auf Seiten der Marendego= und Kiajuleute, die allgemein sich eines sehr schlechten Rufes erfreuen, widersehlich und faul sind und nebenbei mir höchst unsicher in Sklaven- sachen zu sein scheinen. Die Dorfältesten Hatuji Maundn, Samte Gimbo und Pilia, die trotz brief- licher Aufforderung nicht zu dem in Mohoro an- gesetzten Schauri erschienen, habe ich Auftrag gegeben, aufzugreifen und nach Kilwa zu schicken. Der Alkida Schech Said bin Raschid hat von mir Befehl erhalten, die Angelegenheit mit den Wamatumbi zu ordnen, was, wie ich in Mohoro von anderen Wamatumbi-Oberen hörte, nicht schwierig ist, da die Wamatumbi von Kitope durchaus friedlich sein sollen. Am 25. nachmittags trafen wir in Mohoro ein. Den Marsch durch die wohlangebauten Felder auf dem rechten Flususer wie die am nächsten Tage fol- gende Besichtigung der arabischen Schambas auf dem linken Ufer veranlaßte Herrn Schroeder zu dem Ausspruch, daß er im nördlichen Theile des Schutz- gebietes noch nie einen so ausgedehnten An- bau wie gründliche Bearbeitung des Bodens hesehen habe. Mohoro macht schon jetzt einen bedeutenden Eindruck, was Ackerbau und Handel anbetrifft, und wird von Jahr zu Jahr an Bedentung zu- nehmen, da der Boden ein vorzühlicher ist, und nach Meinung des Akida Amer bin Seleman mehrere Araber von Sansibar die Absicht haben, sich hier niederzulassen, um Ackerbau zu treiben. Für Plantagenbauzwecke wird hier viel auszu- richten sein, da die Araber großes Entgegenkommen zeigten, mit den in Aussicht genommenen Produkten Versuche anzustellen. Wahrscheinlich werden sich 40 bis 50 Morgen schon bei der ersten Anlage mit Baumwolle be- pflanzen lassen. Der Akida hatte in diesem Jahre bereits Ver- suche im Kleinen mit Baumwolle gemacht, und scheint nach der Quamtität das Resultat ein sehr gutes zu sein; die Sträucher zeigten sehr viele, viel Wolle enthaltende Kapseln, von denen ich einige als Proben mit mir nahm. Ich habe mich auch hier überzeugen können, daß die Araber ihre Leute gut zur Arbeit anhalten, und daß die Schamben mit viel Pflege bearbeitet werden. Das Hauptprodukt der umwohnenden, recht zahl- reichen Bevölkerung ist Reis. 495 — * Der schwarze, humusreiche Boden, die günstige Lage Mohoros, die selbst größeren Dhaus gestattet, den Platz, den Mohorofluß hinauf, vom Meere aus zu erreichen, weisen ebenfalls auf aussichtsvollen Plantagenbau hin. Doas diesjährige Ernteergebniß in Mohoro an Reis ist in Qualität und Quantität vor- züglich, während Sesam nicht gut lohnt, da er von den Bewohnern der Mohoro-Landschaft auch zusammen mit Negerhirse gebant wird, und infolge dessen in Jahren, in denen Negerhirse gut wächst, unter den langen, dichtstehenden Halmen nicht Raum und Lusft zur Entwickelung findet. Die arabische Bevölkerung der Landschaft Mohoro — 35 Familienwäter — treibt mit großem Eiser Feldbau in großem Umfange. Die Bearbeitung der Felder — vorläufig nur mit der Hacke — ist geradezu mustergültig und kann, wie mir Herr John Schroeder mit Freude be- stätigen konnte, selbst auf europäischen Plantagen nicht besser sein. Diese Mohoro-Araber, allen voran der un- gewöhnlich intelligente, arbeitsame Akida Schech Amer bin Seleman, mit seiner für einen Ortentalen staunenswerthen Arbeitskraft und -Lust — ihre Felder, überhaupt die ganze Landschaft Mohoro mit ihrem tiefen, humusreichen Boden, liefern schon jetzt solche Reiserträge, daß der ihr von den Indern gegebene Name „Calcutta mdogo“ im Vergleich mit sonstigen afrikanischen Ernteergebnissen mir voll berechtigt erscheint — sind werth, mit allen verfügbaren Mitteln seitens des Kaiserlichen Gouvernements unterstützt zu werden. Die mit den arabischen Schambenbesitzern ge- führten Unterhandlungen zeigten allgemein ihren Wunsch, den Feldbau, wie in ihrer Heimath, mit dem Pflug zu betreiben, statt nur mit der Hacke. Auch zeigten sich mehrere Araber bereit, im kom- menden Jahre Baumwolle in größerem Umfange zu bauen. Meines Erachtens bietet für Herrn John Schroeder Mohoro und nebenbei Mingumbi ein völlig genügendes Feld aussichtsreicher Thätigkeit und die Möglichkeit, die Feldbestellung mit dem Pflug zum Wenigsten bei den intelligenteren, that- kräftigeren, arabischen Schambenbesitzern einzuführen, denen damit neben der Kultur von Baumwolle eine bedeutende Ausdehnung der Reisfelder ermöglicht wird. Guter Boden in allen Anforderungen ist in entsprechender Menge vorhanden. Zu erwähnen bleibt noch, daß wir auf der Schamba des Arabers Ebud bin Omar zwei gut entwickelte Kaffeebäume sahen, die seit zwei Jahren ihrem Besißer zusammen jährlich 1 Frasilah (35 Pfund) wohlschmeckenden Kaffee liefern. Durch dieses Ergebniß ermuthigt, hat Ebud bin Omar aus Mafia vor zwei Jahren weitere 25 Kaffeebäume gepflanzt, die alle vorzüglich gedeihen sollen.