— 501 — 22. August bin ich mit der „Nupe“ von Yola ab- gefahren. Die Expedition tritt die Rückreise mit dem Flußdampser „Kuka“ an. Derselbe brachte die Expedition von Uechtritz nach Yola, woselbst er am 26. August eingetroffen sein dürste. Am 22. bezw. 23. wurden seitens Mr. Wallace die von Mizon in Muri angelegten Handelsstationen Koonini und Manarawa ausgelöst und alle Güter konfiszirt. Am 28. August traf ich in Akassa ein und wurde von S. M. S. „Nachtigal“ am 3. September nach Kamerun verbracht. Es erübrigt ir noch, die Gastfreundschaft der Beamten der Niger Company, des Agenten Mr. Bradshaw, sowie der Generalagenten Mr. Wallace und Mr. Bedford sowie die ärzt- liche Sorgfalt des Dr. Criß dankend zu erwähnen. Errichtung eines neuen Bezirksamtes im Schutzgebiete von Ramerun. Im Verlause der letzten Jahre haben Handel und Verkehr auf dem unteren Laufe des Sannagaflusses einen erfreulichen Aufschwung genommen. Die Firma Woermann hat an den beiden Endpumkten des dem curopäischen Handel bisher erschlossenen Theiles des Flußlaufes, in Malimba und Edea, je eine mit Weißen besetzte Faktorei eingerichtet. Eine von ihr für den Sannaga beschaffte Dampspinasse führt die Erzeug- nisse des Hinterlandes den überseeischen Dampfern zur Verschifsung zu. Außerdem befindet sich am Flusse eine Handelsniederlassung einer englischen Firma. Neben der Woermaunschen Faktorei in Edea haben sich Zwischenhändler von den Stämmen der Malimba, Bakoko und Dualla ebendort zu Han- delszwecken festgesetzt. Auch von den im Schutgebiete thätigen Missions- gesellschaften ist das Gebiet am Sannaga in ihren Wirkungskreis einbezogen, insofern die Pallotiner in Edea und Tokodorf (Marienberg), die Baseler in Ndogomingo an der Stelle der Abzweigung des Kwakwa vom Sannaga Niederlassungen gegründet haben. Unter diesen Verhältnissen hat sich schon seit längerer Zeit das Bedürfniß nach einem zur Ver- handlung und Entscheidung von Streitigkeiten er- mächtigten Beamten im Sanuagagebiet fühlbar gemacht, zumal die Amwesenheit eines Gouvernements- beamten aus Kamerun nur eine seltene und nach Zeit und Dauer unbestimmte sein kann. Als Sißz für denselben empfahl sich Edea, da gerade an diesem Plaßtze die Mehrzahl der Handelsgeschäfle zwischen Buschleuten und Flußanwohnern abgeschlossen wird und außerdem seit nahezu zwei Jahren eine Regie- rungsstation besteht. Der slellvertretende Kaiserliche Gouverneur Kanzler Leist hat daher, den An- trägen der Kaufleute und Missionare entsprechend, dem in Edea stationirten Beamten des Gouverne- ments obrigkeitliche Befugnisse beigelegt, wie sie den Bezirksamtmännern von Victoria und Kribi für ihre Bezirke zustehen. Danach ist dieser Beamte befugt, sämmtliche gegen Farbige angestrengte Prozesse cioll- und strafrechtlicher Natur, sowie die von Farbigen gegen Weiße erhobenen Civilklagen zu entscheiden und die erlassenen Urtheile, soweit sie nicht auf Todesstrase lanten, ausführen zu lassen. Zur Wahrnehmung des Postens in Edea ist zu- nächst der Materialienverwalter Knibbe aus Kamerun abgeordnet worden, welcher nach Rückkehr des Lieu- tenants v. Brauchitsch nach dem Schutgebiete durch diesen erselzt werden soll. Es ist anzunehmen, daß die Schaffung eines Bezirksamtes in Edea den Sicherheitsverhällnissen und den Handelsbestrebungen am Sannaga sehr för- derlich sein wird, ohne einen übergroßen Kostenauf- wand zu verursachen. In dieser Beziehung werden die für die gerichtlichen Akte zu erhebenden Gebühren von Bedentung sein, wie ferner der Unterhalt für das farbige Hülfspersonal des Regierungsbeamten zum großen Theile aus den die Station umgebenden fruchtbaren Länderein wird gezogen werden können. Reise des flellvertretenden Gouverneurs von Ramerun nach dem südblichen Theile des Schutzgebietes und San Thomé. Der stellvertretende Kaiserliche Gonverneur von Kamerun Kanzler Leist hat Ende August d. Is. auf S. M. S. „Falke“ eine Reise nach dem Süden des Schutzgebietes unternommen, um eine Besichtigung der Zollstation am Kampoflusse vorzunehmen und eine Anzahl anhängig gewordener Streitigkeiten zu erledigen. Nach Besorgung dieser Geschäfte wurden mit der Pinasse des Kriegsschiffes die Flüsse Kampo und Bungola bis zu den Schnellen befahren. Am 24. Angust trat Kanzler Leist die Weiterfahrt an und traf, nachdem er unterwegs noch Libreville besucht hatte, am 27. in San Thoms ein. Bei Gelegenheit der Anwesenheit auf dieser Insel wurde der aus- gedehnten, von dem Vizekonful Spengler geleileten Pflanzung Monte Café ein Besuch abgestattet. Die- selbe, in einer Höhe von 500 bis 2000 Meter be- legen, ist bei guten Vorbedingungen in bester Enl- wickelung begriffen. Die Haupterzeugnisse sind Kaffee, Kakao, Chinarinde und Vanille. Von den beiden erstgenannten Artikeln gelangen zur Zeit jährlich rund 50 000 Kober à 15 Kilogramm zur Verschiffung. Der Totalreinertrag der Pflanzung pro Jahr wird auf rund 600 000 Francs veranschlagt. Die Thätig- keit des Herrn Spengler ist eine bahnbrechende gewesen, und die günstige Entwickelung des seiner Leitung anvertrauten Unternehmens hat den Aulaß zur Gründung lohnender Pflanzungsanlagen auf St. Thom und Prinzipe abgegeben. Es dürfte kaum zu bezweifeln sein, daß auch in unserem benachbarten Schutzgebiete die Voraus- sebungen für die Entwickelung eines ausgedehnten