20 — Produzenten das Vieh und die Wolle abnehmen können und werden, und daß außerdem durch eine dichtere Besiedelung ein erheblicher Konsum an Ort und Stelle geschaffen und dadurch der Markt er- weitert werden wird." Ein Landmesser der Kapkolonie. Ein Landmesser aus der Kapkolonie, der, wie dort üblich, außer in der eigentlichen Meßkunst auch darin ausgebildet worden ist, die Boden= und Wasser- verhältnisse der zu vermessenden Landstrecken und die Möglichkeiten ihrer wirthschaftlichen Verwerthung richtig zu beurtheilen, hat über Groß-Namagqualand im Vergleich mit dem Norden der Kapkolonie und den westlichen Theilen von Betschnanaland folgendes Urtheil abgegeben: „Ich habe vor Kurzem eine Reise durch Groß- Namagqualand unternommen, um das Land und seine Bewohner kennen zu lernen. Das Wenige, das ich gesehen habe, hat einen so günstigen Eindruck auf mich gemacht, daß ich den Wunsch habe, wenn irgendwie möglich, dorthin überzusiedeln. Nach meiner Auffassung ist dieses Gebiet besser, als der größere Theil der nördlichen Grenze der Kapkolonie und als die westlichen Theile von Betschnanaland. Es scheint eine große Mannigfaltigkeit von Weidefutter für Rind= und Kleinvieh hier vorhanden zu sein, und man findet hier nicht die vielen Viehseuchen, die unter dem Kleinvieh der nördlichen Kapkolonie so großen Schaden anrichten. Ein großer Theil dieses Gebietes ist auch zur Zucht von Wollschafen sehr gLeeignet, da hier weite Flächen mit gutem Gias und mit kleinen, als Futter brauchbaren Sträuchern be- standen sind. Die Leichtigkeit, gutes ständiges Wasser zu finden, ist hier bei Weitem größer als im Gor- donia-Distrikte." v. Uechtritz. v. Uechtritz hat im Auftrage des Syndikats für südwestafrikanische Siedlung die Ansiedelungs- verhältnisse im mittleren und nördlichen Theil des Schutzgebietes erforscht und hierüber unter Anderem Folgendes berichtet: „Die Möglichkeit zu einem guten Erwerb liegt in Südwestafrika in der Viehzucht. Um diese mit Nutzen betreiben zu können, ist reich- liches Futter nöthig, und gerade hierin beruht der große Reichthum des Landes. Je weiter man nach Norden kommt, desto mehr nimmt die Quantität des Graswuchses zu; im Ovamboland beispielsweise wird das Gras so hoch, daß grasende Pferde in dem Halmenmeere völlig verschwinden. Mit dem Nähr- werth des Futters steht es allerdings umgekehrt, hierin übertrifft der mittlere und südliche Theil den Norden. Das Futter ist das ganze Jahr über im Felde vorhanden und zwar als = Heu auf dem Halmer. Ein Mastfutler ganz ausgezeichneter Art, besonders für Schafe und Ziegen, bildet auch der sogenannte „ Brackbusche, ein niedriger Strauch, welcher viel im Bezirk von Hoachanas, stellenweise auch bei Wind- hoek vorkommt.“ Mr. Copeland. · Mr. Copeland, der Leiter der ersten Expedition der South West Africa Company, berichtet über das Gebiet nördlich von Hereroland: „Diese Land- striche eignen sich besonders zur Niederlassung von Europäern. Die Ansiedler müssen aber ein kleines Kapital zur Herstellung von Bewässerungsanlagen haben, dann muß ihnen vor Allem Schutz gegen die Eingeborenen gewährt werden. Das Klima ist in der That ein herrliches, die Tage sind zwar recht heiß, die Nächte dagegen kühl und erfrischend. Es giebt eine Menge kulturfähigen Bodens, nach Osten, so weit das deutsche Gebiet reicht, nach Westen bis auf 60 englische Meilen von der Küste. Ueberall wo Wasser gesucht worden ist, hat man es auch ge- funden und zwar nicht tief unter der Oberfläche. In diesem Distrikt wartet jungfräulicher Boden auf den Farmer. Der Ackerbau. der gegenwärtig hier betrieben wird, ist kaum erwähnenswerth. Da die Eingeborenen nur Viehzüchter sind, bekümmern sie sich um nichts Anderes als um ihre Herden. Ab- gesehen von Korn und Mais, gedeihen alle Arten von Gemüsen. Ich glaube auch, daß guter Tabak und Baumwolle an manchen Stellen gezogen werden können. Nach Allem, was ich gehört und gesehen habe, wird sich das Land jedenfalls zum Weinbau eignen. Was die Viehzucht anlangt, so gedeihen be- kanntlich Rindvieh und afrikanisches Kleinvieh vor- züglich; aber auch die Angoraziege und das Merino- schaf werden zweifellos mit Erfolg eingeführt werden können. Der Haupt-Exportartikel des Landes besteht jetzt schon in Produkten der Viehzucht. Lebende Rinder werden über Land nach der Kapkolonie ge- trieben, Häute und Hörner von Rindern sowie Ziegen= und Schaffelle werden auf dem Seewege ausgeführt. Der Transport im Binnenlande ist allerdings sehr theuer und zeitraubend, da bis jetzt zur Verbesserung der Kommunikationsmittel nichts geschehen ist. An Arbeitskräften wird im Lande kein Mangel sein, da die Bergdamaras, deren Zahl ich auf 40 000 schätze, gern in den Dienst von Euro- päern treten werden."“ Mr. Rogers. Der von der South West Africa Company nach dem Schutzgebiete entsandte Ingenieur Mr. Rogers, der die Otavigegend durchforscht hat, schreibt: „Bis jetzt besteht die Hauptbeschäftigung der einigermaßen seßhaften Eingeborenenstämme darin, daß sie ihre Herden hüten. Ihr Viehstand ist zahl- reich und in gutem Zustand. Aber die ausgedehnten Weideflächen können eine erheblich größere Zahl von Vieh ernähren, auch könnten die einheimischen Vieh- rassen mit großem Nutzen verbessert werden. Es ist zweifellos, daß auf vielen ausgesuchten, verhältniß- mäßig nicht sehr ausgedehnten Landstrichen Ackerbau intensiv betrieben werden kann. Durch ein rationelles Bewässerungssystem, Anlage von Dämmen, Absper- rung kleiner Thäler u. s. w. wird sich das kultur-