124 Naulrichten aus den deullschen Schuhgebieken. Deuksch-Dltafrikka. Nachrichten von der Expedition des Raiserlichen Gouverneurs. Nach einem am 22. Januar in Dar-es-Saläm eingetroffenen Briese des Gouverneurs v. Schele, der vom 16. Dezember v. Is. Ulanga-Fähre datirt war, hat seine Expedition nach der Vereinigung mit der Abtheilung des Kompagnieführers Ramsays) mehrere Orte der Masiti zerstört und war im Be- griff, die Haupträuber Rubikira mtua und Pepo, dessen Bruder von Namsay geschlagen worden ist, zu züchtigen. Etwa am 22. Dezember gedachte Herr v. Schele, den Ulanga aufwärts marschirend, bei Kiwanga einzutreffen. Wenn Zeit vorhanden, beab- sichtigte er, bis zum Nyassa vorzudringen, um die Station Langenburg zu besichtigen. Der Gouverneur beabsichtigt, an der Ulanga-Fähre, dem Ausfallthor der Mafiti, nach Ablauf der Regenzeit eine Station anzulegen. Der Kompagnieführer Langhbeld hat über seine Thätigkeit am Victoria-Nyanza der Geschäftsleitung des deutschen Antisklaverei-Komitecs nachstehenden Bericht erstattet: Muanza, den 20. November 1893. Nachdem ich am 7. Juni d. Is. in Muanza an- gekommen war und die Geschäftsleitung über die Unternehmungen des deutschen Antisklaverei-Komitees übernommen hatte, theilte ich zunächst das Gesammt- unternehmen nach den Aufgaben, die wir erfüllen sollten, in eine rein militärische, welche durch Streif- züge im Hinterlande einerseits dem Sklavenhandel Einhalt thun, andererseits durch ihr Erscheinen unser Ansehen stärken, und in eine friedliche Abthei- lung, die durch den Ausbau der Station Neuwied (Peterswerft) und die Ausnutzung der dortigen Maschinen ihren fördernden civilisatorischen Einfluß auf die Kultur des Landes ausüben sollte. Durch verschiedene Verhältnisse war ich gezwun- gen, in diesen ersten Anordnungen einige Verschie- bungen eintreten zu lassen. Die erste Abtheilung erfüllte ihre Aufgabe durch ihren Marsch in dem westlichen Gebiete des Nyanza, indem wir bei den einzelnen Sultanen unsere Flagge zeigten. Hauptsächlich erwähnenswerthe Erfolge sind: 1. Die Ansiedelung der aus Uganda infolge von Religionskriegen vertriebenen Waganda im deutschen Gebiete. Es sind dies bis jetzt gegen 2000 fleißige, arbeitsame Menschen. 2. Die Sicherung der aus Unyoro kommenden Elfenbeinkarawanen. *) Vergl. D. Kol. Bl. 1894, S. 65. 3. Die Gefangennahme von acht Sklavenhändlern und Befreiung von einigen zwanzig Sklaven. Unsere zweite Hauptaufgabe hat nicht minder erfreuliche Resultate aufzuweisen. Leider erlitten diese Arbeiten durch den Tod des Kapitäns Gemmer eine zum Glück nur vorübergehende Stockung. Die Leiter der Station Neuwied (Peterswerft) haben es verstanden, mit den Eingeborenen in ein derartiges gutes Verhältniß zu treten, daß Arbeiter sich von allen Seiten zur Arbeit drängen und die Sultane es als Beleidigung auffassen, wenn ihre Leute nicht auf der Station mitarbeiten dürfen. Dabei sind die Löhne niedrig. Die der Station Neuwied unterstellten Segel- boote haben die ganze Zeit zu thun gehabt. Theils haben sie Lasten und Leute des Kaiserlichen Gouver- nements befördert, theils habe ich sie mit Lasten hiesiger Händler nach Uganda gesandt. Durch diese Arbeit haben sie so viel Zeug verdient, daß wir zur Bezahlung der für die Expeditionen nothwendigen Träger nur sieben Gora Zeug brauchten. Auch hat diese Arbeit die außer dem geschossenen Wild zur Verpflegung des Expeditionskorps nöthigen Mittel aufgebracht. In der Zwischenzeit erledigten die Boote „Herrmann“ und „Wilhelm“ die Post und schafften Bauntensilien, wie Holz, Papyrus und weißen Thon, nach Neuwied (Peterswerst). An Bezahlung erhielt ich für die Last fünf Doti ab Bukoba bis Uganda. Leider mußte ich die letzten Gesuche um Beförderung von Lasten abschlägig bescheiden, da einerseits wir die Boote zur Rückbeförderung des Expeditionskorps selber nothwendig brauchten, andererseits dieselben dringend reparaturbedürftig waren. Wie sich aus den gemachten Erfahrungen herausgestellt hat, sind die Boote, besonders aber der „Fürst Wied“, zu schwach für den Gebrauch auf dem See. Ich ge- denke den letzteren durch Einsetzen eiserner Spanten zu verstärken. Mein europäisches Personal ist durch den Tod Gemmers sowie durch den Abmarsch Dr. Lang- helds und Nehlsens wieder bedeutend vermindert, so daß ich einschließlich Lieutenants Schloifer nur noch sieben Europäer zur Verfügung haben werde. Infolge dessen habe ich leider meinen Plan, einen Weg für Wagen nach Tabora zu bauen, aufgeben müssen. Es kam noch hinzu, daß nach Ansicht des hiesigen Sachverständigen Herrn Castell nur noch zwei Wagen überhaupt gebrauchsfähig sind und außerdem die angenblickliche Lage in Usukuma eine längere Abwesenheit vom See meinerseits nicht räthlich erscheinen läßt.