— 207 doch ein bedeutender geworden, denn wie sich immer deutlicher herausstellt, halten die rebellischen und prahlerischen Reden Kandis doch bei den mit der Regierung wenig befreundeten Theilen des Waniamwesilandes (so in Tindi, Mangope, Lipi u. s. w., als unserem ehemaligen Kriegsschauplatze) zündend gewirkt, und wenn auch heute von allen Seiten Abgesandte mit den wärmsten Freundschafts- betheuerungen herbeikommen, so habe ich doch An- haltspunkte, welche die Gerüchte bestätigen, nach welchen alle diese Gebiete gerüstet gewesen waren, um bei einem etwaigen Erfolge Kandis mit diesem gegen die Regierung zu Felde zu ziehen. Die jett eingelegten Steinbomas Kandis galten allgemein für uneinnehmbar und hätten dieselben im Falle einer energischen Gegenwehr auch sicher viele Opfer von uns gefordert. Um etwaigen noch im Lande vorhandenen Re- bellionsgelüsten anderer Waniamwesihäuptlinge vor- zubengen, mußte ein Beispiel an Kahama statuirt werden. Ich habe daher den Sultan Kandi, der jetzt mit echter Waniamwesiunverschämtheit Gesandte mit leeren Händen und mit den urnschuldigsten Mienen geschickt hatte, um von der Regierung Freundschaft zu erbitten, da ja der Krieg zu Ende wäre und ihr Sultan keine Nguvu (Krast) mehr hätte, abgesetzt und Landes verwiesen sammt seiner Familie. Der am 12. April 1891 mit ihm ab- geschlossene Vertrag ist annullirt und das Gebiet Mkahama an die kandifeindlichen Nachbarsultane ver- theilt worden. Auf diese Weise hoffe ich die Kara- wanenstraße nach dem Victoria-Nyansa, welche seiner- zeit von den Wangonis blockirt und neuerdiugs durch Kandi bedroht war, auf dieser Strecke für immer gesichert zu haben, da sich die Sultane von Msalala Gagi, Wimu und Sundi sowie der Sultan von Upera Igulu als stets regierungsfreundlich bewährt haben und durch die Belehnung mit den einzelnen Theilen des reichen, außerordentlich fruchtbaren Ge- bietes Kahamas gewiß noch mehr an die Regierung gefesselt worden sind. Der Bericht des Lieutenants v. Bothmer über adie zur Bestrafung des Sultans Kandi von Mkahama in der Zeit vom 8. bis 25. Dezember 1893 unter- nommene Expedition lautet, wie folgt: Tabora, den 28. Dezember 1893. Infolge Requisition des hiesigen Keiserlichen Stationschefs, dem rebellischen Sultan Kandi von Mkahama eine gründliche Züchtigung zu bereiten, marschirte ich am 8. d. Mts. in folgender Stärke von Tabora ab: Sieben Europäer: Stationschef Sigl, welcher auf seinen Wunsch als Zugführer eintrat; Lieutenant Halliersch; Arzt Arning; Unteroffiziere: Spiegel, Gregeraßki, Oppermann. 115 Askaris, zwei Geschütze (47 cm und 3,7 cm). Pro Mann 250 Patronen (davon 150 am Leibe), pro Geschütz 120 Schuß. 120 Träger. Der Marsch ging in nördlicher Richtung über Umgurukku — Gombefluß — Uniambewa—Igonda — Ujomba — Iguru nach Ukamba, wo ich am 13. d. Mts. eintraf. Dieser Ort liegt unweit der Grenze von Mkahama, die Entsernung bis zum Quikuru des Kandi wurde auf 1½ bis 2 Stunden angegeben. Nach eingezogenen Erkundigungen sollte die feindliche Boma sehr stark mit Steinmauern, Pallisaden und Euphorbienhecken befestigt sein, auch sollte Kandi noch eifrig an der Verstärkung der Werke arbeiten und entschlossen sein, Stand zu halten. Als ein dem Angreifer günstiger Umstand erschien die Angabe, daß ein Berg ganz in der Nähe liege, von dem man volle Einsicht ins Quikurn habe. Darauf gründete sich mein Plan: Besetzung dieser Höhe, vorbereitende Beschießung durch die Artillerie, alsdann Sturm. Die Nachmittagsstunden des 13. wurden mit den nöthigen Vorbereitungen ausgefüllt. Im Laufe des Tages sammelten sich eine Menge „Hülfsvölker“, meistens Leute des Sultans von Iguru. Etwa zwölf Wangoni waren schon von Tabora aus mitgegangen, dieselben erwiesen sich später als recht nüilich. Am 14. früh 4 Uhr stand die Kompagnie zum Abmarsch bereit. Der dritte Zug mit den Wangoni bildete den Vortrupp, die Kompagnie nobst kleiner Vagage folgte auf 100 Meter. Die große Bagage unter Bedeckung des Sol mit sechs Mann und den Hülfsvölkern sollte langsam folgen. Der Marsch ging — bei völliger Dunkelheit — zunächst ohne Weg durch lichten Busch. Eiwa um 5½ Uhr wurden einige Hütten sichtbar, deren Bewohner von den Wangoni ohne Lärm zu Gefangenen gemacht wurden. Dann bog sich der Weg um eine Bergnase, man hörte Warnungsrufe, und es fiel auf feindlicher Seite ein Schuß. Der Vortrupp schwärmte aus, verstärkte die Spitze und erstieg einen zur Rechten liegenden felsigen, buschbewachsenen Hügel. Oben an- gekommen, sah man das Quikurn auf 300 Meter im Thal vor sich liegen. Dasselbe, mit hohen Bäumen bestanden, machte den Eindruck eines geschlossenen Parks. Der Einblick war durch die dichten Baum- kronen dem Auge völlig entzogen. Ein hoher Euphor- bienbaum ließ nur an einer oder zwei Stellen die dahinter liegende äußere Umfassung als Pallisaden erkennen. An der Südwestecke bemerlte man ein Stück Steinmauer. Jenseits des Quikurn befand sich auf weite Entfernung offenes, sanft ansteigendes Ge- lände. Auf etwa 1200 Meter waren einige Stroh- hütten sichtbar. Das Erscheinen der Truppe kam dem Gegner offenbar überraschend; Leute und einzelnes Vieh be- fanden sich außerhalb der Boma und flüchteten als- bald in dieselbe. Ganz kurz nach dem Vortrupp war auch das 3,7 cm Geschütz zur Sielle und günstig aufgestellt. Ich ließ sofort mit demselben das Feuer-