— 210 — raumes wurden dann die Zahlen 1 bis 7 zugezählt und abgezogen. Diese Uebungen wurden mündlich und schriftlich betrieben. Singen und Turnen nahmen insofern eine eigenartige Stellung den anderen Unter- richtsgebieten gegenüber ein, als beide erst im Laufe des Unterrichtsjahres in den Stundenplan ausgenommen wurden. Durch den Singunterricht wurden die Schüler gleich zu Anfang mit der beim Singen richtigen Körperhaltung und Mundstellung bekannt. Dann wurde zu Gehörübungen — im Auffassen und Wiedergeben eines gesungenen oder gespielten Tones — geschritten, und daran reihte sich von selbst die Einübung ganzer Melodien; von deutschen Melodien mit deutschen Worten: „Heil dir im Siegerkranz!“ und mit Uebersetzung ins Suaheli: „Ich hatt' einen Kameraden“ (Nalikuwmm na mwenzangu). Das Turnen lernten die Schüler in der ersten Zeit nur in Form von Turnspielen kennen, im Wetllauf, im Kettensangen, im Bocksprung, im Kreis-, Wurf= und Königsball. Nach und nach aber bildete das Alles nur den Schluß der Turnstunde, während der eigent- liche Turnunterricht aus Uebungen im Stillstehen, Richten, Kopf rechts und links drehen, Arme vor- und hochstoßen, im Gehen an Ort mit Vorspreizen und im Gehen an Ort mit Knieheben bestand. Der Unterricht im Deutschen endlich — für beide Ab- theilungen in gemeinsamen Stunden ertheilt — be- wegte sich im Allgemeinen in denselben Bahnen, in denen sich die Aneignung der Sprache überhaupt vollzieht: von der einfachen, nächsten Umgebung hin zu verwickelteren, geistig entsernteren Verhältnissen. Der Stoff wurde so behandelt, daß die Schüler nicht bloß auf die Fragen des Lehrers die richtige Antwort zu geben wissen, sondern daß auch die Schüler untereinander in rein deutschen Gesprächen das Gelernte anzuwenden verstehen. Was schließlich das Lernen überhaupt betrifft, so kann man auf allen Unterrichtsgebieten mit dem Erreichten ganz wohl zufrieden sein, insbesondere bei den Schülern, die sich eines regelmäßigen Schul- besuches befleißigen. Die in dem vorstehenden Bericht gemachten Vor- schläge wegen Einführung eines Schulzwanges er- scheinen nach Ansicht der Verwaltungsbehörden im Schutzgebiele zur Zeit nicht durchführbar. Das bei den Eingeborenen vorhandene Mißtrauen gegen die Schule, welche sie sich nach dem Muster ihrer hei- mischen Schulen als Religionslehranstalt vorstellen, muß nach und nach überwunden werden. Die Er- fahrung hat gelehrt, daß die Ausübung eines Schul- zwanges die Leute veranlaßt, fortzuziehen, so daß eine derartige Maßregel das Gegentheil des ange- strebten Zweckes zur Folge haben würde. Es sieht zu hoffen, daß ein ruhiges Fortschreiten auf der von dem Lehrer Barth zur Bekämpfung des vor- handenen Mißtrauens bisher eingeschlagenen Bahn von mit der Zeit stets wachsendem Erfolge begleitet sein wird. Plantagenbau im Dinterlande von pangani. Im November v. Is. hatte der Kanzler Eschke seitens des Gouvernemenks den Auftrag erhalten, die im Hinterlande von Pangani und Tanga gelegenen Plantagen zu besichtigen und sich über die dortigen Verhältnisse zu informiren. Es schloß sich ihm der Regierungsassessor Freiherr v. Oppenheim an, welcher die kurze Zeit seines dortigen Aufenthaltes benutzen wollte, um einen interessanten Theil des Schutzgebietes kennen zu lernen. Dem Reiseberichte des Herrn Eschke entnehmen wir Folgendes: Am 10. November verliessen wir in Begleitung des stellvertretenden Bezirksamtmannes Dr. Neu- haus, welcher sich uns behufs Besichtigung der in seinem Bezirke gelegenen Plantage Lewa anschloß, die Stadt Pangani und fuhren auf dem Flusse bis Tschogwe, wo wir in einem von der Plantage Lewa dort für diesen Zweck errichteten Holzhause über- nachteten. Die Träger hatten wir mit dem Befehle, am nächsten Vormittage in Lewa einzutreffen, über Land geschickt. Am nächsten Morgen erreichten wir nach zweistündigem Marsche Lewa und benutzten den Tag zur Besichtigung, wobei der Verwalter Herr Friedrich Schröder in der zuvorkommendsten Weise den Führer machte. Soviel ich als Laie zu beurtheilen vermag, stand der Tabak ganz vorzüglich. Die Blätter waren groß und zum weitaus größten Theile gänzlich fehlerfrei. Man war gerade in der eifrigsten Erntearbeit begriffen, die Trockenscheunen hingen fast zur Hälfte schon voll und doch war noch lange nicht der erste Schnitt eingebracht. Ein Sturm hatte die auf dem höchsten Punkte gelegene Schenne umgerissen, und deshalb wurde auch die Fermentir- scheune zur Hälste als Trockenschenne benußzt. Der Verwalter sprach die Befürchtung aus, daß er bald an Raum werde Mangel leiden, und dies leuchtete ein, wenn man die Felder betrachtete, auf denen der Nachwuchs nach dem ersten Schnitt so gediehen war, daß man ihn kaum von diesem unterscheiden konnte. Ueber die Arbeiterverhältnisse äußerte sich Herr Schröder durchaus zufrieden. Die Pflanz= und Erntearbeiten werden durch die Chinesen besorgt, die Erd= und Bauarbeiten durch die Javanesen. Die Eingeborenen werden nur als Träger verwendet und zwar nur noch in Akkord, und Herr Schröder meinte, daß er sich hierbei vorzüglich stände. Am folgenden Morgen, den 12. November, ver- ließen wir Lewa und marschirten bis Magila, wo wir bei der englischen Mission so wenig Entgegen- kommen fanden, daß wir vorzogen, im Dorfe unser Zelt aufzuschlagen und dort zu lagern. Schon an diesem Tage hatten wir sehr starke Regengüsse wäh- rend des Marsches gehabt, am nächsten Tage wieder- holten sie sich, so daß wir, da wir nun in die Berge kamen und die Wege außerordentlich schlüpfrig waren, den schon bei gutem Wetter recht anstrengenden Tage- marsch bis Derema hinauf nicht bewältigen konnten und in Punga Mingi Lager bezogen. Am nächsten