— 343 — Gouverneurs nunmehr an alle diese Völker Pro- klamationen ergangen, die sie mit Krieg bedrohen, falls sie Miangesen aufnehmen. Unter dem Ein- drucke unseres Sieges werden sie den Aufrührern schwerlich Unkerkunst gewähren, zumal auch auf die Köpfe der beiden Häuptlinge je fünfhundert Mark gesetzt sind. Dem Chef der Militärstation, Lieu- tenant Dominik, welchem zwei weiße Unteroffiziere und 120 schwarze Soldaten beigegeben sind, habe ich die Instruktion ertheilt, rücksichtslos das ganze Miangland weiter zu verwüsten und die Miangesen durch permanentes Patronilliren vom Aboflusse ab- zuhalten. Lieutenant Dominik hat seine Aufgabe in glän- zender Weise gelöst; kein Miangdorf existirt mehr, die Bewohner sind in die umliegenden Wälder ge- flohen. Jetzt werden die Proklamationen ihre Schul- digkeit thun; denn wie sehr gleich nach der Einnahme von Malende die Autorität des Gonwernements ge- wachsen war, das bemerkte ich am Abende dieses Tages in Fiko, wo ich Palaver abhielt. Es hatte bisher wie ein Alpdruck auf allen Völkern am Abo- flusse gelegen; sie hatten bis jetzt mehr Angst vor den Miangesen, als vor der Regierung, die von jenen verlacht wurde. Als wir am nächsten Morgen den Abofluß hinunter- fuhren, standen an allen Landungsstellen Leute und winkten mit der deutschen Flagge, oder wenn sie leine hatten mit Tüchern. Selbst die Bwapackileute, die westlich von Koki sitzen und mit denen die Miang- leute die Abmachung getrossen hatten, daß sie beim Herannahen der Schutztruppe Nachricht geben sollten, haben jeßztt zum Gouverneur geschickt und um eine deutsche Flagge gebeten. Wenn man bedenkt, daß jetzt mit nur 150 Schwarzen den Feinden ein Verlust von 16 Todten, darunter der Bruder Pens, vielen Verwundeten und 20 gefangenen Weibern beigebracht ist, während diesseits nur zwei Verwundungen — ein Sudanese Schuß in den Arm, ein Weysoldat Schuß durch die Brust — vorgekommen sind, so muß ich neben dem überraschenden Auftreten diesen Erfolg dem rücksichts- losen Vordringen der Truppe, verbunden mit dem überaus geschickten Verhalten der schwarzen Soldaten, besonders der Weys, zuschreiben. Während die Sudanesen unaufhaltsam, wie eine feste-Mauer, vor- wärtsgehen und unter keinen Umständen einen Schrilt zurückweichen, tauchen die leichtfüßigen Weylente bald hier, bald dort in den Busch, in das Gras hinein und bringen durch ihr Ueberall= und Nirgendsein den Gegner, dessen Kampfesweise sie genau kennen, zur Unsicherheit und Verzweiflung. Von den Schwarzen haben sich besonders hervor- gelhan und eine Auszeichnung verdient: der Feld- webel Osman-Muhamed, der Sergeant Zampa, der Unteroffizier Mahmud-Muhamed, die Ge- freiten, Muhamed-Khalifa, Leopold Zuru, Isaak, John Cold, die Gemeinen Abdullah Bringi und Mamad. Kamernn, den 1. Mai 1894. 4 Uhr nachmittags. Detachementsbefehl. 1. Die Miangesen und Muelles, über 1000 Krieger stark, unter ihren Häuptlingen Pen und Mobia, haben sich gegen das Kaiserliche Gonwernement aufgelehnt und sollen gezüchtigt werden. Die Züchtigung ist der neuorganisirten Schutz- truppe übertragen worden. 2. Nach eingegangenen Nachrichten sollen die Gegner ½ Stunde vom Aboflusse ihr neues Haupt- dorf Malende angelegt haben und hier den Augriff erwarten. Weitere Erkundigungen besagen, daß der Strand bei Alt-Miang total verwachsen, dagegen einige Hundert Meter oberhalb eine neue Landungs- stelle für Malende entstanden ist. 3. Ich habe die Absicht, bis zu dieser Malende- beach die Wasserstraße zu benutzen und von hier aus direkt nach Malende zu marschiren. 4. Zu diesem Zwecke steht das Detachement, be- stehend aus 2 Zügen Sudanesen, 1 Zug Weysol- daten und der Trägerkolonne, in Summa: 150 Sol- daten und 30 Träger, morgen früh 5 Uhr in feld- marschmäßiger Ausrüstung mit 100 Patronen pro Kopf am Gouvernementsquai zur Einschiffung bereit. Die Sudanesen, Träger nebst den Lasten werden auf dem Dampfer „Soden“, die Weysoldaten mit einem durch die Stationspinasse geschleppten Leichter transportirt. Die Besatzung der Pinasse und des „Soden“ wird durch ein Detachement S. M. S. „Hyäne“ unter Führung des Lieutenants z. See Vles gestellt. Beide Fahrzeuge haben morgen früh 5 Uhr Dampf auf und liegen nebst dem Leichter zur Einschiffung bereit, und zwar der „Soden“ an der Landungs- brücke des Gouvernements, die Pinasse und Leichter am Quai neben dem Bootshause. 5. Von der Malendebeach aus wird der Marsch in folgender Ordnung angetreten: ¼ Zug Weys Unleroffizier immermann (Spite), 1. Zug Sudanesen Lieutenant Dominik (Führer), Unteroffizier Sebe, 2. Zug Sudanesen Feldwebel Krause (Führer), ½ Zug Weys i v. Mallinckrodt II. (Führer Herrn Dr. Nehn ersuche ich, an der Queue zu marschiren. Die Träger unter Feldwebel Biernatzki ver- bleiben mit den Lasten bis auf weiteren Befehl an Bord des „Soden“. 6. Die Führer haben an den Teten, die ihnen zugetheilten Unteroffiziere an den Quenes ihrer Züge zu marschiren. Die Truppe marschirt in dicht- geschlossener eingliedriger Reihenkolonne. Nur die Spitze hat auf etwa 100 Meter vor der Tete auf- zuklären. Sie hat ihre Aufmerksamkeit außer auf den Feind auch auf die von diesem angelegten